Hagen. Trotz der zuletzt wenig ermutigenden Nachrichten für einen Erhalt des Baumes wird in Hagen der Kampf um die Roteiche am Hengsteysee fortgesetzt.

Die Diskussionen um die mögliche Fällung der Roteiche am Hengsteysee in Hagen reißen nicht ab. Auf der immer noch geschalteten Petition für den Erhalt des Baumes, der sich mitten auf dem geplanten Ruhrtalradweg befindet, haben sich mittlerweile 26.070 Personen eingetragen. „Aus unserer Sicht kann und darf der Rat der Stadt dieses Ergebnis nicht einfach ignorieren“, sagt Horst Fichtel, einer der Initiatoren.

Roteiche
Bürger aus Hagen versammeln sich täglich um 17 Uhr unter der Roteiche, um für deren Erhalt zu kämpfen © privat | Horst Fichtel

Täglich um 17 Uhr versammelt sich eine Gruppe von Naturfreunden unter dem Baum, um für dessen Existenz zu demonstrieren. Hagener wie Thomas Nowoczin (63) können sich einen Spaziergang am Hengsteysee ohne die Eiche gar nicht vorstellen: „Ich bin mein Leben lang an dem Baum vorbeigekommen: Es wäre eine Sünde ihn abzuschlagen.“

Selbst ist der Mann

Im Kern geht es um die Frage, ob die Stadt Hagen die für den Bau des Radweges seitens der Bezirksregierung Arnsberg zugesagten Fördermittel riskiert, wenn sie die bisherige Planung zum Ausbau des Ruhrtalradwegs entlang des Seeufers noch einmal umgestaltet. Ja, hatten Baudezernent Henning Keune und Oberbürgermeister Erik O. Schulz in der letzten Ratssitzung argumentiert. Die Bezirksregierung bestätigte diese Sichtweise: „Bei einer Planänderung muss die Stadt Hagen den Förderantrag komplett neu stellen“, so der Sprecher der Behörde, Christoph Söbbeler: „Damit stände sie wieder in Konkurrenz zu etlichen anderen Kommunen.“ Es sei dann keineswegs sicher, dass sie erneut den Zuschlag erhalte.

Treffen mit Ratsherr Michael Gronwald an der Roteiche und am Strommast; Hengsteysee Ruhrtalradweg
Thomas Nowoczin aus Hagen kennt den Baum seit Kindertagen: „Es wäre eine Sünde ihn abzuschlagen.“ © Alex Talash | Alex Talash

Doch selbst erfahrene Ratsmitglieder wie Michael Gronwald (Hagen Aktiv) wollen sich mit dieser Begründung nicht zufrieden geben. Der ehemalige Polizeibeamte begab sich neulich mit einem Zollstock an den Hengsteysee, um Antworten auf Fragen, die ihm die Stadtverwaltung verweigere, zu bekommen: „Ich hatte vorgeschlagen, dass sich Vertreter des Rates, der Stadtverwaltung und der Bezirksregierung einmal vor Ort am Baum treffen, um gemeinsam nach einer Lösung für den Erhalt der Eiche zu suchen.“ Nichts dergleichen sei geschehen: „Ich kann nur sagen, die Stadtverwaltung ist ein schwieriger Verhandlungspartner.“

Strommast bleibt stehen

Gronwald maß nach, dass rechts und links der Eiche noch etwa 120 bzw. 60 Zentimeter Platz für Passanten bleiben. Würde man Radfahrer mit einem Schild dazu auffordern, abzusteigen und ihr Zweirad an der Engstelle vorbeizuschieben, wäre das Problem auf die denkbar einfachste Weise gelöst, findet der Hagener Kommunalpolitiker, der sich sodann mit seinem Zollstock zum unweit der Eiche stehenden Strommasten begab und feststellte, dass hier nur 1,40 Meter Platz für Fußgänger und Radfahrer bleiben: „Ich habe aber noch nicht gehört, dass der Strommast eine Gefahr darstellen könnte und deshalb verschwinden muss.“

Treffen mit Ratsherr Michael Gronwald an der Roteiche und am Strommast; Hengsteysee Ruhrtalradweg
Der Strommast bleibt stehen, der Weg wird rechts und links an ihm vorbeigeführt. Das ehemalige DLRG-Heim Hagen (hinten rechts im Bild) wird abgerissen. © Alex Talash | Alex Talash

Das wird er auch nicht. Vielmehr musste die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus ihrem angestammten Domizil, das sich genau auf Höhe des Strommastens befindet, ausziehen, um Platz für eine Verbreiterung des Fuß- und Radweges zu machen. Wie Michael Kaub, Sprecher der Stadtverwaltung Hagen, erläuterte, soll der Weg rechts und links an dem Masten vorbeigeführt werden: „An einer Seite für Fußgänger, an der anderen für Radfahrer.“ Die entsprechenden Flächen seien im Besitz der Stadt Hagen: „Die hat uns der Regionalverband Ruhr schon vor langer Zeit überlassen.“ Die DLRG musste derweil eine benachbarte Holzhütte beziehen, um von dort aus das Geschehen auf und um den Hengsteysee herum zu überwachen.

Treffen mit Ratsherr Michael Gronwald an der Roteiche und am Strommast; Hengsteysee Ruhrtalradweg
Die Baumfreunde aus Hagen wollen sich mit der Fällung der Eiche nicht abfinden. © Alex Talash | Alex Talash

Wie es derzeit aussieht, scheint der Baum zwar kaum noch zu retten zu sein, doch die Unterstützer der Roteiche wollen nicht aufgeben: „Wir bleiben aktiv, um den Baum zu erhalten“, verspricht Horst Fichtel.