Sundern. Für Dauer- und Kurzzeitcamper gibt es am Sorpesee viele Möglichkeiten. Was das Camping hier so außergewöhnlich macht, lesen Sie hier.

Zwischen Bergen und Wald erstreckt sich der Sorpesee kilometerlang, schmal, mit langgezogenen Uferbereichen. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel, von Sauerländern genauso wie von Westfalen oder Ruhrpottlern. Besonders beliebt bei den Urlauberinnen und Urlaubern: Die vier Campingplätze, die sich direkt am Seeufer befinden, sowie ein Wohnmobilstellplatz für Kurzentschlossene in der Nähe der Uferpromenade Langscheid, laden alle Campingbegeisterten zum Verweilen ein.

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Die bunten, bezaubernden Baumhäuser auf dem Nordic Ferienpark.
Die bunten, bezaubernden Baumhäuser auf dem Nordic Ferienpark. © WP | Katharina Kalejs

Doch wie ist Camping am Sorpesee? Das habe ich mir mal genauer angeschaut. Dafür bin ich auf den Campingplatz „Nordic Ferienpark Sorpesee“ gefahren, unter den Campern auch bekannt als Campingplatz 3. Hier kommen hauptsächlich die Saisoncamper auf ihre Kosten, und es gibt eine ganze Reihe von mietbaren Ferienunterkünften in ungefähr allen Formen, Farben und Größen, die man sich vorstellen kann. Vom „Glamping-Zelt“ über den „Schäferwagen Heinrich“ bis hin zu den großen Finntalos und den kleineren Schwedenhäusern kann man hier verschiedenste Unterkünfte mieten, die für eine bis zu sechs Personen reichen.

Ein besonderes Highlight: Die vier Baumhäuser, gemütliche kleine Ferienhäuser auf Stelzen, die sich direkt am steilen Ufer der grünen Bucht zwischen die alten Buchen kuscheln. Für 2023 sind diese Unterkünfte quasi schon ausgebucht.

Campen mit Dachzelt: Das Abenteuer für die ganze Familie

Jan (37), Johanna (fast 7) und Renate (30) vor ihrem Dachzelt.
Jan (37), Johanna (fast 7) und Renate (30) vor ihrem Dachzelt. © WP | Katharina Kalejs

Für Kurzzeitcamper gibt es nur ein paar wenige Stellplätze, die umso begehrter sind. Hier finden Wohnmobile, Wohnwagen, Camper und Dachzelte einen Platz nach vorheriger Buchung. Einen dieser Plätze haben auch Jan, Renate und Johanna aus Unna ergattert. Die drei sind mit Jans Nissan Navara unterwegs, einem großen Pick-up, und nach mehreren Tagesausflügen das erste Mal zum Campen am Sorpesee. Oben auf dem Auto: Ein Dachzelt.

„Zwei Jahre lang sind wir immer um die Idee Dachzelt geschlichen“, erzählt Renate. Die Familie macht gerne naturnah Urlaub, aber ein Camper, Wohnwagen oder Wohnmobil ist auch einfach teuer, da kann man alternativ nicht mal in den Urlaub fliegen oder eine Ferienwohnung mieten. „Dieses Jahr haben wir uns dann für ein Dachzelt entschieden.“

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Das Dachzelt ist dauerhaft auf dem Pick-up installiert, und ist dann binnen Minuten aufgebaut. Es wird zur Fahrerseite hin erweitert, dadurch entsteht ein schattiges Plätzchen unter dem Zelt. „Wie eine Markise!“, erklärt die fast siebenjährige Johanna. Das Gepäck und die Campingutensilien haben sie auf der Ladefläche des Navara verstaut, in großen grauen Kisten: Einen Tisch, Stühle, eine Küchenkiste, einen kleinen Gaskocher, Kleiderkisten. „Das haben wir alles schon vor dem Zelt gekauft“, verrät Jan und lacht. „Aber mit jedem Campingtrip lernen wir auch etwas neues dazu und müssen teilweise Dinge nachkaufen.“ Sie sind jetzt das vierte Mal mit dem Dachzelt unterwegs.

