Hagen. Ende des Jahres 2025 sollte der Abriss der Hochbrücke Ebene 2 in Hagen beginnen. Warum daraus erst einmal nichts wird.

Wie genau der Verkehr an einem der Hauptknotenpunkte der Stadt Hagen künftig geleitet wird, steht noch nicht fest. Eines aber wissen die Planer der Stadtverwaltung schon jetzt: Die Hochbrücke Ebene 2, die hinter dem ehemaligen Turm der Agentur für Arbeit verläuft, muss abgerissen werden. Geplant war das bisher für Ende 2025. Daraus, so erklärten Experten der Stadt in der Brückenkommission, in der sich alles um die diversen maroden Bauwerke in Hagen dreht, wird nun aber nichts.

„Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Brücke ein Jahr länger steht als wir das bislang geplant haben“, sagt Rolf Alexander, Fachbereichsleiter Verkehr, Immobilien, Bauverwaltung und Wohnen bei der Stadt Hagen. Im Klartext: Auch im Jahr 2026 wird es wohl nicht zu einem Beginn der Maßnahme kommen. Denn: „Auch wenn wir das Projekt schon 2026 angehen, zahlen wir komplett selbst.“

10 Millionen für den Abriss

Und zwar eine Summe, die sich in einer Stadt mit Schuldenberg kaum darstellen lässt. Mit rund 10 Millionen Euro wird der Abriss des Beton-Stahl-Kolosses mitten in der Hagener Innenstadt derzeit angesetzt. Im Oktober, als die ersten Abrissplanungen präsentiert wurden und noch davon ausgegangen wurde, dass die Arbeiten Mitte dieses Jahres ausgeschrieben werden können, war noch von sieben Millionen Euro die Rede gewesen. Darüber hinaus steht nun fest: „Nur wenn wir erst 2027 loslegen, besteht die realistische Hoffnung, dass wir Fördergelder für den Abriss erhalten“, so Rolf Alexander.

„„Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Brücke ein Jahr länger steht als wir das bislang geplant haben.“

Rolf Alexander
Fachbereichsleiter Verkehr, Immobilien, Bauverwaltung und Wohnen
M. Kleinrensing WP Hagen Infrastruktur
Rolf Alexander ist Fachbereichsleiter Verkehr, Immobilien, Bauverwaltung und Wohnen bei der Stadt Hagen und kümmert sich mit seinem Team um die Sanierung der maroden Brücken. © WP | Michael Kleinrensing

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Wie der Verkehr dann irgendwann einmal fließen soll, ist noch offen. Eine umgebaute Kreuzung ist eine der Optionen. Auch ein Kreisverkehr könnte an der neuralgischen Stelle, an der Altenhagener Straße, Körnerstraße und der Märkische Ring aufeinander treffen werden, eine Lösung sein. Der städtebaulich schlechteste und wohl aufwendigste Fall: Eine neue Brücke muss anstelle der alten errichtet werden.

Ausschreibung ist raus

Eine entsprechende Ausschreibung für die konkrete Planung des Knotenpunkts sei mittlerweile auf den Weg gebracht, berichtet Rolf Alexander. „Vier Ingenieurbüros haben sich beworben, Ende Februar soll eines den Zuschlag erhalten.“ Dabei geht es darum zu klären, wie der motorisierte Individualverkehr, der Busverkehr, der Radverkehr sowie der Fußgängerverkehr optimal koordiniert werden können.

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Die Hochbrücke Ebene 2 in Hagen hat keine Zukunft mehr. © WP | Michael Kleinrensing

Sicher ist: Die Brückenkonstruktion aus den 60er-Jahren ist ein nicht mehr sanierungsfähiger Totalschaden. Zwar droht das Bauwerk in seinem jetzigen Zustand nicht unmittelbar zusammenzubrechen, allerdings ist es ja bereits seit geraumer Zeit gesperrt. „Das Bauwerk ist zwar ohne Verkehr noch standsicher und trägt sein Eigengewicht, aber die Betonqualität insgesamt muss als absolut mangelhaft bezeichnet werden. An 90 Prozent der Untersuchungsstellen gibt es Auffälligkeiten, sämtliche Brückenfelder sind geschädigt“, so hatte es Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Wirtschaftsbetriebs Hagen, bereits im Oktober in der Brückenkommission erklärt.

Rückbau statt Abriss

Ein wirklicher Abbruch ist die nun für 2027 vorgesehene Maßnahme auch nicht. Wohl eher ein geplanter Rückbau. Der soll auf der Innenstadt-Seite beginnen und sich dann in Richtung Eckesey fortbewegen. Eine zentrale Rolle wird - wie unsere Zeitung bereits berichtete - dabei ein Hub-Spezialgerät namens SPMT (Self-Propelled Modular Transporter) spielen. Bei dem rollenden Ungetüm handelt es sich um ein vielachsiges Spezialgefährt mit Teleskop-Hebevorrichtungen, das unter die einzelnen Brückenbauteile rollt, die zum Teil deutlich mehr als 100 Tonnen schweren Bauteile anhebt und zu einem Abbruchplatz an der Ecke Wehr-/Fehrbelliner Straße fährt.

Hagen
Diese Aufnahme bestätigt die Schäden an Beton und Stahl: Die Hochbrücke Ebene 2 hat in Hagen keine Zukunft mehr. © Stadt Hagen | WBH

Der fließende Verkehr im Bereich der Altenhagener Brücke wird immer wieder erheblich beeinträchtigt. Bihs hatte angekündigt, dass sich sowohl eine zweimonatige Sperrung der Eckeseyer Straße sowie des Märkischen Rings während der Abrissphasen kaum vermeiden lasse. Zudem müsse auch der Kreuzungsbereich unter der Brücke für die Transporte der Elemente alle ein bis zwei Wochen für jeweils zwei Tage gesperrt bleiben.

Komplexer Rückbau

Noch komplexer wird am Ende der Rückbau der Rampe, die sich hinter dem ehemaligen Arbeitsamtsturm direkt über der Volme befindet. Auch der Abriss der Stützmauer dürfte noch Kopfzerbrechen bereiten.

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Der Abriss der Auffahrt hinter dem Turm der Agentur für Arbeit in Hagen dürfte sich komplex gestalten. Das Bauwerk verläuft über der Volme. © WP | Michael Kleinrensing

Unklar bleibt zunächst, was die Verschiebung um ein Jahr an der Hochbrücke mit einer weiteren Großbaustelle in der Hagener Innenstadt macht. Denn für Anfang 2028 ist eigentlich bislang der Abriss der Brücke Badstraße - das Bauwerk soll an gleicher Stelle neu errichtet werden - vorgesehen. Diese Maßnahme wiederum führt dazu, dass die Badstraße zu einer Sackgasse wird und lediglich Busse, Radfahrer und Fußgänger über eine Behelfsbrücke die Volme passieren können. „Wir können derzeit nicht ausschließen, dass gegebenenfalls die Arbeiten an der Ebene II und der Brücke Badstraße parallel stattfinden. Dies ergibt sich nicht nur aus der beschriebenen Situation mit den Fördermitteln, sondern auch, wenn kurzfristig Änderungen in der Bauwerksubstanz
festgestellt würden“, so Franziska Michels, Sprecherin der Stadt Hagen.