Hagen. Mückenplage in NRW: In diesem Jahr gibt es viele Mücken. Ein Experte verrät, woran das liegt und wie Sie sich dagegen schützen können.
Endlich richtig Sommer: Das Wetter lädt dazu ein, auch abends einmal draußen zu sitzen oder das Fenster über Nacht offenzulassen. Doch die Mücken sorgen schnell dafür, wieder in die sicheren vier Wände zu verschwinden. Besonders an Gewässern gibt es viele der kleinen Blutsauger.
An Möhne, Bigge, Volme, Diemel und Sieg sind sie bereits seit dem Frühling auch in Südwestfalen auf dem Vormarsch. In Hagen am Hengsteysee schwirren sie in dichten Schwaden umher. „Es hat eine Art Turboentwicklung eingesetzt“, sagt Ralf Blauschek, Leiter der Biologischen Station in Hagen. „Besser als zuletzt hätten die Bedingungen nicht sein können. Jetzt geht‘s richtig zur Sache.“
„Besser als zuletzt hätten die Bedingungen nicht sein können. Jetzt geht‘s richtig zur Sache.“
Die Mücken sind in diesem Frühjahr schon besonders zeitig unterwegs gewesen, ein paar Wochen eher als sonst. Grund dafür: prächtige Bedingungen. „Mücken gedeihen, wenn es ausreichend warm ist und ausreichend Feuchtigkeit gibt“, sagt Blauschecks Kollege Dr. Axel Schulte von der Biologischen Station im Hochsauerlandkreis: „Nicht nur die überwinternden Mücken sind dann früher wieder da. Die Mücken vermehren sich auch früher.“ Zur Kenntnis: Dieses Frühjahr war das nasseste in den vergangenen zehn Jahren, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte.
Das führt dazu, dass Gießkannen, Mulden, Regentonnen oder Blumentopfuntersetzer stets mit Flüssigkeit gefüllt waren und sind. „So eine 80-Liter-Tonne ist das reinste Eldorado für Mücken“, lacht Blauscheck. „Da gedeihen ganze Generationen. Tausende Mücken können da schlüpfen – sogar weitestgehend ungestört von biologischen Feinden, die sie in einem Teich hätten. Das ist dann auch irgendwann nicht mehr lustig.“
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Womit wir beim Thema wären. Denn durch die Sonne und Wärme der vergangenen Tage, die auf den Regen folgte, schlüpfen die Mücken schneller. „Alles, was sich irgendwie entwickeln kann, ist geschlüpft - und die nächste Generation ist schon in Produktion“, sagt Blauscheck. „Innerhalb von zwei Wochen kann eine neue Generation entstehen. Wir können derzeit von einer flotten Generationenfolge ausgehen.“ Und Besserung ist nicht in Sicht, weil es in den kommenden Tagen wieder regnen soll - ehe die Sonne wieder scheint.
Was ist denn zu tun, wenn die Mücken zur Plage werden? Welche Tipps hat der Fachmann, wenn man gestochen wurde? Welche Mythen kann er ausräumen? 10 Fragen, 10 Antworten.
1. Wie kann ich verhindern, dass Mücken-Populationen vor meiner Tür entstehen? Achten Sie darauf, dass Sie keine Wasseransammlungen bieten. „Wichtig ist die Vernichtung von Lebensstätten, indem Sie Wasserbehältnisse trockenlegen, damit dort keine Fortpflanzung der Mücken entstehen kann“, sagt Blauscheck.
2. Was zieht die Mücken besonders an? Intensiver Körpergeruch. Oder wie Blauscheck sagt: „Je mehr man vor sich hin dampft, desto interessanter wird der Mensch für die Mücke.“ Frisch geduscht ist also halb gewonnen. Für Innenräume empfehlen sich Insektenschutznetze.
3. Stimmt es, dass Mücken von Licht angezogen werden? „Nein, das ist nicht wahr“, sagt Blauscheck. „Eher vom Geruch, den wir absondern: Ammoniakverbindungen, Buttersäuren. Davon können sie feinste Moleküle wahrnehmen und fliegen der Konzentration entgegen. Mücken sind extreme Spezialisten und wissen sofort, wo der Tisch für sie reicht gedeckt ist.“
4. Warum werden manche Menschen häufiger gestochen als andere? „Die Zusammensetzung der Duftstoffe ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die einen wirken auf Mücken attraktiver als andere“, erklärt Blauscheck.
5. Hilft Feuer gegen Mücken? „Feuer an sich hilft nicht“, sagt Blauscheck, aber Rauch könne das durchaus. Kaffeesatz, der auf einem feuerfesten Untergrund angezündet wird, vernebelt den Mücken die Sinne. Oder auch Pflanzen wie Rainfarn, den man ins Feuer gibt. „Von den Rauchstoffen wird ihr Geruchssinn extrem irritiert, damit können sie nicht gut umgehen.“
6. Welchen Einfluss hat Alkohol auf die Anziehungskraft bei Mücken? Keinen großen, sagt der Experte – „außer vielleicht, dass sich durch Alkoholgenuss die Kapillaren öffnen und derjenige intensiveren Duft verströmt“.
7. Helle oder dunkle Kleidung - was ist besser? „Helle Kleidung ist eher zu empfehlen“, sagt Blauscheck. Mücken fliegen dunkle Stoffe eher an. Vorteil an heller Kleidung: Die Blutsauger sind dort auch schneller und einfach zu erkennen. Idealerweise sollte die Kleidung möglichst viel der Haut verdecken, also: lange Hosenbeine, lange Ärmel. Doch Vorsicht: zu dünne und zu großporige Kleidung schreckt Mücken nicht ab, sie stechen dann einfach hindurch. Zuverlässiger wirkt daher: Insektenschutzmittel, das auf die Haut aufgetragen wird. „Da sind Stoffe drin, die die Mücken abstoßend finden“, sagt Blauscheck.
8. Was tun, wenn ich schon gestochen worden bin? „Vor allem nicht kratzen“, sagt Blauscheck. Das führe zu verstärkten allergischen Reaktionen wie Schwellungen. Zudem könne sich der Stich entzünden.
9. Was hilft denn gegen das Jucken? Salben mit antiallergischer Wirkung aus der Apotheke empfiehlt der Fachmann.
10. Gibt‘s denn keine natürlichen Mittelchen? Wer keine Salbe zur Hand habe, könne auch Zwiebelsaft auf den Stich geben oder zerquetschten Spitzwegerich. „Die Zwiebel wirkt schnell in der heißen Phase des Stiches. Sie unterbindet die Schwellung.“