Winterberg. Ein Paar aus Münster eröffnete im Sauerland das Skigebiet „Mein Homberg“ samt Hütte. Warum der Betrieb jetzt Insolvenz anmelden musste.

Eigentlich deutet nichts darauf hin, dass am Skigebiet und Ausflugsziel „Mein Homberg“ im Winterberger Ortsteil Züschen irgendetwas nicht stimmt. Im Schaukasten neben dem Eingang der Homberg-Jause hängt wie immer die aktuelle Speisekarte, im Eingangsbereich laufen auf einem Monitor Bilder mit Impressionen und Veranstaltungsterminen. Und doch erwecken die benutzten Aschenbecher, die draußen verloren auf den Tischen stehen, und einige leere Flaschen im Innern, die man durchs Fenster sieht, den Eindruck, dass die schmucke Hütte von jetzt auf gleich verlassen wurde.

Womöglich täuscht der Eindruck nicht. Die Homberg-Jause im alpenländischen Stil ist seit kurzem geschlossen, auch wenn kein Hinweis an der Eingangstür oder auf dem Weg zum Homberg dies vermittelt. Die Internetseite mein.homberg.com ist bereits verschwunden. Unter dem Aktenzeichen 52 IN 70/24 hat das Amtsgericht Arnsberg am 23. Juli gegen die Homberg-Ziegenhelle Sport- und Freizeitgesellschaft mbh & Co. KG ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Homberg ist pleite
Eigentlich sollte das Gelände rund um die Homberg-Jause in diesen Tagen mit Tagesausflüglern und Sauerland-Urlaubern bevölkert sein. Doch die Hütte im alpenländischen Stil ist nach der Einleitung des Insolvenzverfahrens geschlossen. © WP | Mark Clemens

Dabei hatte es vor knapp drei Jahren beim Start des Projekts „Mein Homberg“ im Hochsauerland so gut ausgesehen. Viele Medien hatten sich seitdem auf die fast unglaubliche Geschichte von Jan und Nina Homann aus Münster gestürzt: ein Ehepaar aus dem tiefsten westfälischen Flachland, das sich als Quereinsteiger ein Skigebiet in den Sauerländer Bergen kauft und mit der Homberg-Jause („Das kleine Tirol im Hochsauerland“) ein wahres Hütten-Schmuckstück errichtet. „Die beste, leckerste, netteste und kinderfreundlichste Location im Sauerland“ war nur eine der begeisterten Besuchermeinungen in einem Bewertungsportal im Internet.

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Das gut 35 Hektar große Skigebiet „Mein Homberg“ war aus der einstigen Snow World Züschen entstanden: Dort fanden sich sechs Lifte, sieben Pisten, Langlaufloipen, eine Rodel- und Snow-Tubing-Bahn (aufgepumpte Gummireifen), ein Kinderspielplatz, ein Panoramablick von der Bergstation des Hochplateaus und eben die urige Hütte. Die Homanns hatten viel Geld in die Renovierung gesteckt und sich einen Lebenstraum erfüllt.

Klage über hohe Energiepreise

Doch der scheint mit dem eingeleiteten Insolvenzverfahren jäh geplatzt. Und derzeit scheint niemand so recht zu wissen, wie es auf dem Homberg weitergeht.

Jan Homann, Geschäftsführer der Gesellschaft, hat in den vergangenen Jahren so manchen Medienvertreter auf dem Homberg empfangen. Jetzt zeigt er sich am Telefon wortkarg: „Ich kann aktuell keine Auskunft geben“, sagt er, „wir prüfen derzeit verschiedene Optionen.“ Im vergangenen Juni hatte er gegenüber der Westfalenpost mit Blick auf die Gaspreise von einem „Wahnsinn“ gesprochen. Zudem schilderte er eine gewisse Zurückhaltung bei Gästen in puncto Essensbestellungen.

Gesprächiger ist Joachim Reuter, Ortsvorsteher des 1500-Einwohner-Ortes im nordöstlichen Rothaargebirge: „Die Insolvenz des Skigebietes ist eine sehr traurige Sache und für Züschen schlimm. Wirklich sehr bedauernswert“, sagt der CDU-Lokalpolitiker. Jan Homann habe mit der Homberg-Jause eine „großartige Location“ geschaffen, die auch von der Dorfgemeinschaft selbst sehr gut angenommen worden sei. Nun falle wieder ein Gastronomiebetrieb im Dorf weg, beklagt er.

