Hagen. Zum Auftakt der Aktion Stadtradeln gab es am Albrecht-Dürer-Gymnasium in Hagen einen Geschicklichkeitsparcours. Die Polizei war vor Ort.
Marc Biesemann (26) ist erst seit einigen Monaten als Referendar am Albrecht-Dürer-Gymnasium (AD) in Hagen tätig. Zur Schule kommt der auf dem Boloh lebende Hagener mit dem Fahrrad. Und er würde gern auch mehr Schüler dazu bringen, sich morgens in den Sattel zu schwingen, statt den Bus oder das Eltern-Taxi zu nutzen: „Ich wünsche mir, dass sie merken, wie cool und unkompliziert das ist.“
Zum Auftakt des Stadtradelns organisierte Biesemann am Montag gemeinsam mit Polizei und Allgemeinem Deutschen Fahrradclub (ADFC) für Kinder der fünften bis siebten Klassen einen Geschicklichkeitsparcours mit Slalom, Wippe und Limbostange. Denn wer sich auf zwei Rändern im dichten Hagener Verkehr behaupten will, der benötigt Übung: „Es ist sehr wichtig, dass die Schüler vorbereitet sind auf brenzlige Situationen und wissen, wie sie zu reagieren haben.“
Man muss in Hagen die Schleichwege kennen
Vielleicht tragen die Schüler des altehrwürdigen Gymnasiums ja zu einem neuen Rekord beim Stadtradeln bei. In den vergangenen Jahren schwankten die Werte. Während 2019 244 Teilnehmer 69.818 Kilometer zurücklegten (und damit zehn Tonnen CO2 einsparten), waren es 2020 nur 308 Teilnehmer (57.062 Kilometer, acht Tonnen CO2). Im Vorjahr stieg die Teilnehmerzahl (309) zwar nur leicht, doch die Radler legten 68.653 Kilometer zurück (zehn Tonnen CO2-Einsparung).
Doch bis sich tatsächlich fortdauernd mehr Menschen in Hagen für das umweltfreundliche Verkehrsmittel Fahrrad entscheiden, muss die Stadt nach Auffassung von Michael Schröder vom ADFC in Vorleistung treten: „Hagen hat halt 30 Jahre lang viel zu wenig für die Radfahrer getan, es besteht riesiger Nachholbedarf.“ Wer mit dem Fahrrad zurechtkommen und den Hauptverkehrsstraßen entkommen wolle, müsse die entsprechenden Schleichwege kennen.
Der ADFC wünsche sich von der Verwaltung beispielsweise einen Fahrrad-Stadtplan, der bei der Orientierung helfen würde, so Schröder: „Der ist uns auch vor einem Jahr versprochen worden, bislang hat sich aber nichts getan.“ Dabei sei eine solche Karte nötiger denn je, schließlich habe die Zahl der Radfahrer in Hagen in den letzten Jahren trotz der dürftigen Infrastruktur signifikant zugenommen: „Früher kannte ich jeden Radfahrer in der Stadt persönlich, aber diese Zeiten sind vorbei.“
Mit Tornister kaum zu schaffen
Auch Moritz Wendt (12), der die siebte Klasse am AD besucht, würde sich mehr Radwege in seiner Heimatstadt wünschen. Dass er den Schulweg von Emst aus mit dem Bus und nicht auf zwei Rädern bewältigt, habe aber nicht nur mit den vielbefahrenen Straßen zu tun, die auf seinem Weg liegen: „Mit dem schweren Tornister wäre die Fahrt kaum zu schaffen.“
Auf ihre Verkehrstauglichkeit geprüft wurden die Fahrräder der Schüler am AD am Montag von Stefan Otto (44), Bezirksbeamter der Polizei und selbst Fahrradfahrer aus Überzeugung: „Ich besitze ein Lastenrad, das ich wie ein Auto nutze – zum Einkaufen oder auch, um die Kinder zum Kindergarten zu bringen.“
Nur fünf Fahrräder wiesen Mängel auf
Nur fünf der 23 kontrollierten Fahrräder wiesen kleine Mängel auf. Den Schülern am AD schärfte der Beamte ein, dass an ihren Fahrrädern vor allem die Bremsen funktionieren müssen: „Sie sind das Allerwichtigste.“ Um mit dem Fahrrad am öffentlichen Straßenverkehr teilzunehmen, bedürfe es keiner Altersgrenze, so Otto: „Das hängt allein davon ab, ob die Eltern es gestatten.“
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Und so konnte Referendar Biesemann am Ende dieses Vormittages zufrieden sein: „Vielleicht haben wir ja heute ein paar Kinder mehr fürs Fahrradfahren begeistern können.“ Er selbst wird auf jeden Fall bis zum kommenden Winter weiterhin im Sattel zur Arbeit kommen: „Ich bin ehrlich, wenn es kalt und dunkel ist, fahre ich lieber mit dem Auto.“