Hagen. Als Filetstück wird das Hagener Westside-Areal an der Bahnhofshinterfahrung schon lange angeboten. Jetzt gibt es einen namhaften Interessenten.
Nach Jahren des Stillstandes kommt jetzt offenkundig doch erste Bewegung in die Vermarktung des Westside-Areals zwischen Hauptbahnhof und Bahnhofshinterfahrung. Nach Angaben der Hagener Planungsverwaltung liegt der Wirtschaftsförderung das konkrete Ansiedlungsinteresse eines renommierten Unternehmens vor. Recherchen der Stadtredaktion haben ergeben, dass es sich dabei um das Buchhandelsunternehmen Thalia handelt.
Der Marktführer im deutschsprachigen Raum mit seiner Zentrale in Hagen-Bathey, der sich aktuell auch leidenschaftlich für den Hagener Basketball engagiert, befindet sich zurzeit auf der Suche nach einem modernen, zeitgemäßen, repräsentativen und vor allem zentral gelegenen Verwaltungssitz für seine 500 Mitarbeiter. Auf Anfrage der Stadtredaktion betont Thalia zwar, dass man zunächst eine Zukunftslösung für den in die Jahre gekommenen Standort im Hagener Norden suche, sich aber parallel auch mit möglichen Alternativen beschäftige. „Ich bitte Sie allerdings um Verständnis, dass wir aus Gründen der Vertraulichkeit keine weiteren Details nennen möchten“, betont eine Sprecherin des Unternehmens ausdrücklich. Allerdings unterstreicht sie zugleich: „Wir brauchen eine zeitlich überschaubare Lösung.“
Damit spielt sie offenkundig auf den jetzt vorgelegten Zeitplan an, den die Bauverwaltung zuletzt der Politik vorlegte. „Unser Arbeitspaket wird erst Ende der Dekade fertig sein, um dann ab 2030 bauen zu können“, skizzierte Stadtbaurat Hennig Keune zuletzt in der Bezirksvertretung Mitte einen zähen Zeithorizont, der den Mandatsträgern angesichts der Langfristigkeit die Gesichtszüge einfrieren ließ. Angesichts des bislang schon enormen Vorlaufs rund um das sogenannte „Station-Area“-Projekt, ungezählter Präsentationsreisen zur Expo Real nach München und eines enormen Vorlagenwusts zu dem Thema „Hagen Valley“ gingen die Fraktionen bislang von deutlich flotteren Entwicklungsschritten aus.
„Unser Arbeitspaket wird erst Ende der Dekade fertig sein, um dann ab 2030 bauen zu können.“
Aufteilung in vier Teilprojekte
Die im Februar installierte Steuerungsgruppe hat den Aufgabenberg inzwischen in vier Teilprojekte (Westside, Eastside, Werdetunnel und Dreiecksfläche) separiert und dazugehörige Arbeitsgruppen gebildet. Das angedockte Arbeitsgremium der Politik soll voraussichtlich im September erstmals zusammenkommen. Zur Begründung für diesen trägen Start verweist die Verwaltung darauf, dass man zunächst den Fokus auf den potenziellen Ankermieter - also Thalia - gelegt habe, der mit einem mehrstöckigen Objekt mit 8000 bis 10.000 Quadratmetern Bürofläche eine enorme Strahlkraft entwickele und eine hohe Impulswirkung erziele. Dabei sei es die Grundidee, dass ein Projektentwickler auf der Westside maßgeschneidert baue und sich der Hagener Buchhandelskonzern dort langfristig einmiete.
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Auf Grundlage der von der Stadt bereitgestellten Informationen kam der ungenannte Projektentwickler jedoch zu der Entscheidung, angesichts der Rahmenbedingungen in Hagen von der Investition Abstand zu nehmen. Durch die zahlreichen Restriktionen (Böschungen zu Volme und Ennepe, Lärm, Störfallbetrieb in der Nachbarschaft, Hochwasservorsorge) kam das Unternehmen zu dem Schluss, dass auf der Westside letztlich nicht genügend Raum für ein durchmischtes Quartier bleibe. Zudem fehle in Zeiten hoher Zinsen und Baukosten dem Standort Hagen zudem die Anziehungskraft, zumal die Rückseite des Bahnhofs bislang keinerlei attraktive Anbindung an den Rest der City erkennen lasse. Damit scheint jedoch das grundsätzliche Interesse von Thalia an einer Westside-Ansiedlung noch nicht erloschen.
Denken in Dekaden
Umso dringlicher möchte die Stadt jetzt in den übrigen Teilbereichen ihre weiterhin offenen Hausaufgaben erledigen. Dabei geht es nicht bloß um flankierende Nutzungen für die Westside, um dort ein attraktives, urbanes Quartier entstehen zu lassen, sondern vor allem um den Werdetunnel. Dieser soll die Fläche für Radler und Fußgänger mit der City verknüpfen und zugleich Anknüpfungen zu den Bahnsteigen schaffen. „Das ist eine elementare Voraussetzung“, erläutert Keune, der zugleich ein vernünftiges Umfeld für die Ein- und Ausgänge anmahnt. Jetzt gehe es erst einmal darum, sich ein Schadensbild von der unterirdischen Röhre zu verschaffen und diese zu vermessen.
Ein Vertragswerk mit der Bahn und Förderanträge, so der Baudezernent weiter, seien erst ab 2026 mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten der Bahn am Hagener Hauptbahnhof zu erwarten, eine Umsetzung der Gleiszugänge kaum vor 2030. Ähnliche Zeitachsen stehen im Raum, wenn es um die Umsetzung des Hochwasserschutzes und der Grünflächen auf der Dreiecksfläche zwischen Volme und Ennepe geht. Aber auch bei der Entwicklung des angedachten Sanierungs- und Fördergebietes rund um den Berliner Platz, bemüht die Stadt gerne den Begriff des Dekaden-Projektes. „Der Interessent und Nutzer kennt diese Zeitachsen“, betont Keune mit Blick auf Thalia, „er weiß aber auch, dass sein Sitz dann in einem passenden Umfeld entsteht.“