Hagen. Was sie zum Konzert in Gelsenkirchen anziehen werden. Und warum Taylor Swift für Julia, Chantal und Debi mehr ist als nur ein Popstar.
„Ich habe mir extra für das Taylor-Swift-Konzert ein weißes Kleid gekauft“, berichtet Chantal Fries aus Medebach. Eine Woche lang hat die 24-Jährige an ihrem Outfit für den großen Auftritt der US-Sängerin gebastelt, geschnitten und geklebt. „Im Taylor-Swift-Style mit Steinchen und Pailletten.“ Sie reiht sich in die Fan-Gemeinde der Swifties ein, die ihre Outfits selbst entwerfen, Freundschaftsarmbänder tauschen und auch abseits der Konzerte miteinander feiern. Aber was macht einen Swiftie eigentlich aus? Zum Start der drei Konzerte ab Mittwoch in der Gelsenkirchener Arena haben wir mit jungen Frauen aus dem Sauerland und Hagen über das Phänomen und den Kult rund um Taylor Swift gesprochen.
Fantasievolles Kleid
Swift-Fans sind bekannt für ihre fantasievollen Outfits, die sich an den Songtexten des US-Stars orientieren. Beim Styling für das Konzert am Freitag in der Arena hat sich auch Chantal Fries mit ihrem weißen Kleid an die aktuellste „Era“ gehalten. Jedes der elf Swift-Alben steht für eine „Era“. Und sie nehme „natürlich, wie es bei Swifties üblich ist, Freundschaftsbänder zum Tauschen mit“.
„Swiftie kann jeder sein, es gibt welche, die meinen, dass man nur einer sein kann, wenn man eine bestimmte Anzahl an Liedern kennt und häufig auf Konzerten gewesen ist – das denke ich aber nicht“, sagt Chantal Fries. Viele seien wie sie erst durch die aktuelle Tour zum Swiftie geworden. Seither beschäftige sich die Sauerländerin intensiv mit der Musik der US-Amerikanerin.
Poster an der Wand
In ihrer Wohnung, so Chantal Fries, sehe man sofort, wer ihr Idol ist. „Da bin ich old school: Bei mir hängen noch Poster von Taylor Swift an der Wand.“ Sie besitzt auch Schallplatten und mehrere Kleider aus dem offiziellen Taylor-Swift-Shop. „Meine Mitbewohner sind teilweise schon genervt,“ verrät die junge Frau, die zwei Front-of-Stage-Tickets ergattern konnte. „Rechts von der Bühne, Stückpreis: 250 Euro“, erzählt Chantal Fries. Ihre Mutter begleitet sie zu ihrem ersten Live-Konzert von Taylor Swift. Ihr sechsjähriger Sohn sei auch „schon ein kleiner Swift-Fan“.
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Kritikern, die Taylor Swifts Songs als banal und simpel beurteilen, entgegnet Chantal Fries: „Musik ist immer Geschmacksache. Natürlich gibt es Leute, die an allem etwas auszusetzen haben. Aber ihre Texte sind nicht so dahingeklatscht, ich finde sie sehr lyrisch.“ Regelmäßig informiere sie sich über die zurzeit erfolgreichste Sängerin der Welt. „Ich schaue mir Dokus, Interviews und Livestreams zu Konzerten an.“
Mit dem Star einen trinken gehen
Die 24-Jährige findet die US-Sängerin „sehr bodenständig, eben eine coole Person“. Mit ihr würde sie gerne entspannt „einen trinken gehen“, sagt sie und fügt hinzu: Swifties seien ganz normale Menschen. Natürlich gebe es auch welche, die fast durchdrehten, ihr meilenweit hinterherfliegen, Unmengen an Geld für sie ausgeben und zu ihrem Hotel fahren würden. „Aber das, das würde ich nie machen, sie hat Privatsphäre verdient.“
Auch Julia Bergmann aus Sundern hat Tickets für das Freitag-Konzert von Taylor Swift. „Ich weiß bis heute nicht, wie ich das geschafft habe. Ich hatte einfach Glück“, erzählt die 21-Jährige. Pro Ticket habe sie im offiziellen Verkauf 120 Euro bezahlt. Ihre beste Freundin begleitet sie.
