Arnsberg. Die IHK Arnsberg hat die Fortbildung zum KI-Scout erfunden. Lehrlinge und junge Leute sollen Motor für KI in der eigenen Firma werden.
Noch blicken wohl die wenigstens genau durch, was es mit Künstlicher Intelligenz (KI) auf sich hat. Dabei begegnet uns im Alltag bereits jede Menge KI. Die Hoffnung der Industrie- und Handelskammer Arnsberg ruht auf dem Nachwuchs. Die Sauerländer haben den Lehrgang „KI-Scouts“ für Auszubildende erfunden - mit reinem Menschenverstand und viel Gespür. Das Interesse ist bundesweit hoch. Im März sind die ersten Kurse an drei Pilotkammern mit insgesamt 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gestartet: Natürlich in Arnsberg, außerdem in Heilbronn und Bielefeld.
Bislang nutzen nur wenige Unternehmen bereits KI
Der IT-Branchenverband Bitkom schätzt, dass erst rund 15 Prozent der deutschen Unternehmen irgendetwas mit KI anfangen können oder diese Technologie schon nutzen. Die IHK-Initiative „KI-Scouts“ könnte das ändern. „Wir sind stolz, dass der relativ kleinen IHK-Arnsberg die Idee kam und innerhalb von neun Monaten die KI-Scout-Lehrgänge entwickelt wurden. Wir haben ein tolles Team hier“, sagt der Chef der Kammer, Jörg Nolte, stolz.
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Die Idee: Junge Menschen, Azubis und jüngere Beschäftigte, in allen Branchen befähigen, innovative und relevante KI-Werkzeuge am Markt zu identifizieren, zu bewerten und bestenfalls in ihren Unternehmen einzuführen. Um teilzunehmen, braucht es keine Vorkenntnisse. „Ich hatte bisher keine Berührungspunkte mit KI, aber es wird im Privaten und im Job immer präsenter“, sagt Tjorben Betten.
Das sind die Erfahrungen von Azubis
Der 21-Jährige absolviert beim Arnsberger Unternehmen Sauerländer Spanplatten eine Ausbildung zum Elektriker und ist einer von gleich drei Azubis in der Firma im Ortsteil Neheim, die seit März am Premieren-KI-Lehrgang teilnehmen. Vier von sechs Lehrgangsmodulen haben Tjorben, Alexa Tillmann (25, angehende Industriekauffrau) und Edwin Kurz (23, Auszubildender zum Industriemechaniker im zweiten Lehrjahr) schon hinter sich. Die jungen Leute kennen bereits unterschiedliche Formen von KI und wo sie uns im Alltag begegnet. „Face-ID beim IPhone ist beispielsweise die Kategorie sehende KI“, hat Alex Tillmann aus dem Lehrgang mitgenommen. Bei „Alexa“, dem Smart-Home-Produkt des Internetriesen Amazon, sei es klar, „aber auch ganz viele andere Apps nutzen bereits KI“, sagt Tjorben Betten. Wie weit man Künstliche Intelligenz in sein Privatleben lasse, sei die freie Entscheidung, findet die 25-jährige angehende Industriekauffrau, die sich wie ihr Azubikollege Tjorben Betten bis zum IHK-Lehrgang bewusst nicht mit dem Thema befasst hatte.
Sascha Montag, Personalchef von Sauerländer Spanplatten, ist offen für diese Weiterbildung: „Ich finde es auch deshalb gut, weil sie die Ausbildung verändert.“ Das Unternehmen will - vorausgesetzt, die Rückmeldungen der drei Azubis bleiben positiv - die Fortbildung zum KI-Scout wieder anbieten, sagt Montag. Die drei Azubis opfern erst einmal freie Zeit. Ausgleich nicht ausgeschlossen, sagt Personalchef Montag. Die Firma trägt die Kosten für die Teilnehmer. Der angehende Industriemechaniker Edwin Kurz ist zuversichtlich, dass es sich rechnen wird: „Ich denke schon, dass sich etwas finden wird, wo wir in Zukunft KI einsetzen können.“
Bei der in Arnsberg erdachten Weiterbildung gehe es erst einmal um Sensibilisierung für das Thema Künstliche Intelligenz, sagt IHK-Präsident Andreas Knappstein: „KI ist eine Chance für Deutschland. Für Südwestfalen ist es angesichts des demografischen Wandels eine besondere Chance. KI kann auf dem Weg zu höherer Produktivität ein Instrument sein. Wenn wir aber zu lange diskutieren, ist diese Chance vorbei. Also, einfach einmal anfangen. Anschließend sind Wirtschaft und Politik gemeinsam angesprochen, Rahmenbedingungen zu definieren.“
Technologie der KI in sechs Modulen
Die Struktur des Lehrgangs ist (menschlich) durchdacht: Die Teilnehmer werden zur Technologie der KI in sechs Modulen in zwei bis drei Stunden dauernden Sitzungen online geschult. Sie erarbeiten Ideen, wo im Unternehmen schon heute Anwendungspotenziale sein könnten, gehen anschließend in ihrem Betrieb auf die Suche nach Einsatzmöglichkeiten, erstellen eine entsprechende KI-Landkarte und realisieren idealerweise dort ein Projekt. Der Kursus endet mit einem IHK-Zertifikat, das die erfolgreiche Teilnahme und Projektarbeit bestätigt. Insgesamt soll der Lehrgang dazu beitragen, die Technologie in den Betrieben voranzutreiben und eine Kultur der ständigen Verbesserung zu etablieren.
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„Künstliche Intelligenz wird unsere Art zu arbeiten und unsere Wertschöpfung revolutionieren“, unterstreicht IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte die Bedeutung des Projekts KI-Scouts. Im Juli endet die Pilotrunde. Das Interesse unter den bundesweit 79 IHKs in Deutschland an der im Spätsommer startenden zweiten Runde ist bereits enorm und spiegelt Noltes Ahnung zur Bedeutung von KI in der Wirtschaft und Gesellschaft wider.