Die Dachzeltcampingtassen von Jan, Renate und Johanna aus Unna.
Die Dachzeltcampingtassen von Jan, Renate und Johanna aus Unna. © WP | Katharina Kalejs

Der große Vorteil: „Damit ist man immer flexibel, und wir können natürlich toll naturnah campen.“ Es gebe viele Apps, in denen man auch Stellplätze von Bauern oder anderen Landbesitzern findet, wo man für einen kleinen Obolus wirklich mitten im Nirgendwo stehen kann und nicht auf einen Campingplatz angewiesen ist. Da haben sie Spaß dran. „Einige Campingplätze verlangen auch, dass man eine eigene Toilette vorweisen kann“, erzählt Renate. „Deswegen haben wir ein Wurfzelt und einen PortaPotty besorgt.“ Am Sorpesee brauchen das Konstrukt aber nicht.

Bis auf das Schlafen, auf der gemütlichen Matratze, machen sie alles draußen: Klamotten rauslegen, Essen, Kochen. Eine Kühlmöglichkeit für Lebensmittel, die portabel und praktisch ist, haben sie auch noch nicht gefunden. „Da ist man natürlich sehr wetterabhängig“, gibt Jan zu. „Besonders mit Kind. Dafür können wir aber auch schnell und einfach abbauen, wenn das Wetter zu ungemütlich wird.“ Trotzdem ist für die Familie eins eindeutig: „Es macht riesigen Spaß!“ Die Entscheidung fürs Dachzelt war die Richtige.

Langzeitcampen am Sorpesee: Angebote für Saison- und Dauercamper

Zwischen Bäumen und See, am doch recht steilen Ufer, tummeln sich die Wohnwagen – sofern sie noch als solche zu erkennen sind. Die meisten Stellplätze im Nordic Ferienpark sind an so genannte Saisoncamper vermietet; Sie dürfen vom Frühlingsanfang bis zum Herbstende dort leben, die Wohnwagen bleiben auch das ganze Jahr über stehen. Die Leute haben sich Terrassen gebaut, Vorhütten, alles mögliche. Hier stehen bunte Blumen, da Gartenzwerge, der eine hat sich einen Zaun gezogen, der nächste ein Terrassendach. Von den ursprünglichen Wohnwagen ist mal mehr, mal weniger zu sehen.

Siggi auf seinem Lieblingsplatz auf seiner
Siggi auf seinem Lieblingsplatz auf seiner "Terrasse" vor seinem Wohnwagen. © WP | Katharina Kalejs

Von Siggis Wohnwagen sieht man noch die kurzen Seitenwände – und theoretisch ist eine lange Seitenwand erkennbar, die steht aber zum Wald hin. Der Bergkamener ist einer der vielen Dauercamper des Campingplatzes 3A. „Wie lang ich schon hier bin? Tja, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Sehr lange auf jeden Fall.“ Ursprünglich kommt er aus einem kleinen Dorf bei Bestwig, dann ist sein Vater mit der Familie nach Bergkamen gezogen – „Der Arbeit hinterher.“ Auch Siggi wurde Bergmann: „Sicherheitsbeauftragter, in einem Stollen in 1500 Metern Tiefe. So verschachtelt, wenn da was passiert wäre, hätten die uns da nie wieder rausbekommen.“

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Campen begleitet ihn da auch schon lange. „Mein erster Wohnwagen war so ein Minihaus, richtig mit Spitzdach – 2,50 Meter breit, das Ding hab ich einmal bewegt und dann nie wieder!“ Er lacht. Irgendwann hat er dann zufällig, im Internet, den Wohnwagen gefunden, den er jetzt bewohnt. „Ich bin hierhin gefahren, und habe mich direkt verliebt!“ Er hat einen Dauerstellplatz etwas abseits, mitten im Wald, und von da kann er quer über den Sorpesee bis zum Damm gucken.

Vor den Wohnwagen hat er sich eine Hütte gebaut – seine Küche, und einen kleinen Windfang, der auch als Abstellmöglichkeit dient. Wohnzimmer und Schlafzimmer sind im Wohnwagen. „Mein eigenes kleines Reich, alles selbst gebaut“, freut Siggi sich – darauf ist er sehr stolz.

Jahrelang hat er auch für die Campingplatzbetreiber gearbeitet, hat alles gemacht, was an Arbeiten auf den Campingplätzen angefallen ist. „Aber jetzt ist es Zeit, mal etwas ruhiger zu machen.“ Er packt immer noch mit an. Als ich dort bin, kommt er gerade von Campingplatz 2, nur um dann im Nordic Ferienpark beim Heckenschönschnitt zu helfen. „Ein paar Stunden mache ich noch, aber eben flexibel.“ Auch seine Familie hat einen Stellplatz in der Nähe, auf einem anderen Sorpeseecampingplatz – so sind sie nah genug beieinander, um sich regelmäßig zu sehen.

