Hohenlimburg. Im Familienbetrieb Nordhoff in Hohenlimburg wird kein Einweg verkauft. „Ich unterstütze diese Müllberge nicht“, sagt die Chefin.
Wem in Elsey der Bierdurst überkam, der rief früher häufig beim Pfarrer an. Versehentlich, versteht sich, aber die Rufnummer (2882) unterschied sich eben nur um eine Ziffer vom Getränkemarkt Nordhoff (2883), dem eigentlichen Ziel der durstigen Kundschaft. „Zum Leidwesen vom alten Pastor Schmitz. Der nahm es aber mit Humor, er hatte auch mal ein Bier kaltgestellt“, sagt Kerstin Nordhoff und lacht. In vierter Generation führt sie den kleinen Familienbetrieb Getränke Nordhoff an der Iserlohner Straße. Mit Sohn Nick Nordhoff steht die fünfte Generation bereits in den Startlöchern, um - vielleicht - dieses Urgestein auf dem heimischen Markt künftig zu übernehmen.
Früher Kunde von Veltins
Gegründet in Letmathe zu Kaisers Zeiten vor 134 Jahren, als noch Pferdefuhrwerke über die Straßen klapperten, zog der Betrieb später an seinen heutigen Sitz nach Elsey. Dort knüpfte Großvater Josef Nordhoff schon früh Kontakte zu einem späteren Brauerei-Riesen aus Grevenstein namens Veltins. Deshalb gehörte Nordhoff zu den ersten Kunden der Brauerei und besitzt dort noch heute eine dreistellige Kundennummer (Mittlerweile sind die Kundennummern bei Veltins übrigens sechsstellig).
Wasser beliebter als Bier
Fern alter Anekdoten hilft der Bierdurst der Lennestädter allein aber nicht mehr, um den Betrieb bei Nordhoff rentabel zu halten. Vorbei die Zeiten, als die Kneipen in Hohenlimburg florierten und zahlreiche Bierfässer über den Hof rollten. „Der Name Bierkutscher ist nicht mehr Programm“, berichtet Kerstin Nordhoff. Zwar verkauft man weiter auch Bier, etwa für das Stadtfest in Hohenlimburg. Doch Hauptkunden sind inzwischen Kitas, Schulen, Firmen und Arztpraxen - und die wollen natürlich kein Bier. „Rund 80 Prozent unseres Verkaufs ist Wasser.“
Um bei Getränken im harten Preiskampf mit Supermärkten und Discountern zu bestehen, setzt Nordhoff auch auf engen persönlichen Kontakt. Man platziert sich als Familienunternehmen vor Ort, das seine Kunden noch beim Namen kennt und zur Not jederzeit zur Stelle ist, 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. „Ich habe auch Weihnachten schonmal meine Rouladen stehen lassen, weil sich ein Kunde gemeldet hat“, erzählt Kerstin Nordhoff, die selbst auf dem Betriebsgelände wohnt.
„Wir verkaufen kein Einweg. Mit diesem Schritt haben wir viele Kioske verloren, aber ich unterstütze diese Müllberge nicht. Vielleicht sind wir da ein bisschen oldschool. Ich rate stattdessen zu Glas. Das ging doch früher auch.“
Kein Einweg
Doch nicht alles, was die Branche bietet, geben sie an ihre Kunden weiter. Im Gespräch mit der Chefin und ihrem Lebensgefährten Thomas Schütte wird deutlich, dass sie auch Prinzipen haben, für die sie einstehen. So gibt es bei Getränke Nordhoff keine Einwegflaschen, sondern nur Mehrweg. „Mit diesem Schritt haben wir viele Kioske verloren“, räumt Kerstin Nordhoff ein, „aber ich unterstütze diese Müllberge nicht. Vielleicht sind wir da ein bisschen oldschool.“ Statt Plastikflaschen rate sie zu Glas, das gewaschen und wiederverwendet werden kann. „Das ging doch früher auch.“
Personalmangel im Betrieb
Dem Getränkehändler, der mit Teilzeit und Ferienjobbern arbeitet, macht der Personalmangel besonders zu schaffen. Geeignete Mitarbeiter zu finden, die zuverlässig sind und mit anpacken, wenn Kisten gestemmt werden müssen, das sei nicht einfach. „Ich habe schon 18-Jährige gesehen, die ins Fitnessstudio gehen, aber die Arbeit hier nicht schaffen“, setzt Kerstin Nordhoff deshalb gerne auch ältere Mitarbeiter ein. „Ich erlebe hier Ältere, die pünktlich sind und noch mit 68 Jahren alles stemmen können. Deshalb liebe ich Rentner.“
Fünfte Generation hilft mit
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel und mit Nick Nordhoff (23) steht engagierter Nachwuchs bei Nordhoff bereits in den Startlöchern. Er lernte das Laufen zwischen den Getränkekisten und wuchs im Betrieb seiner Mutter auf. Die Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann machte er bei einem Farbenhändler, doch eine Zukunft im Familienunternehmen kann er sich vorstellen.
„Niemand weiß, wohin die Reise geht“, sagt Nick Nordhoff, „aber ich habe vor, den Betrieb irgendwann zu übernehmen.“ Mit dem kleinen Getränkemarkt zu expandieren und einen größeren Standort zu beziehen, das komme aber nicht infrage. „Wir bleiben klein und wir bleiben hier“, sagt Nick Nordhoff.