Siegen. Mit der Neuen Architekturschule Siegen der Uni verändert sich der Häutebachweg ganz erheblich. Siegerentwurf: Druckhaus wächst auf vier Etagen an
Anders als beim Karstadt-Gebäude ist es ziemlich schnell gegangen beim alten Druckhaus am Häutebachweg: Ein Dreivierteljahr, nachdem die Universität Siegen das Gebäude als neues Zuhause für ihr Department Architektur gekauft hatte, steht ein Siegerentwurf fest. Wie berichtet haben Architekturstudierende im Rahmen eines „Reallabor“-Workshops vergangenen August vor Ort mit namhaften Büros aus ganz Europa an der künftigen Nutzung und Konzepten für die „Neue Architekturschule Siegen“ gefeilt. Auf den nun vorliegenden Entwürfen ist der zweigeschossigen Waschbeton-Skelettbau nicht wiederzuerkennen.
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Die Berliner Architekturbüros Fakt und Gustav Düsing konnten sich demnach bei der Jury durchsetzen mit ihrer Vision für die ehemalige Druckerei als ein wesentlicher Teil des künftigen Teilcampus Süd entlang des Häutebachwegs. Sie erweitern die Beton-Etagen - die Rohbaustruktur soll demnach vollständig erhalten werden - um zwei weitere Geschosse aus Holz mit einem geschwungenen Dach. Die drei Obergeschosse sind von von einer filigranen Stahlkonstruktion umgeben. Dieser Aufbau auf dem Kerngebäude ist von einer Art dünnem, transparenten „Käfig“ umgeben, der die neue Architekturschule wirken lässt wie einen riesigen transparenten Wintergarten oder ein Gewächshaus. Das Gebäude ist umgeben von Balkonen, teils unter freiem Himmel, teils verglast, die außen angehängt und mit dem Inneren verbunden sind. Breite Rampen und Treppen führen zu den unterschiedlichen Ebenen.
Uni Siegen: Architekten derzeit im hässlichen Paul-Bonatz-Campus - künftig wirds optisch besser
Im Inneren setzen sich Transparenz und Lichtdurchflutung fort, mit bis zu sechs Meter hohen Räumen, die sich über mehrere Ebenen ziehen. Wenn die Uni-Architektur, bislang im optisch und gestalterisch wenig ansprechenden Campus Paul-Bonatz-Straße untergebracht, schon ein neues Zuhause in der Innenstadt bekommt, schöpfen die Designer bei dem architektonisch ebenfalls mäßig interessanten Druckhaus aus den Vollen schöpfen. Gleichwohl möchten sie Elemente des Baus aus den 1960er Jahren weiter nutzen, beispielsweise die Fassadenpaneele aus Waschbeton als Gegengewichte für die Hängekonstruktion oder als Sitzinseln.
Technisch-klimatisch innovativ ist die Durchlüftung des Gebäudes, das so konzipiert ist, dass der Kamineffekt genutzt werden kann: Die Räume und Ebenen sind so durchlässig, dass Frischluft vom Fluss aus hineinströmen kann, sich durch Sonneneinstrahlung auf die gläsernen Fassaden erwärmt, durchs Gebäude nach oben zieht und dort entweicht, wodurch von unten neue Luft „nachgezogen“ wird. Die angehängten Balkon sollen demnach auch als unbeheizte „klimatische Pufferzonen“ dienen.
Neue Architekturschule Siegen im alten Druckhaus: Der erlebbare Fluss wird wieder Thema
Auch der Fluss wird wieder Thema: Die Renaturierung der Weiß, die ähnlich wie am Siegufer zugänglich werden sollte, war eigentlich für den Bereich Löhrtor-Stadtbad geplant. Diesen Plan gab die Uni zugunsten des Karstadt-Gebäudes auf - nun wird er zumindest in den Entwürfen wieder konkreter. Nicht nur aus dem Gebäude heraus, sondern auch von öffentlichen Flächen aus wäre das Gewässer, gleich gegenüber dem Gymnasium am Löhrtor, „erlebbar“.
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Auf dem 2. Platz landete das Büro Adept aus Kopenhagen, auf Platz 3 ZRS Architekten und Coopdisco, beide aus Berlin.
Laut Berichten sei der Vertrag über die Vergabe des Projekts an Fakt und Düsing bereits unterschrieben. Dem Workshop im August („Summerschool“) hatte sich eine Abstimmung zwischen Uni, Stadt und Angehörigen des Departments Architektur angeschlossen. Die Pläne werden noch in dieser Woche detaillierter vorgestellt (wir berichten noch).