Hagen-Mitte. Begüm Sayman hat sich ihren Traum erfüllt: Am 1. Oktober ist Einweihungsfeier in ihrer neuen Logopädiepraxis in der Mitte von Hagen.

Warum Begüm Sayman (28) Logopädin geworden ist, kann sie prägnant und einleuchtend erklären: „Weil ich selbst einen Sprachfehler hatte.“ Als Jugendliche lispelte sie infolge einer Fehlstellung ihrer Zähne. Die Therapie war erfolgreich: „Und sie hat mir sogar Spaß gemacht. Ich bin gern zum Logopäden gegangen.“

Die angenehme Erinnerung an die erfolgreiche Therapie habe dazu beigetragen, dass sie nach der Schule selbst eine Logopädie-Ausbildung absolvierte. In den Folgejahren war sie als Angestellte in einer Hagener Praxis tätig, Anfang Oktober eröffnet sie nun ihre eigenen Behandlungsräume in der Stadtmitte in Hagen.

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Begüm Sayman will türkischen und deutschen Patienten helfen, Kindern und Erwachsenen. Die Nachfrage sei groß, berichtet sie, es gebe zu wenig Logopäden, Patienten müssten bisweilen Wartezeiten von bis zu einem Jahr in Kauf nehmen.

Kinder auf der Strecke geblieben

Der immense Bedarf nach sprachtherapeutischen Behandlungen sei vor allem auf die Corona-Jahre zurückzuführen, in denen Kindergärten und Schulen monatelang geschlossen blieben: „In dieser Zeit ist die Sprachentwicklung nicht ausreichend gefördert worden. Da sind viele Kinder auf der Strecke geblieben.“

Denn Menschen lernen als Kinder mehr oder weniger spielerisch zu sprechen, sie eignen sich die Worte an, die sie hören. Und wenn die Kommunikation, wie zu Corona-Zeiten, zurückgefahren wird, machen sich die Folgen eben nicht zuletzt in der Sprachentwicklung bemerkbar.

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Spielerisch – das ist auch ein wichtiges Element in der Arbeit von Begüm Sayman. Ihre kleinen Patienten lässt sie zum Beispiel mit Hilfe von Spielkarten einen Buchstaben, den sie nicht korrekt aussprechen, üben. Vor dem Spiegel können die Kinder selbst sehen, wie Laute gebildet werden und welche Stellung Lippen und Zunge dabei einnehmen. Schließlich trainieren sie Wörter und ganze Sätze. „Alles braucht seine Zeit, dann klappt es schon“, sagt Begüm Sayman.

Bei Kindern keine türkische Therapie

Das Besondere an ihrer Praxis ist, dass sie sich sowohl türkischer als auch deutscher Sprach- und Sprechbeeinträchtigungen annimmt. Sie habe schon häufiger erlebt, dass Schlaganfallpatienten türkischer Herkunft die deutsche Sprache nahezu komplett vergessen hätten. Ihnen hilft sie dabei, wenigstens das Türkische wieder zu komplettieren.

Bei Kindern allerdings macht sie keine türkische Therapie, ihnen hilft sie ausschließlich beim Verbessern der deutschen Sprachkenntnisse. Dabei profitiert Begüm Sayman auch von ihren persönlichen Erfahrungen. Während ihrer Kindheit sprachen die Eltern ausnahmslos Türkisch mit ihr, Deutsch lernte sie im Kindergarten.

Sprachfehler ist keine Krankheit

Und so solle es auch sein, wenn ein Kind denn zweisprachig aufwachse und beide Sprachen mehr oder weniger perfekt erlernen solle: „Viele türkischstämmige Erwachsene wechseln heutzutage mitten im Satz von einer Sprache in die andere. Heraus kommt ein Mischmasch, den sie so an ihre Kinder weitergeben.“

Grundsätzlich gelte natürlich: Ein Sprachfehler ist keine Krankheit. „Und wir Logopäden sind keine Ärzte“, sagt Begüm Sayman: „Wir fördern und helfen einfach nur.“ Auch für im Elternhaus vorzüglich unterstützte Kinder könne es bisweilen ratsam sein, eine Störung sprachtherapeutisch behandeln zu lassen.

Und wer weiß, vielleicht wird einer der kleinen Patienten, die zu Begüm Sayman in die Praxis kommen, in späteren Jahren selbst Logopäde. So wie es bei ihr einst auch gewesen ist. . .