Weidenau. Wenn der Campus Paul Bonatz schon weiter betrieben werden soll, dann soll er wenigstens attraktiver werden: Angehende Architekten packen selbst an.
Zwischen Farbrollen, Baggern und Akkuschraubern entsteht etwas Neues: Rund 40 Studierende des Departments Architektur verschönerten im Workshop „Machen!“ in einer Woche den Paul-Bonatz-Campus der Universität Siegen mit Fokus auf dem Foyer und der ehemaligen Cafeteria (heute „Leo“). Sie erforschten, wie sich die Aufenthaltsqualität des Standortes steigern lässt und wie man Barrieren abbauen kann, damit der Standort wieder lebendiger wird und Studierende sich wohlfühlen können.
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„Der Paul-Bonatz-Campus liegt uns am Herzen, gerade auch der Rektorin Prof. Reese. Dieser Workshop ist ein Startschuss für Verbesserungen – und die Ergebnisse können sich sehen lassen“, sagte Kanzler Ulf Richter und richtete sich an die Studierenden: „Ich bin schwer beeindruckt, was Sie in dieser einen Woche mit einfachsten Mitteln gemacht haben. Sie haben ihren Studienort durch eine andere Brille gesehen und Dinge anders gemacht. Wir werden jeden Einzelnen Ihrer Vorschläge genau prüfen und schauen, was wir davon umsetzen können.“
Mit dem Aufräumen am Campus Paul Bonatz sofort begonnen
Der Workshop fand unter der Leitung von Prof. Sibille Wirtz, Architektin des Fachbereichs „Baukonstruktion“, und Julia Nikesch sowie Tim von der Heyde statt. Fünf Tage lang erarbeiteten die Teilnehmenden Entwürfe für kurz- und langfristige Projekte. Unter den Aspekten Erschließen, Wahrnehmen, Kommunizieren und Versorgen nahmen die Studierenden „ihr“ Gebäude unter die Lupe. „Wir hoffen, dadurch den Campus für die nächsten Jahre nachhaltig zu gestalten und für die Studierenden nutzbar zu machen“, bringt es Tim von der Heyde auf den Punkt.
„Wir hoffen, dadurch den Campus für die nächsten Jahre nachhaltig zu gestalten und für die Studierenden nutzbar zu machen.“
Getreu dem Motto „Machen!“ setzten die angehenden Architekten und Architektinnen kleinere Maßnahmen sofort um. Sie entfernten störende Elemente wie ungenutzte Möbel, veraltete Plakate oder Raucherstationen, die die Sicht versperrten. Die leuchtend grüne Wandfarbe des Pförtnerraums im Foyer wurde durch ein einladendes Hellblau ersetzt. Zur besseren Orientierung klebte eine Gruppe ein buntes Liniensystem auf den Boden im Foyer, um wichtige Orte wie die Bibliothek oder WC-Anlagen leichter zugänglich zu machen. „Es hat mich total erstaunt, dass die Menschen, die hier jeden Tag arbeiten, nur positiv reagiert haben und am liebsten mitmachen wollten. Das zeigt, wie man Menschen für den eigenen Arbeitsort begeistern kann“, freut sich Prof. Sibille Wirtz.
Caféteria wird Lounge, Rasen wird Wildblumenwiese
Im zweiten Geschoss der ehemaligen Cafeteria haben die Teilnehmenden die festen Sitzgruppen getrennt und die Ebene mit Pflanzen, Sitzsäcken und kleinen Tischen in eine gemütliche Lounge verwandelt. „Die Studierenden brauchen einen Aufenthaltsbereich. Sie brauchen einen Ort, wo sie unter sich sein können, wo sie sich austauschen können … einen Ort, der mit nichts belegt ist und an dem man sich wohlfühlen kann. Ansonsten geht niemand da hin“, erklärt Workshop-Leiterin Prof. Sibille Wirtz.
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Um den Eingangsbereich des Campus stärker zu öffnen, schnitten die Studierenden zwei Durchgänge in die Hecke zwischen dem Foyer und der ehemaligen Cafeteria. Eine Rasenfläche ersetzten sie durch eine Wildblumenwiese und pflanzten neue Bäume.
Neue Ideen für Bibliothek und Fußgängerbrücken
Für größere Umbaumaßnahmen entwickelten die Studierenden erste Ideen und Entwürfe, wie der Campus aussehen könnte. Die Bibliothek spielt dabei eine große Rolle: Bisher ist sie nur spärlich über einen dunklen, engen Flur erreichbar. Die Folge: Nur sehr wenige Studierende kommen dort hin zum Lernen und Arbeiten. Ein Durchgang mit einer Glasschiebetür in der Wand zwischen Bibliothek und Foyer würde den Zugang erheblich verbessern. Mit einem Ausdruck des neuen Eingangsentwurfes stellte die Gruppe maßstabsgetreu ihre Idee vor und ließ die Menschen vor Ort darüber abstimmen.
Die Fußgängerbrücken zwischen dem A- und dem C-Gebäude haben die Workshop-Teilnehmenden ebenfalls ins Visier genommen. Aktuell sind diese noch geschlossene Räume, allerdings weist die Glasfassade hohe Energiewerte auf und die Konstruktion ist sanierungsbedürftig. Deshalb planten die Studierenden, die Brücken nach oben zu öffnen – das würde nicht nur Heizkosten sparen, sondern auch die Bausubstanz massiv entlasten.
Café Bergwald könnte mit Bowls und Panini unterstützen
Außerdem kümmerte sich die Gruppe „Versorgen“ um das fehlende Essensangebot, das den Campusangehörigen schwer im Magen liegt. Gemeinsam mit dem Siegener Gastronomen Edgar Schneider, Betreiber des Café Bergwald in der Löhrstraße, entwickelten sie Konzepte, um wieder belegte Brote und Brötchen, Bowls zum Selbermixen und Panini anzubieten.
Bei der gemeinsamen Vernissage stellten die Gruppen ihre Projekte der Öffentlichkeit vor. Neben Uni-Kanzler Ulf Richter nahm auch Jörg Münker, Baudezernent der Uni Siegen, teil – und zeigte sich tief beeindruckt von den Ergebnissen: „Wir entwickeln oft eine Blindheit und nehmen Dinge nicht mehr bewusst wahr – jetzt wirkt hier alles so offensichtlich. Es ist wichtig, dass man diesen freien Blick als Architekt*in nicht verliert, sondern dass man kreativ Ideen entwickelt“, betonte Jörg Münker.
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