Hohenlimburg. Drei Schulen werden wohl bald leer stehen in Hohenlimburg. Doch mit der Politik hat niemand gesprochen. Die Wut ist riesengroß.
Spätestens seit diese Zeitung in der vergangenen Woche berichtete, dass in Hohenlimburg mittelfristig drei Schulgebäude ohne Nachnutzungsidee leer stehen werden, ist richtig Feuer unter dem Dach im Osten der Stadt. Gemeint sind die alte Pestalozzi-Schule (steht schon leer), die Förderschule Wilhelm Busch (ab 2027 leer) und der Teilstandort Reh der Grundschule im Kley (soll umziehen in die alte Hauptschule). Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann (CDU) - ein in der Regel sehr direkter, aber auch moderierender Politiker - platzte in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Hohenlimburg der Kragen: „Als Bezirksbürgermeister sage ich ganz klar, dass das ein Unding ist. Zum einen ist unser Gremium überhaupt nicht gehört worden. Und wir sind für die Schulen zuständig. Und zum anderen kann an der Grundschule überhaupt keine Rede davon sein, dass man dort ausziehen will, wie die Verwaltung das behauptet. Ich scheue mich in dieser Sache auch nicht, beim Oberbürgermeister Ratsbeschlüsse anzumahnen.“
Noch einmal zum Verständnis: Die Pestalozzi-Schule steht längst leer. Ein Gebäude oder Nachnutzungsperspektive. Die Förderschule Wilhelm Busch muss die Obernahmer verlassen. Das fordert die Bezirksregierung seit Langem. Der Standort ist einer Förderschule unwürdig. Sie soll - nach aktuellem Stand - in die Selbecke, in die ehemalige August-Hermann-Fancke-Schule ziehen. Wie berichtet, goutiert das auch die Schulleiterin, die bei einem Besichtigungstermin dort ein gutes Schulgebäude nebst Turnhalle und Sportplatz vorgefunden hat.
Das Hohenlimburger Schul-Karussell
Die Grundschule Im Kley soll - ebenfalls wie berichtet - ihren Zweitstandort in Reh aufgeben, weil die dortigen Schulgebäude marode sind und eine Sanierung Unsummen verschlingen würde. Stattdessen favorisiert die Stadtverwaltung jetzt eine Expansion der Grundschule in das ehemalige Hauptschulgebäude. Eigentlich war vorgesehen (und vom Stadtrat Hagen vor vier Jahren auch so beschlossen worden), dass das Gymnasium Hohenlimburg den überwiegenden Teil der Räume in der ehemaligen Hauptschule erhält. Dadurch könnte das Gymnasium, an dem es bislang drei Klassen pro Jahrgang gibt, wachsen und sogar vierzügig werden. Doch mittelfristig, so haben es die Berechnungen im Rathaus ergeben, werden in Hagen gar nicht so viele Gymnasialplätze gebraucht. Ein Teil der Räume im ehemaligen Hauptschulgebäude Hohenlimburg könnte dann der Grundschule Im Kley zugeschlagen werden. Damit könnte die Grundschule komplett in Elsey angesiedelt werden - eine ebenso pragmatische wie kostengünstige Lösung.
Politik ist bislang außen vor
Doch die Gedanken und Rechenspiele haben bislang gänzlich ohne Einbindung der Hohenlimburger Politik stattgefunden. Streng genommen haben die Bezirkspolitiker im Fall der Wilhelm-Busch-Schule nur ein Anhörungsrecht. Über Förderschulen entscheidet der Schulträger allein. Was die Grundschulen, aber auch die Nachnutzung der Busch-Schule angeht, ist die Bezirksvertretung aber voll im Boot. Zumal über der Wilhelm-Busch-Schule das Schreckgespenst schwebt, dass der Vermieter - der Werkhof e.V - am Ende ist, sollte er die Mieteinnahmen nicht weiter erhalten.