Sich selbst bezeichnet Julia Bergmann als „relativ frischen Swiftie“. Seit etwa zwei Jahren bekennt sie sich dazu. Anders als in Chantal Fries Wohnung sei es bei ihr nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dass sie ein Swiftie ist. Zum Konzert will die 21-Jährige aus Sundern ein pinkes Kleid mit Pailletten anziehen. Ihre beste Freundin, die sie begleite, ziehe ein schwarzes Kleid an. Sie freut sich auf die „riesengroße Community“: „Man fühlt sich hier willkommen, kommuniziert mit vielen anderen Swifties.“
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Julia Bergmann fiebert dem Konzert entgegen. Sie freut sich auf die Bühnenshow und die Stimmung, die großartig sein soll. „Es ist mein erstes Konzert.“ Taylor Swift sei ein Superstar, aber sie sei auch sehr nahbar. „Man kann sich voll und ganz mit ihr identifizieren. Sie ist für viele ein Vorbild.“ Swifties, sagt Julia Bergmann selbstbewusst, würden manchmal überspitzt dargestellt. Dabei seien es ganz normale Menschen.
Eine Abschlussarbeit über den Weltstar
Debi Nossutta aus Hagen hat ihre eigene Band: „Debi & The Psychos“ spielen Rock und Pop. Die 25-Jährige, die 2015 erstmals in Köln auf einem Konzert des US-Stars war, hat sich über Jahre intensiv mit Taylor Swift beschäftigt. In diesem Jahr hat die Musikwissenschaftlerin aus der Volmestadt sogar ihre Bachelor-Arbeit über die Frau, die weltweit mehr als 300 Millionen Tonträger verkauft hat, geschrieben. In ihrer Abschlussarbeit ist Debi Nossutta der Frage nachgegangen, ob die Gemeinschaft der Swifties religiöse Züge trägt? Ihr Fazit: „Es gibt viele Rituale und auch Überschneidungen mit Religion, aber ein Fankult kann niemals Religion sein.“
Taylor Swift, fasziniere sie, so Debi Nossutta. Swift habe eine besondere Gabe, Gefühle in Wort zu fassen. „Sie trifft die Gefühlslage von Generationen“, berichtet die Hagenerin. Man erkenne sich in ihren Texten wieder, habe ein verbindendes Aha-Erlebnis. Die Texte des US-Stars seien für sie eine Inspiration. „Auch für meine Musik.“
Bewundernswerte Ausdauer
Debi Nossutta ist stolze Besitzerin von Konzert-Karten. Sie freut sich auf Freitagabend. „Die Bühnenshow wird wieder perfekt sein“, sagt sie. Dem Star aus den USA zollt die 25-Jährige Respekt: „Ich weiß, wie anstrengend allein 15 Minuten auf der Bühne sind. Taylors Konzerte dauern dreieinhalb Stunden.“ Ihre Ausdauer sei bewundernswert. Und ihre Songs seien voller Lyrik. Dass der US-Star aus West Reading (Pennsylvania) mit Merchandising und sogar markengeschützten Textzeilen aus ihren Liedern, die so gern auf T-Shirts gedruckt werden, immer reicher wird, gönnt sie dem neun Jahre älteren US-Star. Lieder wie „Innocent“ seien ein Geschenk, das mit Geld nicht aufzuwiegen sei.
Debi Nossutta ist noch am Anfang ihrer Karriere. „Ich bin und werde ein Swiftie bleiben“, sagt sie. So berühmt wie Taylor Swift will die Hagenerin aber dann doch nicht werden: „Ein Viertel des Bekanntheitsgrades von Taylor Swift reicht mir vollkommen.“
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