Breckerfeld. Die Telekom verlegt Leitungen in Breckerfeld, Giganetz-Kunden sind verunsichert. Wie geht es mit dem Ausbau in Breckerfeld weiter?
Im Hintergrund schwelt der Ärger zwischen zwei Glasfaser-Anbietern, viele Kunden in Breckerfeld, die bereits Verträge unterzeichnet haben, sind verunsichert: Denn noch bevor die Deutsche GigaNetz, mit der die Stadt eine Kooperationsvereinbarung getroffen hat, erste Kabel in Breckerfeld verlegen konnte, startete plötzlich die Telekom mit dem Glasfaserausbau.
GigaNetz hatte damals zuerst einen Kooperationsvertrag mit der Stadt geschlossen und das schnelle Internet für die Hansestadt angekündigt, andere Anbieter winkten zunächst zum Breitbandausbau in Eigenregie noch ab. Jetzt steht plötzlich ein Doppelausbau an: „Die überraschende und vollkommen unnötige Ausbauerklärung des Anbieters Glasfaser Plus stellt die Wirtschaftlichkeit des gemeinsamen Projekts in Frage und kolportiert die demokratisch legitimierte Zusammenarbeit der Kooperationsvereinbarung“, erklärt jetzt Anbieter GigaNetz dazu.
Man fühle sich weiterhin der „Vereinbarung, aber auch dem regen Kundenzuspruch gegenüber verpflichtet und steht vorerst zu den eigenen Ausbauabsichten.“ Allerdings müsse man entscheiden, ob bzw. wie ein flächendeckender Ausbau noch möglich und vernünftig sei. „Es steht zu befürchten, dass diese unabgestimmten und einseitigen Aktivitäten des Marktteilnehmers den vollständigen Ausbau verhindern.“
„Es steht zu befürchten, dass diese unabgestimmten und einseitigen Aktivitäten des Marktteilnehmers den vollständigen Ausbau verhindern.“
Was das konkret für die Kunden bedeutet, die bei GigaNetz bereits einen Vertrag unterzeichnet haben, ist offen. Denn begonnen hat der Anbieter mit dem Ausbau bislang nicht. Doch wünsche man sich einen Branchendialog „mit dem Ziel einer Kooperation im Rahmen einer Open-Access-Vereinbarung (Deutsche GigaNetz baut wie geplant und öffnet die Netze für den Wettbewerb)“, heißt es vom Anbieter.
Unternehmen soll Fakten schaffen
Bürgermeister André Dahlhaus hofft, dass das Unternehmen, mit dem die Zusammenarbeit eigentlich stets gut gelaufen sei, nun schnellstmöglich Fakten schafft: „GigaNetz muss sich zum Ausbau bekennen oder aber sich zurückziehen. Aktuell hängt der Bürger in der Schwebe - und das ist für alle mehr als ärgerlich“, sagt er. Dass plötzlich auch die Telekom in Breckerfeld ausbauen wollte, kam angesichts der zuvor getroffenen Kooperationsvereinbarung auch für die Stadt überraschend: „Wenn man allerdings einem Anbieter eine Ausbaugenehmigung erteilt, kann man sie einem anderen nicht verwehren“, erklärt Dahlhaus die rechtliche Situation. Die Telekom habe bislang alle Ausbauzusagen eingehalten und komme zügig voran.
„GigaNetz muss sich zum Ausbau bekennen oder aber sich zurückziehen. Aktuell hängt der Bürger in der Schwebe - und das ist für alle mehr als ärgerlich.“
Mit Blick auf die vielen Kunden, die bereits bei Giganetz unterzeichnet haben (gut 30 Prozent mussten unterschreiben, damit das Unternehmen überhaupt ausbaut), heißt es, dass die Verträge weiterhin gültig seien. „Sobald genauere Informationen über den Zeitplan des Ausbaus vorliegen, werden wir unsere Kunden umgehend informieren“, so GigaNetz. Auch bei einer anderen Entscheidung würde man dies offen kommunizieren, betont der Anbieter, der auch „andernorts“ über Doppelausbau-Ärger klagt. Weder Politik noch Regulierungsbehörden würden entschlossen genug eingreifen.
Doppelte Ausbauaktivitäten sind häufiger Problem
Die Bundesnetzagentur und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hatten bereits im Juli 2023 eine Monitoringstelle zur Erfassung von doppelten Glasfaser-Ausbauvorhaben eingerichtet. Bis einschließlich 1. August sind für NRW dort 85 Fälle gemeldet. Die Telekom sei dort mehrfach als doppelt ausbauender Netzbetreiber benannt worden, heißt es dazu. Man wolle darauf hinwirken, dass verstärkt miteinander kooperiert oder Open-Access-Vereinbarungen getroffen werden, heißt es auf der Seite der Monitoringstelle.
Die Telekom hat eine Anfrage der Redaktion bislang noch nicht beantwortet. Zuletzt hatte man dort beim Spatenstich betont: „Wir starten jetzt mit den Arbeiten und setzen darauf, dass sich nach und nach die Menschen für uns entscheiden, wenn sie sehen, dass wir auch tatsächlich ausbauen und die ersten Haushalte anschließen“, so die Regionalmanagerin.
3330 Haushalte sind das insgesamt in der Hansestadt. Für den Tiefbau im gesamten Gebiet (der Kern von Breckerfeld, Königheide und Epscheid) ist maximal ein Jahr vorgesehen. Sobald die Antworten der Telekom vorliegen, berichten wir nach.