Weidenau. Bahnhof Weidenau, nun das ehemalige Geschäft Foto Saal und das ehemalige Sparkassengebäude: Neue Nutzungen und neue Mieter in Siegen-Weidenau.
Im Weidenauer Zentrum tut sich einiges: Der Bahnhof wird umgebaut und wird künftig verstärkt als Geschäftshaus auch von der Stadt genutzt (wir berichteten) – und auch für weitere Großimmobilien stehen neue Nutzungen fest. Das ehemalige Sparkassen-Gebäude an der Weidenauer Straße 167 hat ebenso einen neuen Mieter wie ehemals Foto Saal, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Beide dürften einigen Publikumsverkehr ins Stadtteilzentrum ziehen: Familienbüro der Stadt Siegen (Saal) und Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein (Sparkasse) sind durchaus „Frequenzbringer“.
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Weidenau ist zwar nicht übermäßig gebeutelt vom Strukturwandel im Handel. Der ist nach Auskunft der Abteilung Wirtschaftsförderung zwar in allen Siegener Stadtteilen erkennbar, im Einkaufszentrum Weidenau gelinge es aber generell zeitnah, Leerstände wieder zu füllen, was in den meisten Fälle die Frequenz im Quartier generell verstärke.
Jobcenter Kreis Siegen-Wittgenstein „tauscht“ Gebäude mit der Uni Siegen, die ins Zentrum zieht
Dass die Universität Siegen mit weiteren Fakultäten Weidenau verlässt, ist nichts Neues. Immer mehr Einrichtungen ziehen aus überall im Stadtgebiet angemieteten Gebäuden Richtung Zentrum. Zuletzt das Seminargebäude Weidenauer Straße 118, wo der Kirchenkreis einzieht und eben das frühere Sparkassengebäude. Im Zuge des Uni-Umzugs ins Zentrum werden dort weitere Gebäude und Flächen für die Hochschule benötigt, unter anderem die ehemalige Textilfabrik an der Friedrichstraße. Dort ist bislang das Jobcenter untergebracht – und das „tauscht“ nun gewissermaßen mit der Uni und zieht nach Weidenau.
Die Bauarbeiten an der Weidenauer Straße 167 laufen, in der derzeitigen Lage ein genaues Einzugsdatum zu nennen ist schwierig – geplant ist, dass das Jobcenter im Sommer einzieht, so Nadine El Moussaoui, Pressesprecherin der Siegener Agentur für Arbeit, nach Rücksprache mit der Jobcenter-Geschäftsführung, auf Anfrage. „Die Lage ist super geeignet“, sagt sie, insbesondere die Nahverkehrs-Anbindung mit Bushaltestelle direkt vor der Tür sei ein sehr wichtiges Kriterium für Kunden und auch Beschäftigte. Einziehen soll hier die Abteilung Leistungsgewährung. In der Siegener Innenstadt ist diese in der „Zweigstelle“ alte Textilfabrik untergebracht.
Das mehrgeschossige Gebäude werde komplett bezogen, die mitunter im Empfangsbereich etwas düsteren, aber großzügigen Räumlichkeiten sollen mit Blick auf die künftigen Beratungen offen und modern umgebaut und optimiert werden. So sei etwa ein Servicepoint mit digitalen Endgeräten geplant, da sich immer mehr Prozesse online abspielen würden.
Das Familienbüro der Stadt Siegen bündelt Angebote in ehemals Foto Saal in Weidenau
Foto Saal stand seit Jahren leer und die Verwaltung freut sich merklich, hier gewissermaßen gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Denn mit dem Umzug sind seit Mitte Februar nicht nur 500 Quadratmeter in ziemlich zentraler Lage wieder gefüllt, die Stadt trägt zum belebteren Zentrum bei und profitiert selbst vom Publikumsverkehr. Sie hat auch ein Platzproblem gelöst und kann ihr Familienbüro endlich mit neuem Konzept so aufstellen, wie sich die Verantwortlichen das seit Längerem wünschen. „Das Familienbüro muss nah an die Menschen“, sagt der zuständige Sozialdezernent Andree Schmidt.
Anlass für die Anmietung: Im Rathaus Weidenau gab es nicht mehr genug Raum. Unter anderem die Wohngeldstelle und der Allgemeine Soziale Dienst wurden personell aufgestockt, so Dezernent Schmidt auf Anfrage, es gab am Standort nicht mehr genug freie Räume. Da ohnehin weitere Büroflächen her mussten und ausreichend Flächen wenige Gehminuten in Weidenau zur Verfügung standen, wurde verwaltungsintern weiter umstrukturiert. Denn alle möglichen Bereiche, die zum Familienbüro gehören, waren bislang in Außenstellen über die Stadt verteilt, erklärt Leiterin Susanne Wüst-Dahlhausen. Etwa die Servicestelle „Willkommen im Leben“, unpassenderweise in der Fludersbach, nahe Bauhof und Müllabfuhr. Dass ergänzende Flächen hinsichtlich Erreichbarkeit bezogen werden, betrifft nach Angaben der Stadt auch andere Verwaltungsbereiche, neben dem Bahnhof Weidenau auch Sicherheit und Ordnung: Hier sollen Räume im Johann-Moritz-Quartier (JMQ) an der Bahnhofstraße im Zentrum bezogen werden.
Mit neuem Familienbüro in Weidenau will Stadt Siegen buchstäblich familienfreundlicher werden
Also bündelte die Stadt alles, was mit Familie zu tun hat, um auch räumlich erheblich familienfreundlicher zu werden – das Rathaus Weidenau selbst hat eben auch den Charme eines Verwaltungskastens aus dem vorigen Jahrhundert. „Familien sollen niedrigschwellig Unterstützung bekommen, bei einem Verwaltungsbau hilft da auch neue Farbe nicht viel“, sagt Susanne Wüst-Dahlhausen. Die Menschen sollen einfach vorbeikommen können (ab 10 Uhr), auch zufällig. Wenn das Kind zur Toilette, gestillt oder gewickelt werden muss, um die Einkaufstaschen abzustellen, einen Kaffee zu trinken. Die Kleinen in die Spielecke, dabei vielleicht noch einen Behördengang erledigen, Bürokratiefragen klären, Beratung in Anspruch nehmen. Wenn nicht, ist auch gut. Geparkt werden kann auf der Rückseite, Straße Münkershütten, die großen Parkplätze sind nicht weit, der ZOB um die Ecke. Ab und zu kommen tatsächlich noch Leute vorbei und wollen Passbilder machen lassen. Mit der neuen Fensterfolie, Siegen-Silhouette natürlich, dürfte sich das auch erledigt haben.
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„Mit Rathaus hat das nicht mehr viel zu tun“, sagt auch Dezernent Andree Schmidt. An Büro erinnert in den Räumen tatsächlich nicht viel, der Mütter-Café-Charakter ist gewollt. Oben ist Platz für die Beauftragten für Menschen mit Behinderung, Integration und Senioren, nebenan gibt es Schulungsräume. Wenn bislang zum Beispiel in der Tagesmutter-Ausbildung Schulungen stattfanden, musste das Familienbüro immer Räume suchen: In Gemeindehäusern, im Krönchen-Center oder im Haus der Siegerländer Wirtschaft – nun haben sie eigene Räume. „Total schön“, findet das die Familienbüro-Leiterin. Andere Städte hätten mit solchen Konzepten bereits sehr gute Erfahrungen gemacht, „uns eröffnet das ganz andere Möglichkeiten.“ Auch das bestätigt der Dezernent: Hier werde Siegen im wahrsten Sinne ein gutes Stück familienfreundlicher.