Homberg ist pleite
Die Speisekarte hängt noch im Schaukasten der Homberg-Jause, die Eingangstür aber ist seit Tagen verschlossen. © WP | Mark Clemens

Dabei seien an dem Ausflugsort im Wanderparadies Züschen viele Feste und Geburtstage gefeiert worden, ergänzt Reuter. Hüttenwirt Homann habe mit Veranstaltungen zu Silvester oder beispielweise einer Oktoberfestparty und Kartoffelbraten die Einheimischen immer wieder miteinbezogen: „Herr Homann hat das hier echt toll gemacht. Er war immer so euphorisch, und wir hätten ihm den Erfolg gegönnt“, sagt der Ortsvorsteher.

In den vergangenen Jahren blieb der Schnee aus

Leider habe der Gastronom mit dem ausbleibenden Schnee in den vergangenen Jahren zu kämpfen gehabt. „Wir hoffen alle, dass das Lokal weitergeführt werden kann. Jetzt ist aber der Insolvenzverwalter dran – und nicht wir“, sagt Reuter. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Dortmunder Rechtsanwalt Jens Brömmelmeier bestellt. Auf eine Anfrage der Westfalenpost reagierte er nicht.

Homberg ist pleite
Angesichts des aktuell guten Wetters wäre der Biergarten der Homberg-Jause sicher gut belegt gewesen. Doch der Gastro-Betrieb ist geschlossen. © WP | Mark Clemens

Jan und Nina Homann waren sehr engagiert in ihr Abenteuer im Hochsauerland gestartet und wollten hoch über dem staatlich anerkannten Luftkurort Züschen neben dem traditionsreichen Skigebiet auch ein Ganzjahres-Ausflugsziel für Wanderer, Radfahrer und Familien etablieren. „Man muss ein bisschen verrückt sein“, hatten sie vor eineinhalb Jahren gegenüber der Westfalenpost gesagt.

Geschäftsführer Jan Homann hielt 75 Prozent der Homberg-Ziegenhelle Sport- und Freizeitgesellschaft. Am Rest sind unter anderem der Verkehrs- und Heimatverein, die örtliche Skischule und der Ski Club Züschen beteiligt. „Wir haben nur eine Minderheitsbeteiligung und waren nicht am operativen Geschäft beteiligt“, sagt Mario Steinhausen, 1. Vorsitzender des Skiclubs Züschen. Finanziell wirke sich die Insolvenz „aktuell“ nicht weiter auf den Verein aus, sagt er.

Urige Hütte wurde „gut besucht“

Die Vereinsmitgliedern bedauern, so Steinhausen weiter, dass die Homberg-Jause seit einigen Tagen geschlossen sei. Jetzt müsse man schauen, wie das Insolvenzverfahren ausgehe: „Die Dorfgemeinschaft sowie die örtlichen Vereine haben ein großes Interesse, dass der Betrieb in dem Skigebiet und in der Homberg-Jause weitergeht“, sagt der Vereinschef, „die Hütte war ganzjährig geöffnet und wurde gut besucht.“

Grundsätzlich, ergänzt er, habe man den Einstieg in die Gesellschaft beziehungsweise in das Skigebiet Homberg durch die Familie Homann für eine gute Idee gehalten – „die natürlich Unternehmergeist erforderte“. Was den Betrieb eines Skigebiets überall erschwert habe, seien die steigenden Energiepreise und der Schneemangel, so der Clubchef. Im vergangenen Winter seien am Homberg keine Liftanlagen gelaufen und kein Kunstschnee produziert worden.

Joachim Reuter ist der Ortsvorsteher von Züschen.

„Die Insolvenz des Skigebietes ist eine sehr traurige Sache und für Züschen schlimm. Wirklich sehr bedauernswert.“

Joachim Reuter

Auch Sorgen bei den Touristikern

Auch die Touristiker im Hochsauerland machen sich angesichts der Insolvenz Sorgen. „Der Homberg ist ein wunderschönes Naherholungsgebiet und zog wegen der tollen Lage auch viele Urlauber an“, sagt Michaela Grötecke, „es wäre ein herber Verlust, wenn es dort oben nicht weitergeht.“

Nach den Worten der Winterberger Tourismuschefin habe die Familie Homann „tolle Konzepte“ für die Gewinnung weiterer Zielgruppen in der Schublade gehabt – „leider liegen diese jetzt auf Eis“. Man habe aber die Hoffnung, dass sich „die Suche nach einer Nachfolge“ erfolgreich gestalte.

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