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Die geräumigen Finntalos bieten auf zwei Etagen Platz für bis zu sechs Personen.
Die geräumigen Finntalos bieten auf zwei Etagen Platz für bis zu sechs Personen. © WP | Katharina Kalejs

Für Siggi steht aber auch bald eine große Veränderung an: „Ich ziehe demnächst auf Campingplatz 2 um.“ Der Unterschied: Auf Campingplatz 2, Familiencamping, nur wenige Autominuten weiter Richtung Langscheid, darf man das ganze Jahr über im Wohnwagen wohnen – richtiges Dauercamping eben. In seinem aktuellen Wohnwagen darf er nur von April bis Oktober bleiben, die Wintermonate über ist der Campingplatz geschlossen. Deswegen wird er umziehen, und wird vom Saisoncamper zum Dauercamper. „Darauf freue ich mich sehr, auch wenn es viel Arbeit wird, den Wohnwagen hier leer zu machen. Aber es ist mein Zuhause.“

Das liegt auch an den anderen Mitcampern. Man kennt sich, man respektiert sich. „Natürlich kommt man nicht mit allen super klar – aber man kommt miteinander aus. Einige bleiben lieber unter sich, wieder andere sind geselliger. Das wird respektiert hier auf dem Campingplatz.“ Und auch, wenn die Leute sich Zäune bauen – die Parzellen sind dann eben nicht abgeschirmt, sondern nur zum Beispiel ausbruchsicher gemacht, damit der Hund nicht ausbüxen kann. Diese Offenheit gefällt Siggi.

Organisation und Betreuung: Ein abwechslungsreicher Job

Trotzdem ist Dauercamping nicht immer einfach. „Das, was die Leute sich aufbauen, muss binnen 24 Stunden abgebaut werden können“, erklärt Platzwartin Ute Tuchel. Die gelernte Zahnarzthelferin ist seit 2014 im Campingplatzteam Sorpesee, hat als Reinigungskraft angefangen. „Dann haben sie gemerkt, dass ich auch Anpacken kann, Rasen mähen, Hecke schneiden, einen Schraubendreher bedienen und sowas. Dann wurde ich befördert, jetzt bin ich Platzwartin.“ Sie kümmert sich nicht nur um die Anlage, sondern auch um die Feriengäste, die Buchungen, die An- und Abreisen.

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Ute Tuchel, Platzwartin des Nordic Ferienparks.
Ute Tuchel, Platzwartin des Nordic Ferienparks. © WP | Katharina Kalejs

Zum Hecke schneiden kommt sie an dem Tag, an dem ich dort bin, gar nicht so viel. Erstmal checkt sie Jan, Renate und Johanna ein; dann ruft auch schon jemand an, weil etwas kaputt ist. Ein bisschen Arbeit, dann muss eine Buchung korrigiert werden. Wieder ein bisschen Arbeit, dann bitten wieder Camper um Hilfe. Siggi hat viel Zeit, um den Heckenschnitt zusammenzurechen, während Ute immer wieder unterwegs ist. „Wir können gut miteinander“, sind sich Siggi und Ute einig. Ute ist sich sogar sicher, dass sie von Siggi „eine Menge gelernt hat“, allerdings will Siggi davon nichts hören.

Das Ziel von Ute: „Die Leute müssen zufrieden sein.“ Dafür setzt sie sich ein, genießt es aber auch, im Großen und Ganzen feste Arbeitszeiten zu haben. Sie ist sehr naturverbunden, sammelt hier ein Sträußchen Johanneskraut, bevor sie den Rest wegschneidet, und da ein Sträußchen lila blühende Minze, die sie hoch ins Restaurant Meilenweit gehört. Die Leute duzt sie, ist freundlich zu ihnen, immer für ein Späßchen aufgelegt.

„Ich arbeite gerne hier“, erzählt sie auf dem Weg, den Grünschnitt wegzubringen. „Die Arbeit ist abwechslungsreich: Mal bin ich den ganzen Tag draußen so wie heute, Montags und Freitags an den großen An- und Abreisetagen steht besonders viel Büroarbeit an. Ich lerne hier ganz viele verschiedene Menschen kennen, das ist toll.“ Ganz viel ihrer Arbeit kann sie sich selbst einteilen – Hauptsache, es wird gemacht, was der Chef sagt.

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Auf dem Campingplatz zwischen See und Wald herrscht viel Leben, und zwar ein ganz anderes als auf der Straße. Es ist ein Ort für entspannte, entschleunigte Ferien.