Hagen. Ein Fahrrad-Tag, eine Sternfahrt, eine Vision: Ausgehend vom Theodor-Heuss-Gymnasium will ein Rotary-Club die Schüler in Hagen aufs Rad bringen.

Wenn man Hagen aufs Fahrrad bringen will, muss man vermutlich bei den Kindern anfangen. „Das Fahrrad ist nicht nur die Antwort auf die drängende Klimaschutz-Thematik und den Verkehrsinfarkt, sondern auch auf die mangelnde Bewegung von Kindern“, sagt Dr. Klaus Weimer, Präsident des Rotary-Clubs Hagen-Lenne. Unter dem Motto „Biking for future“ wollen die Rotarier daher Schulkinder fürs Fahrradfahren begeistern und so zur Verkehrswende in Hagen beitragen.

Der Anfang ist bereits konzipiert: Am Mittwoch, 1. April, findet am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) ein von den Rotariern initiierter Fahrrad-Tag für die 93 Fünftklässler der Schule statt. Dann gibt es Fahrtrainings, einen Fahrrad-Sicherheits-Check, Workshops und weitere Aktivitäten. Denn auch das THG würde davon profitieren, wenn mehr Schüler mit dem Rad zur Schule kämen. Zu den Stoßzeiten ist die Humpertstraße aufgrund der zahlreichen Elterntaxis bisweilen verstopft, zudem sieht Schulleiter Sven Meyhoefer sich in der Verantwortung: „Als Schule müssen wir Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit geben, sich für Klimaschutz und Umwelt zu engagieren.“

Andere Schulen können sich anschließen

Hinter der Initiative des Rotary-Clubs und seines Präsidenten Weimer steht freilich eine ambitioniertere Vision. Dem Fahrrad-Tag soll eine Sternfahrt aller Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums folgen, nach den Osterferien soll dann die Klasse, deren Schüler die meisten Fahrrad-Kilometer zurückgelegt haben, prämiert werden.

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Vor allem ruft der Rotary-Club alle anderen Hagener Schulen auf, sich der Bewegung anzuschließen, Kontakt zum Club aufzunehmen und vergleichbare Aktivitäten durchzuführen. „Wir unterstützen das Projekt u.a. mit dem Kauf von Leihfahrrädern, damit auch Schüler, die kein eigenes Fahrrad besitzen, teilnehmen können“, so Weimer.

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Letztlich verfolgt „Biking for future“ das Ziel, den Umweltschutzgedanken in den Köpfen der Hagener Schüler zu etablieren und die Lebensqualität in der Stadt durch eine emissionsfreie Mobilität zu erhöhen.

Michael Schröder (ADFC), Klaus Weimer (Rotarier), Sven Meyhoefer (THG), Georg Klopf (THG), Helga Müller (Verkehrswacht), Bernd Trimborn (Fahrrad Trimborn), Gregor Hengstermann (Stadt Hagen), Uwe Köster (Rotarier), und Ingrid Klatte (Verbraucherzentrale) sind für eine Verkehrswende zugunsten des Fahrrads in Hagen.
Michael Schröder (ADFC), Klaus Weimer (Rotarier), Sven Meyhoefer (THG), Georg Klopf (THG), Helga Müller (Verkehrswacht), Bernd Trimborn (Fahrrad Trimborn), Gregor Hengstermann (Stadt Hagen), Uwe Köster (Rotarier), und Ingrid Klatte (Verbraucherzentrale) sind für eine Verkehrswende zugunsten des Fahrrads in Hagen. © WP Hagen | Hubertus Heuel

Am THG fahren einige Lehrer bereits mit gutem Beispiel voran, da sie täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. „Und das aus Überzeugung“, berichtet Lehrer Georg Klopf, der täglich aus dem Hochschulviertel zum THG radelt.

Eltern müssen überzeugt werden

Doch wird man auch mehr Schüler und vor allem deren Eltern davon überzeugen können, das Fahrrad zu nutzen. Fakt sei, dass rund 80 Prozent aller Fahrräder an Erwachsene verkauft würden, sagt Bernd Trimborn vom gleichnamigen Fahrradgeschäft in Haspe: „Jugendliche fahren fast überhaupt nicht mehr mit dem Fahrrad.“ Wenn man sie denn aber dazu bewegen wolle, dürfe man ihnen keine Klapperkiste hinstellen, sondern ein attraktives Fahrrad, von dem sie nicht befürchten müssen, sich vor ihren Freunden und Klassenkameraden zu blamieren.

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Ein weiterer Knackpunkt sei die Sicherung gegen Diebstahl, so Trimborn. Kein Vater werde es seinem Sohn oder seiner Tochter erlauben, mit einem teuren Fahrrad zur Schule zu fahren, wenn die Gefahr bestehe, dass das Vehikel während des Unterrichts gestohlen werden könnte: „Die Schulen müssen die Voraussetzungen für überdachte, gut gesicherte Stellplätze schaffen.“

Radverkehrsplaner im Rathaus

THG-Leiter Meyhoefer sprach ein weiteres, diesmal psychologisches Hindernis auf dem Weg zu mehr Fahrradfreundlichkeit an: „Viele Eltern lassen ihre Kinder aus Angst, dass auf dem Weg ein Unfall passieren könnte, nicht mit dem Rad zur Schule fahren.“ Eine Sorge, die den Erwachsenen im wenig Fahrrad freundlichen Hagen niemand verübeln kann.

Immerhin hat die Stadt ein Mobilitätskonzept beschlossen, dass die Bedingungen für Radfahrer verbessern soll, und mit Gregor Hengstermann sitzt mittlerweile ein Radverkehrsplaner im Rathaus: „Wir wollen alle Klimaschutz und Radverkehr, aber sobald Parkplätze wegfallen und Straßen einspurig werden, gibt es Unmut und Konflikte“, beschreibt er die komplizierte Gemengelage seines Jobs.

Bürger können „Kellerräder“ zur Verfügung stellen

Der Rotary-Club Hagen-Lenne wird bei seinem Projekt „Biking for future“ von der Polizei Hagen unterstützt. Bei der Präsentation war Christian Rosenbaum, Leiter des Verkehrsdienstes im Hagener Polizeipräsidium, zugegen.

Ihre Kooperation haben auch die Stadt Hagen, die Verbraucherzentrale, der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Hagen, die Verkehrswacht sowie Zweirad Trimborn zugesagt.

Die Rotarier rufen die Schulleitungen interessierter Schulen in Hagen auf, Kontakt aufzunehmen, wenn sie ein vergleichbares Projekt wie am THG durchführen wollen. Kontakt: BikingForFuture@gmail.com

Schließlich bittet der Rotary-Club auch alle Hagener Bürger um Unterstützung der Initiative durch Überlassung von geeigneten, fahrtauglichen „Kellerrädern“, um sie Schülern zur Verfügung zu stellen, die kein eigenes Fahrrad besitzen.

Eine Umfrage unter den 93 Fünftklässlern am THG habe ergeben, dass nur zwei von ihnen kein Fahrrad besitzen, berichtet Lehrer Klopf. Aber zur Schule kommen sie eben doch per Bus oder Fahrrad. „Wir sollten uns deshalb keine zu hehren Ziele setzen“, so Meyhoefer. Trotz der großen Unterstützung scheinen die Rotarier mit ihrer „Biking-for-future“-Initiative vor einer großen Herausforderung zu stehen.