Hagen. Katharina Berding und Telmo Caetano kommen morgens mit dem Rad zum Hildegardis-Gymnasium. Jetzt wollen die Lehrer den Fahrrad-Bus etablieren.

Jeden Morgen strampelt Telmo Caetano (44) mit dem Fahrrad zur Arbeit. Zwischen 35 und 40 Minuten ist er unterwegs von seinem Wohnort auf dem Höchsten in Dortmund bis zu seinem Arbeitsplatz am Hildegardis-Gymnasium in Hagen, wo er Spanisch und Sport unterrichtet. Bis vor zwei Jahren sei er noch mit dem Auto gekommen, berichtet der Pädagoge: „Das hat mir jeden Morgen Kopfschmerzen verursacht. Wir haben so wenige Parkplätze an der Schule, das war purer Stress.“

„Das hat mir jeden Morgen Kopfschmerzen verursacht. Wir haben so wenige Parkplätze an der Schule, das war purer Stress.“

Telmo Caetano
Lehrer am Hildegardis-Gymnasium

Seitdem er mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, ist Caetano zwar länger unterwegs, aber dafür entspannt - und ein gutes Gewissen hat er obendrein, weil er keine Abgase in die Luft pustet. Noch glücklicher wäre Caetano allerdings, wenn auch die Schüler mit dem Rad zur Hilde kommen würden, statt sich im Eltern-Taxi chauffieren zu lassen: „Die oftmals geringen Distanzen zwischen Wohnort und Schule können durchaus mit dem Fahrrad überwunden werden.“

Wie ein richtiger Schulbus

Mit seiner Kollegin Katharina Berding (30) hat Caetano deshalb das Projekt Fahrrad-Bus ins Leben gerufen. Der Fahrrad-Bus ist gar kein Bus, sondern ein Pulk von Radfahrern, die gemeinsam zur Schule fahren. Wie ein richtiger Schulbus, ist die Gruppe auf einer zuvor festgelegten Strecke und zu einem abgestimmten Zeitplan unterwegs - pünktlich, sicher und zuverlässig. Ein „Zustieg“ ist jederzeit möglich, sodass sich die Gruppe stetig vergrößert.

Ein Beispiel: Katharina Berding fährt morgens von ihrem Wohnort in Haspe los, auf dem Weg zur Hildegardis-Schule schließen sich ihr an vorher festgelegten Punkten nach und nach immer mehr Schüler an. „Auf diese Weise können die Schüler sicher, mit Spaß und im Verbund zur Schule kommen“, sagt die Lehrerin, die übrigens Mathematik und Latein unterrichtet.

Je mehr Schüler mitfahren, desto besser

Je mehr Schüler mitfahren, desto größer ist natürlich der Pulk. Wird gar ein geschlossener Verband von mindestens 16 Personen erreicht, dürfen die Radfahrer sogar nebeneinander fahren. Autos müssen dann hinter ihnen bleiben, wenn nicht genug Platz zum Überholen vorhanden ist. „Dann würden wir quasi selbst als Auto gelten“, sagt Caetano: „Die jüngeren Schüler würden wir natürlich in die Mitte nehmen.“

Denn Sicherheit im Straßenverkehr besitzt gerade beim Fahrrad-Bus Priorität. Caetano und Berding wissen natürlich, dass viele Hagener Eltern ein ungutes Gefühl beschleicht, wenn sie sich vorstellen, ihre Kinder morgens mit dem Rad auf die dicht befahrenen Hagener Straßen zu schicken. Bei den jetzt angelaufenen Vorbereitungen zum „Bike Bus“ sei ihm diese Sorge von Vätern und Müttern wiederholt gespiegelt worden, so Caetano: „Es gibt ja auch zu wenige Radwege in Hagen. Ich glaube aber, dass die Kinder im Verbund mit dem Fahrrad-Bus sehr sicher unterwegs sind.“

Schüler können Startpunkte melden

Denkbar ist, dass die Fahrrad-Busse nicht nur von Lehrern des Hildegardis-Gymnasiums, sondern auch von Eltern begleitet werden. Das Konzept (auch Bike Bus, BiciBus) ist vor allem in den USA und Spanien schon ins Rollen gekommen. Aktuell finden einige Vorarbeiten statt. Alle Hilde-Schüler können sich per Mail bei Katharina Berding und Telmo Caetano sowie beim Team Media unter Angabe der Adresse des gewünschten Startpunktes melden, damit geeignete Routen entwickelt werden können.

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Nach der Routenkonzeption ist eine Information der Eltern geplant. „Im Rahmen eines Infoabends möchten wir die Eltern einbeziehen und das Projekt genauer vorstellen“, so Katharina Berding. Die Schule informiert über die sozialen Plattformen Instagram (@hildegardis_schule) und Facebook (Hildegardis-Schule Hagen) sowie neuerdings über einen anonymen WhatsApp-Kanal (Beitritt unter www.hilde.link/whatsapp möglich) über das Projekt. 

Wann der erste Fahrrad-Bus durch Hagen rollt, kann aktuell noch nicht gesagt werden. Das Team der Hildegardis-Schule arbeitet aber daran, das Projekt noch in diesem Jahr einem Probelauf zu unterziehen.