„Wie steht es mit dem Ziel „Kurze Beine, kurze Wege“? Welche Auswirkungen haben die Planungen auf die Erreichbarkeit der Schulen. Und wie wirken sich Vorschläge positiv auf Unterrichtssituation aus?“
„Das halte ich schon für einen immens wichtigen Vorgang, Frau Soddemann“, wandte sich Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann, direkt an die gleichnamige Sozialdezernentin, die neben ihm saß und die sozusagen auf der Kommando-Brücke sitzt, was die Schulentwicklungsplanung in Hagen angeht. Sie realisierte schnell, dass Eisermann mit seiner Wut nicht allein war. „Wir brauchen konkrete Zahlen zur aktuellen und künftigen Bedarfssituation. Die Zahlen müssen auch die Entwicklung der letzten Jahre darstellen und die zukünftige Entwicklung. Wie steht es außerdem mit dem Ziel „Kurze Beine, kurze Wege“? Welche Auswirkungen haben die Planungen auf die Erreichbarkeit der Schulen. Und wie wirken sich Vorschläge positiv auf Unterrichtssituation aus?“, wollte Michael Glod (CDU) wissen.
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Erinnerung an den Kampf von 2014
Frank Schmidt (Bürger für Hohenlimburg) erinnerte daran, dass die Grundschule im Kley zuletzt 2014 den Kampf um ihre Existenz führen musste. „Mit dem Ergebnis, dass es einen Teilstandort Reh gibt. Jetzt habe ich das Gefühl, dass dieser Standort kaputt geredet wird.“ Zweifel hege er auch daran, dass die von der Verwaltung geschätzten sechs Millionen Euro zur Sanierung der maroden Pavillons am Teilstandort Reh stimmen können. „Mit sechs Millionen Euro kann man ja noch ganz andere Dinge angehen als nur Pavillons zu sanieren.“
„Wenn die Grundschule an dem Teilstandort nur noch 128 Schüler hat, dann rechtfertigt das keine eigene Schule. Dann droht die Schließung. Und das Konzept „Kurze Beine, kurze Wege“ ist Geschichte, seit wir die Grundschulbezirke in Hagen aufgelöst haben.“
Jochen Eisermann bemerkte zudem, dass er mit der Leitung der Schule am Teilstandort Reh gesprochen habe. „Und es kann keineswegs davon die Rede sein, dass die dort ausziehen wollen. Man hat nur abgewogen zwischen einem sanierten Gebäude und der smaroden Situation, die es jetzt gibt. Und da ist etwas Saniertes natürlich besser. Generell will man nach meinen Informationen aber bleiben.“ Regina Pott, Leiterin des Fachbereichs Schule bei der Stadt Hagen, schränkte das sofort deutlich ein: „Wir haben mit der Leitung intensive Gespräche geführt. Und zwar nicht nur über den Standort in seinem jetzigen Zustand. Es ist - auch laut Schulleitung - schulorganisatorisch besser, alles an einem Standort zu haben.“
Nicole Pfefferer (Grüne) brachte sich ebenfalls ein: „Wenn die Schule an dem Teilstandort nur noch 128 Schüler hat, dann rechtfertigt das keine eigene Schule. Dann droht die Schließung. Und das Konzept „Kurze Beine, kurze Wege“ ist Geschichte, seit wir die Grundschulbezirke in Hagen aufgelöst haben.“ Seit dem können Eltern die Grundschule frei wählen, was auch zu vielen Fahrten durchs Stadtgebiet führt. Mark Krippner (BSW) hatte zuvor vorgeschlagen, doch einfach kleinere Klassen am Teilstandort zu bilden. Das sei womöglich auch besser für die Qualität des Unterrichts. „Wovon träumst du nachts, Mark?“, fragte ihn Nicole Pfefferer. „In ganz Hagen werden die kommunalen Klassenrichtgrößen überschritten. Da können wir hier keine Ausnahmen machen:“