Boele. Der Brauchtumverein aus dem Hagener Norden lädt die Öffentlichkeit am kommenden Wochenende ein. Es gibt eine besondere Spezialität.

Als der Fleischermeister Fritz Schnettler 1949 mit seinen Mitstreitern Ludwig Brauckmann, Reinhold Petermann und Helmut Wißmann die Boeler Loßröcke gründete, trieben die Männer nicht nur karnevalistische Motive um. Der Gastwirt Hans Schmidt war es, der diesen kleinen Kreis sich ständig treffender Boeler schon im Herbst 1949 die „Loßröcke“ taufte. Ein Begriff, der einen Menschenschlag beschrieb, der mit Humor und Frohsinn dem Ernst des Lebens begegnen wollte, jeder Zeit zu „Scherz und Schabernack“ bereit, die Schwächen der Mitmenschen aufs Korn nehmend - ohne sich dabei selbst auszuschließen. Vor allem aber auch: der die Schwächeren der Gesellschaft auf die Stufe derjenigen bringen sollte, denen es besser geht. Bis heute gehört das zu den Leitprinzipien der Loßröcke, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern. Mit einer großen Ausstellung am Sonntag, 13. Oktober, ab 11.11 Uhr in der Loßrock-Halle an der Malmkestraße.

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Wenn die Loßröcke alljährlich zur Prunksitzung in die Aula der Steinhoff-Gesamtschule einladen, ist hohe karnevalistische Klasse geboten.
Wenn die Loßröcke alljährlich zur Prunksitzung in die Aula der Steinhoff-Gesamtschule einladen, ist hohe karnevalistische Klasse geboten. © Heinz-Werner Schroth | Heinz-Werner Schroth

Jürgen Hentges baut die Ausstellung aktuell auf. Hentges gehört zu den langjährigsten Mitgliedern des bedeutenden Brauchtumvereins im Hagener Norden. Er ist seit 1972 dabei und heute 81 Jahre alt. Diese Zeitung würdigte ihn einst als Repräsentant dessen, was der Verein in 75 Jahren in Boele aufgebaut hat. Nicht nur seiner eigenen Person wegen, sondern weil Hentges, wie alle anderen Mitglieder des Vereins, sinnbildlich für das steht, was ihn ausmacht: Motor eines Stadtteils, Förderer des Zusammenhalts, Bewahrer von Traditionen, Pflege von Bräuchen und niemanden vergessen.

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Hunderte Fotos

Auf 20 Platten präsentieren die Loßröcke am Sonntag ihre Geschichte mit je 40 Bildern. Eine Reise durch die Zeit, aber auch durch ein Jahr, wie die Loßröcke es immer wieder erleben. Von der Wahl des Oberloßrocks, zur Residenzeröffnung, über den Martinszug, das Osterfeuer oder das Sommerfest. Da, wo Gemeinschaft gefeiert und gewürdigt wird, fällt ihr Name. Dort sind sie die Rädchen, die im Hintergrund ineinandergreifen.

So traditionsreich wie das Sommerfest der Loßröcke selbst: der Tauzieh-Wettbewerb.
So traditionsreich wie das Sommerfest der Loßröcke selbst: der Tauzieh-Wettbewerb. © WP | Michael Kleinrensing

Die Ausstellung zum großen Jubiläum würdigt das. Sie zeigt die Orte, die Menschen, die Ereignisse, die historischen Momente, die Macher. Ein Männerverein, klar. „Aber ohne unsere Frauen geht überhaupt nichts“, hat nicht nur Jürgen Hentges über die Jahre immer betont.

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Christel Schneider und das Koller Strötken

Christel Schneider wird innerhalb der Ausstellung ebenfalls historische Aufnahmen präsentieren. Unter anderem aus einer Zeit, in der das Sommerfest noch unter Lammerts Eichen stattgefunden hat, die im Naturschutzgebiet „Koller Strötken“ stehen. Gestern-und-heute-Aufnahmen beleuchten das Gebiet. Ein Teil der Ausstellung wird auch dem Archiv des langjährigen Loßrocks Hans-Josef Strunk gewidmet sein, der im Alter von 85 Jahren Anfang Februar dieses Jahres verstorben war. Theo Becker, der seit 62 Jahren zu den Loßröcken gehört, ist übrigens das langjährigste Mitglied.

Die Loßröcke feiern bald Sommerfest;  Ein Besuch beim Aufbau und Gespräch mit Ehrenamtlichen/Malmkestr. 68
Teil der großen Loßröcke-Mannschaft: (von links) Jürgen Hentges, Patrick Gereke, Hans Stücker, Theo Becker, Thorben Gartmann und Hartmut Sieker. © Alex Talash | Alex Talash

Während der Ausstellung lassen die Loßröcke übrigens eine sehr alte Tradition wieder aufleben. Es gibt Appeltaart (Apfeltaschen). Dazu Kaffee, wer mag auch ein Pils. „Man muss nicht alles immer neu erfinden, wenn man schon so lange Gutes hat“, sagt Jürgen Hentges. Er und die Loßröcke laden die die gesamte Öffentlichkeit, jeden Interessierten zur Ausstellung ein. „Eine Ausstellung mit Einblicken zu Liebe, Tradition und Verbundenheit“, wie die Loßröcke sie selbst beschreiben.