Arnsberg/Hagen. Sechsmal fand die Verhandlung nicht wie geplant statt, nun zieht das Landgericht Arnsberg die Notbremse. Wann der Prozess starten soll.

Nach wiederholter Absage von Verhandlungsterminen ist der Prozess gegen den ehemaligen Infineon-Manager, der bei einem Tochterunternehmen des größten deutschen Halbleiterherstellers mit Sitz in Warstein über Jahre Firmengeld in zweistelliger Millionenhöhe unterschlagen haben soll, um Monate verschoben worden. Wie das Landgericht Arnsberg am Montag auf Anfrage erklärte, seien die weiteren geplanten Verhandlungstermine aufgehoben worden. Die Hauptverhandlung soll nun von September bis Februar stattfinden. „Es muss alles von vorne beginnen“, sagte ein Gerichtssprecher. Ein konkreter Termin für den Neu-Start des Prozesses, in dem bisher noch nicht einmal die Anklage durch die Staatsanwaltschaft verlesen worden ist, sei allerdings noch offen und werde derzeit mit den Prozessbeteiligten (darunter Infineon als Nebenkläger) abgestimmt.

Ursprünglich sollten sich der ehemalige Infineon-Manager, dem unter anderem Untreue, Urkunden- und Bilanzfälschung sowie Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen zur Last gelegt wird, und zwei weitere Angeklagte, denen Beihilfe zur Untreue vorgeworfen wird, ab dem 16. April vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Arnsberg verantworten. Die ersten drei Verhandlungstermine waren allerdings aufgehoben worden, weil der Hauptangeklagte erkrankt gewesen sein soll. Zum vierten geplanten Termin, am 7. Mai, erschien der ehemalige Infineon-Manager nicht – obwohl ihn laut Gericht eine Gutachterin für verhandlungs- und reisefähig erklärt hatte. Verteidiger Karsten Possemeyer sagte damals, dass sein Mandant „nachweislich erkrankt“ sei, verwies auf ein ärztliches Attest und wies Vorwürfe des Zeitspiels zurück. Auch von einer Operation im Mai oder Juni – wegen einer öffentlich nicht benannten Erkrankung – war die Rede.

Die Vorsitzende Richterin Dorina Henkel hatte damals „Zweifel“ am Gesundheitszustand des Hauptangeklagten erkennen lassen und angekündigt, den ehemaligen Geschäftsführer zum fünften geplanten Verhandlungstermin am 21. Mai „mit dem polizeilichen Taxi“ nach Arnsberg bringen zu lassen, auch stellte sie eine Untersuchung durch einen Amtsarzt in Aussicht. Nun wurden auch die letzten drei der ursprünglich neun vorgesehenen Verhandlungstermine aufgehoben, weil es laut Landgericht Arnsberg nicht möglich gewesen wäre, den Prozess in dem geplanten Zeitrahmen und unter Einhaltung der Fristen der Strafprozessordnung zu Ende zu führen. Statt am 14. Juni dürfte ein Urteil daher erst im neuen Jahr fallen.

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