Hagen. Nach WP-Informationen steht der Nachfolger von Christoph Gerbersmann fest. Der neue Mann hat in Hamm zwei schwierige Jahre hinter sich.

Der 55-jährige Bernd Maßmann soll zum 1. Dezember neuer Kämmerer der Stadt Hagen und damit Nachfolger von Christoph Gerbersmann werden (geht Ende September), der neuer Finanzchef des Ruhrverbandes wird. Maßmann war bei der Stadt Hamm lange Jahre Leiter des Oberbürgermeister-Büros, Chef der Pressestelle und dann Personalchef der Hammer Verwaltung. Der Betriebswirt hat in Hamm allerdings auch eine schwierige Zeit hinter sich, weil erst in diesem Sommer ein Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt worden war.

„Ich freue mich riesig auf Hagen“, sagt der Vater dreier kleiner Töchter. „Für mich ist das ein besonderer Karriereschritt. Ich habe Verwaltung von der Pike auf gelernt. Und jetzt noch Wahlbeamter werden zu dürfen, ist die Krönung.“ Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass ein qualitätvolles und störungsfreies Arbeiten für die Stadt Hamm nicht mehr möglich sei. „Auch wenn das Ermittlungsverfahren gegen mich eingestellt wurde, worüber ich mich sehr gefreut habe, ist innerhalb der Verwaltung einfach zu viel zerbrochen“, sagt Maßmann gegenüber der Stadtredaktion. Wohl auch zwischen ihm und dem amtierenden Hammer OB, der ihn 2022 zunächst vom Dienst suspendiert hatte, wogegen Maßmann erfolgreich vor Gericht vorgegangen war.

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Im Visier der Staatsanwaltschaft

Bernd Maßmann war nach Recherchen des Westfälischen Anzeigers in Hamm im Frühjahr 2022 wegen eines in Hamm als „Phantom-Komplex“ bekannt gewordenen Vorgangs ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Zeitung aus Hamm hatte im Jahr zuvor bereits berichtet, dass Fördergelder des Landes, die für ein Südosteuropa-Projekt zur Integration von Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien gedacht waren, für Flug- und Hotelkosten für eine in Bulgarien lebende Projektleiterin ausgegeben wurden. Diese Projektleiterin war von der Hammer Verwaltung mit Scheinadressen in Hamm ausgestattet worden.

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Eine schwere Degradierung

Wegen des Verfahrens suspendierte ihn der Hammer OB. Als das Verwaltungsgericht diese Entscheidung einkassierte, löste der Hammer OB Marc Herter (SPD) Maßmanns Fachbereich „Personal und Organisation“ kurzerhand auf und machte Maßmann zum „Chief Information Officer“ im Hammer Rathaus. Dort sollte er sich um die Digitalisierung der Verwaltung kümmern. Seit dem schwelte laut Westfälischem Anzeiger in Hamm ein Streit darüber, ob diese Rolle für einen Leitenden Städtischen Verwaltungsdirektor (Vergütung B2) „amtsangemessen“ sei.

„Ich weiß genau, welche Aufgabe ich da angehen werde. Und ich weiß auch, dass Menschen, die schon länger in einer Stadt wohnen, einen Tunnel-Blick auf sie haben. Hagen hat zwar ein laufendes Defizit von 40 bis 50 Millionen Euro. Bei einem Haushalt von einer Milliarde Euro sind das aber gerade fünf Prozent. Und diese Stadt hat gelernt. zu sparen. Man muss den Dreh im Kopf hinkriegen. Hagen baut trotz der Situation für dreistellige Millionenbeträge Kitas und OGS-Plätze. Hagen ist weit entfernt von Mangelverwaltung und für die 900 Millionen Euro Altschulden gibt es eine Lösungsperspektive von Land und Bund“

Bernd Maßmann, designierter neuer Kämmerer der Stadt Hagen

21 Jahre lang hatte vor der Amtsübernahme durch Marc Herter (SPD) der CDU-Politiker Thomas Hunsteger-Petermann das OB-Amt in Hamm inne, an dessen Seite CDU-Mann Maßmann als Referent gewirkt hatte. An der Seite des Nachfolgers entstanden dann atmosphärische Störungen.

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„Sehe große Chancen in Hagen“

„Ja, und aus diesem Kontext komme ich gerade“, sagt Bernd Maßmann sehr offen. „Da konnte ich nicht mehr arbeiten. Aber deswegen ist Hagen gar keine Notlösung oder sowas. Ich wollte diesen Schritt auch so. Und ich sehe große Chancen.“ Er kennt in Hagen nach eigener Aussagen niemanden. Weder in der Bürgerschaft noch in der Verwaltung. Oberbürgermeister Erik O. Schulz teilte ihm am Montagabend mit, dass sich die Findungskommission in Hagen einstimmig für ihn ausgesprochen habe. Vor der soll sich Maßmann nach Informationen dieser Zeitung ausgezeichnet präsentiert haben. Zur finalen Auswahl standen demnach zwei Kandidaten. Nach WP-Recherchen hatte es zuvor eine Vielzahl von Bewerbungen auf den Kämmerer-Posten in Hagen gegeben.

Der Tunnel

„Ich weiß genau, welche Aufgabe ich da angehen werde. Und ich weiß auch, dass Menschen, die schon länger in einer Stadt wohnen, einen Tunnel-Blick auf sie haben. Hagen hat zwar ein laufendes Defizit von 40 bis 50 Millionen Euro. Bei einem Haushalt von einer Milliarde Euro sind das aber gerade fünf Prozent. Und diese Stadt hat gelernt, zu sparen. Man muss den Dreh im Kopf hinkriegen. Hagen baut trotz der Situation Kitas und OGS-Plätze. Hagen ist weit entfernt von Mangelverwaltung und für die 900 Millionen Euro Altschulden gibt es eine Lösungsperspektive vom Land. Ich trete dafür an - das habe ich auch der Findungskommission gesagt -, dass wir die Lage in Hagen lösen werden. Ich bin sehr sicher.“

Niemand habe ihm zugetraut, in Hamm die Rolle der Personalchefs zu packen. „Da habe ich mich auch reingearbeitet. Ich bin Betriebswirt. Zahlen begleiten mich seit 33 Jahren in der Verwaltung.“

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Hagens Brücken als Symbol

Als die Hagener Stelle ausgeschrieben wurde - am 4. Juni - lief noch das Ermittlungsverfahren gegen ihn. „Drei Tage später wurde es eingestellt (Anm: weil es keinen hinreichenden Tatverdacht gab. In Hamm ist derweil Anklage gegen zwei weitere Beamte erhoben worden). Da habe ich mich sofort beworben.“ Und im Übrigen auch ein Abo dieser Zeitung abgeschlossen. „Da habe ich auch über die Brückensituation in der Stadt gelesen. Ich möchte noch mal betonen: Die Lage in Hagen ist nicht so wie diese kaputten Brücken aussehen. Sie ist besser.“

Hamm und Hagen würden permanent miteinander verglichen. Das sei auch verwaltungsintern so gewesen. Die Haushaltslage in Hamm sei verhältnismäßig sogar noch etwas schlechter als in Hagen. Nach Hagen ziehen werde Bernd Maßmann aber nicht. „Ich kann nur in Hamm bleiben. Meine drei Töchter sind hier tief verwurzelt und meine Frau ist hier Lehrerin. Die 40 bis 50 Minuten Fahrt nach Hagen halten mich aber nicht ab, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.“ Vor seinem Amtsantritt steht eine Übergabephase mit dem noch amtierenden Kämmerer Gerbersmann - und das entscheidende „Go“ des Hagener Rates.