Siegen. Was ist der Stand bei Neubauten für Innenstadt-Campus Siegen? Wo soll das neue Parkhaus stehen? Was passiert am Haardter Berg? Und was ist mit Karstadt?
Bis 2025 will die Uni Siegen den neuen Masterplan vorlegen, wie es weitergeht; in der Innenstadt und am Haardter Berg. Was wird wo gebaut, saniert, erweitert - und was nicht? Seit dem letzten Entwurf für den Uni-Umzug sind einige Jahre vergangen und es hat sich einiges geändert, berichtet Kanzler Ulf Richter am Donnerstag, 5. September, im Ausschuss für Stadtentwicklung.
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Die Entwicklung: Was sich seit dem alten Umzugs-Masterplan der Uni Siegen geändert hat
Für die alte Planung ging die Uni von gut 16.300 Studierenden bis zum Jahr 2030 und einem Flächenbedarf von 52.000 Quadratmetern aus. Seither hat sich der demografische Wandel bemerkbar gemacht, die Studierendenzahlen gehen zurück, seit Corona kommen spürbar weniger persönlich an die Uni - Lehre ist nun auch digital möglich. Das Land NRW hat seine Vorgaben für den Hochschulbau geändert - Bestandsbauten sollen nun wo immer es geht erhalten werden, statt Abriss und Neubau. Der Flächenbedarf ist geringer geworden - nicht für alle Beschäftigten muss noch jeweils ein Arbeitsplatz vorgehalten werden, sondern 8 für 10. „Wir mussten auf diese Weiterentwicklungen reagieren“, sagt der Kanzler.
Neue Zahlen als Planungsgrundlage: Bis 2030 noch 13.300 Studierende (minus 27 Prozent), Flächenbedarf noch 47.800 Quadratmeter (minus 16 Prozent). Es gibt die Ideen und Konzepte aus dem städtebaulichen Wettbewerb - die will die Hochschule weitgehend „herüberretten“ in die neue Planung. Aber eben nicht mit zahlreichen Neubauten, sondern in erster Linie sanierten, erweiterten, aufgestockten Bestandsimmobilien. Zentrale Frage ist dabei immer die Finanzierung, die in Düsseldorf bewilligt werden muss. Und dafür braucht es den Masterplan, erklärt Ulf Richter.
Für Uni-Umzug in Siegener Innenstadt: Neues Parkhaus an der Siegerlandhalle
Zwei Projekte sind aber so wichtig für den Gesamt-Umzug, dass die Finanzierung vorher stehen soll, so die Verabredung mit Düsseldorf: Die Neue Architekturschule im alten Druckhaus am Häutebachweg und die alte Textilfabrik an der Friedrichstraße nebst Freitreppe (siehe unten). Bis Oktober soll die Entscheidung über eine vorrangige Finanzierung fallen. Das gilt auch für ein neues Parkhaus auf dem Gelände der Siegerlandhalle: „Wir müssen uns unbedingt über das Thema Gedanken machen“, bekräftigt der Uni-Verwaltungschef - und das sei wohl die praktikabelste Lösung, um die Verkehrsströme zum künftigen Innenstadt-Campus zu steuern.
Karstadt: Nicht von oben vorgeben
Wie berichtet laufen derzeit die Vorbereitungen für einen „Reallabor“-Workshop, bei dem unter Leitung des Siegener Städtebau-Professors Thorsten Erl die künftige Nutzung des Karstadt-Gebäudes geklärt werden soll. Ein erster Termin soll am 25. Oktober stattfinden, berichtete Ulf Richter, das weitere Programm sich bis Frühjahr erstrecken. Ideen würden zusammengetragen, im Prozess aussortiert und weiter verdichtet. Ziel sei es, ein Nutzungskonzept für das Gebäude zu entwickeln, das möglichst viel Frequenz über den Tag und über das ganze Jahr ermöglicht. Die Eigentümer hätten vereinbart, nicht „von oben“ vorzugeben, was hier geschieht, sondern „von unten“ zu schauen, was Sinn macht.
Gleichzeitig muss die Stadt ihre Hausaufgaben machen - die Kommunalpolitik entscheidet über die Bebauungspläne mit. Das mache den Zeitplan so komplex - und „extrem sportlich“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann, die wechselseitigen Abhängigkeiten und Zuständigkeiten zwischen Uni, Stadt, Ministerium und Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB NRW). Aufgrund der bisherigen Erfahrungen habe er leise Bedenken. „Das muss alles parallel laufen, nacheinander wird nicht funktionieren.“
Die Projekte: Was sich in der Siegener Innenstadt und auf dem Haardter Berg geändert hat
Campus Nord: Der „Anger“ genannte große Platz und die Freitreppe inklusive Aufzug auf den Siegberg sind auch weiterhin zentrale Bausteine, neben dem bereits bewilligten Hettlage-Gebäude. Für das soll laut Richter im Frühjahr 2025 der Bauantrag gestellt werden, er hoffe auf Bewilligung im Herbst. Die Stadt legt im Zuge des Uni-Umzugs großen Wert auf neue Wegeverbindungen zwischen den Campus-Teilen in Unter- und Oberstadt. Die einst geplante Sichtachse von der Europastraße auf die Freitreppe werde wohl nicht kommen - da steht ein Gebäude, das sich zum Umbau eignet. Eine große Tiefgarage werde im geplanten Ausmaß wohl auch nicht gebaut. Der ganze Bereich Mobilität werde nochmal neu berechnet werden müssen, sagt der Kanzler. Auch hier: Ein neues Verkehrsgutachten könne erst mit der Finanzierungszusage auf Basis des Masterplans erstellt werden.
„Wir müssen uns unbedingt über das Thema Gedanken machen.“
Campus Süd: Ursprünglich war entlang des Häutebachwegs großflächig Abriss und Neubau geplant, bereits mit der ersten „Summer School“ 2023 war geprüft worden, was sich für den Umbau eignet. Das Ergebnis sind die Pläne für die Neue Architekturschule im alten Druckhaus - und in diesem Stil soll es weitergehen. Grundlagen dafür wurden erst kürzlich bei der zweiten Summer School gelegt. „Vieles im Bestand ist sehr gut“, man könne damit arbeiten, sagt der Kanzler. Entscheidend sei auch hier die Masterplanung als Grundlage für die Finanzierungszusage des Wissenschaftsministeriums.
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Haardter Berg: Einige Bauwerke „stehen ziemlich auf der Kippe“, sagt Ulf Richter. Vor allem das Hölderlin-Gebäude. Alle Liegenschaften auf dem „Bildungshügel“ würden bewertet und untersucht, was hier noch möglich ist und was nicht, ob eine Sanierung wirtschaftlich sinnvoll möglich sei. An der Hölderlinstraße deute wenig auf eine Weiternutzung durch die Uni hin - aber das müsse mit dem BLB erst final geklärt sein. Bis Frühjahr werde ein Ergebnis erwartet. Beim Campus Paul-Bonatz-Straße (PB) wolle der BLB die Sanierung wohl noch etwas gründlicher prüfen - bis Sommer solle das feststehen. In Kürze werde es endlich den Termin dazu mit BLB, Uni und Stadt geben, merkt Stadtbaurat Henrik Schumann an, um den man sich seit Jahresbeginn bemüht habe. Sollte die Uni die Gebäude nicht weiternutzen, liege die Planungshoheit bei der Stadt: „Wir reden mit, was da passiert.“