Breckerfeld. „Sprachzauber“ heißt die Logopädie-Praxis, die Jessica Eberhardt in Breckerfeld eröffnet. Die Mutter erfüllt sich damit einen Traum.
Das weiche Kuschelkissen liegt schon auf dem Boden neben ihrem Schreibtisch. Odie soll hier schon bald seinen Platz finden. Odie, der Labrador, der zum Therapiehund ausgebildet wird. „Noch ist er ein bisschen wild“, sagt Jessica Eberhardt. „Er ist ja erst sieben Monate alt.“ Bis zu Odies erstem Arbeitstag in der neuen Logopädie-Praxis „Sprachzauber“ ist es also noch ein bisschen hin. Anders ist das für Jessica Eberhardt selbst. Die 34-jährige Mutter lädt für den 2. November zu einer kleinen Eröffnungsfeier in ihre neuen Räume an der Frankfurter Straße in Breckerfeld. Zwei Tage später geht es dann los.
„Sprachzauber“ - der Name ist durchaus wörtlich zu verstehen. Denn der Sprache wohnt in den Augen von Jessica Eberhardt ein Zauber inne. „Menschen, die Probleme haben, sich nicht ausdrücken können - für sie bedeutet das einen enormen Verlust von Lebensqualität“, sagt jene Frau, die zuletzt in einer Praxis in Halver als angestellte Logopädin gearbeitet hat und die sich mit der Selbstständigkeit nun einen Traum erfüllt.
Familie unterstützt das Projekt
„Ich spiele schon seit ein paar Jahren mit dem Gedanken, eine eigene Praxis zu eröffnen“, sagt Jessica Eberhardt, die seit drei Jahren mit ihrer Familie in einem Mehrgenerationenhaus im Baugebiet Heider Kopf lebt. „Ich habe oft mit meinem Großvater darüber gesprochen. Er hat mich immer wieder darin bestärkt, mir diesen Traum zu erfüllen. Es ist so schade, dass er das jetzt nicht mehr miterleben kann. Er ist leider vor einem Jahr verstorben.“
„Mir war immer klar, dass ich einen Beruf ausüben möchte, bei dem ich anderen Menschen helfen kann.“
Die Familie ist es auch, die Jessica Eberhardt dabei unterstützt, das zu tun, was ihr am Herzen liegt. „Mir war immer klar, dass ich einen Beruf ausüben möchte, bei dem ich anderen Menschen helfen kann“, sagt Jessica Eberhardt, „meine Schwester ist schwerbehindert. Ich habe früh gelernt, wie wichtig es ist, dass sich Menschen verständlich machen können. Wir in der Familie haben sie immer verstanden, aber bei anderen war das eben nicht der Fall. Mithilfe eines Sprachcomputers, den sie heute nutzt, klappt das heute auch in der Homborner Werkstatt, in der sie arbeitet.“
Auch Erwachsene zählen zu Patienten
Drei Jahre hat die schulische Ausbildung zur Logopädin gedauert - begleitet von Praktika und Therapien unter der Supervision von Dozenten. Seither hat die gebürtige Gevelsbergerin in verschiedenen Praxen Erfahrung gesammelt. „Das ist mein Traumberuf“, sagt Jessica Eberhardt, „das Schönste ist die Dankbarkeit der Patienten - sei es, dass ein Kind plötzlich ein ,S‘ richtig aussprechen kann oder sei es, dass ein Patient nach einem Schlaganfall sich wieder verständigen kann.“
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Denn es sind längst nicht nur Kinder, die nicht richtig sprechen können oder die eine Lese-Rechtsschreib-Schwäche haben, um die sich Jessica Eberhardt in ihrer Praxis kümmer will. „Auch viele Erwachsene, die beispielsweise an Demenz oder an Parkinson leiden, haben Schwierigkeiten, sich auszudrücken“, sagt Jessica Eberhardt.
„Der Bedarf steigt. Man spürt, wie hilflos viele Eltern sind.“
Immer mehr Late-Talker
Dazu kommen eben die kleinen Patienten. Klassische Late-Talker (Spät-Sprecher). „Der Bedarf steigt“, sagt Jessica Eberhardt, „man spürt, wie hilflos viele Eltern sind.“ All das seien auch Spätfolgen der Corona-Zeit. Einer Zeit, in der Kontakte vermieden werden mussten und viele Kinder über Monate hinweg keinen Kindergarten besuchen konnten. „Die Folgen spüren wir jetzt. Gerade der Austausch mit Gleichaltrigen im Kindergartenalter hat eine enorme Bedeutung für die Sprachentwicklung.“
Vertrauen ist dabei wichtig. „Ich muss den Kindern ja manchmal zeigen, wohin im Mund die Zunge muss“, sagt Jessica Eberhardt, „da ist es eben wichtig, dass sie sich auch darauf einlassen. Zu Beginn eine Therapie kann es auch sein, dass wir mal in den ersten Sitzungen nur gemeinsam spielen, um eine Vertrauensbasis aufzubauen.“
Neue Räume selbst hergerichtet
All das kann sie ab dem 4. November in eigens dafür hergerichteten Räumen in einem Haus direkt am Kreisverkehr tun. „Da haben wir in den letzten zwei Monaten die Wochenende verbracht“, sagt Jessica Eberhardt, „mein Schwiegervater, mein Mann und ich haben gemeinsam die Räume hergerichtet.“ Damit sich ein Traum erfüllen kann.