Witten. Zum hoffentlich letzten Mal war die Pferdebachstraße voll gesperrt: Witten feierte am Sonntag ) deren Einweihung - und lobte die Verkehrsplaner.

Die Pferdebachstraße war für Witten das, was der Flughafen für Berlin ist: Zu lang, zu teuer geriet der Umbau - aber inzwischen überzeugt die wichtige Hauptverkehrsachse auch ihre Kritiker. Nun wurde sie mit einem „Quartiersfest“ offiziell eingeweiht. Natürlich auch das mit Verspätung, anderthalb Jahre nach Freigabe.

Viele Familien sind zu dem Straßenfest bei bestem Sommerwetter gekommen. Ausrichter sind Stadt, Stadtmarketing und die großen Anlieger, wie das Altenzentrum, Boni-Center, Creative Kirche, Evangelisches Krankenhaus. Es gibt Karussells, Hüpfburgen, nette Spielangebote für die Kleinen und Aktionsstände für die Älteren.

So kann man sich Blut abnehmen oder den Blutdruck messen lassen, eine Selbsthilfegruppe suchen, man kann Bratwurst und Champignons essen und dem Bühnenprogramm zuschauen. Oder den Blick auf die Straße richten, die am diesem Sonntag zum wahrscheinlich letzten Mal nach fünf Jahren Bauzeit voll gesperrt ist.

Die Sieger des „Stadtradel“-Wettbewerbs wurden beim Quartiersfest an der Pferdebachstraße geehrt. Ganz rechts: Wittens Radverkehrsbeauftragte Sophia Bröker.
Die Sieger des „Stadtradel“-Wettbewerbs wurden beim Quartiersfest an der Pferdebachstraße geehrt. Ganz rechts: Wittens Radverkehrsbeauftragte Sophia Bröker. © WAZ | Susanne Schild

„Wir wollen uns mit diesem Fest für Ihre Geduld bedanken“, sagt Bürgermeister Lars König auf der Bühne. Er erinnert daran, dass irgendwann während der langen Bauzeit „der Spaß verloren ging und ein negatives Gefühl“ Überhand gewann. Viel Applaus gibt es für die Mitarbeitenden des städtischen Planungsamtes, „die viel Schläge kassiert“ hätten. Aber: „Das Ergebnis ist super“, so König.

2010 begann schon Vorplanung

Unter die Feiernden mischen sich auch Jan Raatz, ehemaliger Tiefbauamtsleiter, und Verkehrsplaner Tim Raabe. Beide haben das größte Tiefbauprojekt Wittens über die Jahre betreut. Noch vor ihrem Amtsantritt, 2010, gab es eine erste Vorplanung. 2017 dann den Ratsbeschluss.

Viele Stände lockten an die Pferdebachstraße.
Viele Stände lockten an die Pferdebachstraße. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

„Ich bin sehr stolz“, verrät Tim Raabe. „Vor allem, dass es uns gelungen ist, viele Anlieger mitzunehmen.“ Der Straßenbau war das eine. Links und rechts davon entstanden neue Gebäude - etwa das Medizinische Zentrum. Oder Hausbesitzer erneuerten die Fassaden - wie die der Häuserzeile gegenüber der Kita.

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Seit fünf Jahren schon ist Wittens einstiger Verkehrsplaner Andreas Müller im Ruhestand. „Vor 20 Jahren noch haben wir debattiert, ob wir nun die Pferdebachstraße oder den Ruhrdeich sanieren. Beides war gleich teuer und gleich dringlich“, verrät er heute. „Aber mit der Pferdebachstraße konnten wir mehr das Image der Stadt verbessern und gleichzeitig etwas für die Radfahrer tun.“

Straße bot Gerumpel und Stau

20 Millionen, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, habe die fünf Jahre dauernde Sanierung letztlich gekostet. Er verschweigt auch nicht die „vielen Hindernisse und Schwierigkeiten“.

Besonders ist den Wittenern inzwischen die neue Radwegbrücke vom Rheinischen Esel ans Herz gewachsen. „Dabei haben wir auch viel für den Autoverkehr getan“, so „Fahrradbotschafter“ Andreas Müller. „Wir haben hier zwei riesige Staus weggemacht.“ Wenn man zurückdenkt, stimmt das.

Eine weitere Attraktion beim Quartiersfest: ein kleiner Streichelzoo.
Eine weitere Attraktion beim Quartiersfest: ein kleiner Streichelzoo. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Die wichtige Verbindungsstraße zwischen Autobahn, Uni und Zentrum bot vor dem Umbau nicht nur ein einziges Gerumpel, sondern auch jede Menge Stau. Stadtauswärts stand man, sobald jemand links zum EvK abbiegen wollte. Andersherum legte ein fehlender Linksabbieger in die Westfalenstraße den Verkehr lahm. Zusätzlich lässt die neue Kreuzung Ardeystraße/Pferdebachstraße nun viel mehr Verkehr fließen. Auch dort knubbelte es sich.

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„Die Straße hat extrem gewonnen“

„Inzwischen kommt man flott durch“, bestätigt Annegret Worbes, die häufig von Stockum in die Innenstadt fährt. Auch Katrin und Oliver, die mit den Rädern da sind, loben die Strecke. „Die Straße hat extrem gewonnen. Für Fahrradfahrer hat die Stadt überhaupt viel in letzter Zeit getan.“ Anwohnerin Nadine Krug findet: „Es hat sich gelohnt, wenngleich die Situation während der Bauzeit für uns katastrophal war.“

Das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Stadtbaurat Rommelfanger kündigt den Bau eines S-Bahn-Haltepunktes an. Derzeit prüfe eine Infrastrukturgesellschaft der Deutschen Bahn die Haltestelle. „Wir wollen, dass das Quartier, die Uni und das Evangelische. Krankenhaus besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sind.“ 2027 könnte diese neue Baustelle starten. Dann gibt‘s irgendwann bestimmt auch wieder was zu feiern.

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