Witten. Die Sicherheitsexpertin Claudia Major hat beim 45. Wittener Sparkassenforum zu mehr Widerstandskraft aufgerufen. Davor müssen wir uns schützen.
Die Reihen im Saalbau waren nicht ganz geschlossen, aber gut gefüllt. Über 600 Menschen waren zu Gast beim 45. Wittener Sparkassengesprächsforum, das erstmals von der neuen Vorstandssprecherin Andrea Psarski moderiert wurde. Welche Themen gab es, was wurde gegessen und wer kam mit wem?
Um mit Letzerem anzufangen. In den vorderen Reihen wurde auch ehemalige lokale Prominenz gesichtet, zum Beispiel die langjährige Bürgermeisterin Sonja Leidemann und der frühere CDU-Fraktionschef Klaus Noske. In der ersten Reihe nahm unter anderem der amtierende Bürgermeister Lars König mit seiner Lebensgefährtin Platz. Und natürlich war ein anderer Alt-Bürgermeister wie immer dabei: der nimmermüde Klaus Lohmann. An seinem Tisch im Foyer saß parteiübergreifend Lilo Dannert, die bekannte Grüne, die trotz der beißenden Abendkälte mit dem Fahrrad unterwegs war.
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Ein ebenfalls bekannter Kommunalpolitiker, auch schon in den Sechzigern, war mit einer deutlich jüngeren Dame an seiner Seite erschienen. Investor Markus Bürger (Bahnhof, Villa Lohmann, Haus Herbede) kam mit gut gepflegtem Oberlippen- und Kinnbart. Er stellte fest, inzwischen alle für ihn interessanten älteren Gebäude in Witten umgebaut zu haben. Zu diesem heimatlich anmutenden Sparkassen-Abend mit etwas zu lauter Hintergrundmusik im Foyer gehörte einmal mehr deftige westfälische Kost.
Es gab wieder schmackhaften Pfefferpotthast, mit reichlich brauner Sauce, Roter Beete und Kartoffeln. Man konnte sich aber auch nur an Käsesticks und Laugenbrezel halten. Auffallend: Es war genug zum Essen da, aber insgesamt nicht zu großzügig. Die neue Bescheidenheit passt ja zur Weltlage. Die ist bekanntlich alles andere als rosig.
Blockade des Welthandels
Gastrednerin Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik erinnerte zu Beginn ihres Vortrags an die Blockade des Suezkanals durch ein Schiff - was den Welthandel 900 Millionen Euro gekostet habe. Heute beschießen die Huthis die Handelsschiffe im Roten Meer und die deutsche Fregatte „Hessen“ soll sie schützen. „Was da draußen passiert, betrifft uns“, sagte die Sicherheitsexpertin aus Berlin, die über die „geopolitische Neuordnung der Welt und die Rolle Deutschlands und Europas“ sprach.
Die 47-Jährige meinte natürlich auch den Ukraine-Krieg, die US-Wahl mit einem drohenden Sieg Trumps oder das Verhalten Chinas. „Unser Frieden, unser Wohlstand, unsere Freiheit hängen davon ab, dass die internationale Ordnung funktioniert“, sagte die Wissenschaftlerin. Doch genau die sieht sie in Gefahr. Aggressoren wie Russland gehe es nicht um „Lösungen und Kompromisse, sondern um Sieg und Vernichtung“.
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Major sieht Europa, sieht Deutschland in der Verantwortung, das zu schützen, „was wir uns aufgebaut haben“. Sie plädiert für einen hohen Verteidigungsetat und eine resiliente, also widerstandsfähige Politik in jeder Hinsicht - ob Wirtschaft, Bildung oder Gesellschaft. Die Forscherin forderte eine „mentale Zeitenwende“, den Willen zum Gestalten, um nicht Spielball der Mächtigen zu werden. Die entscheidende geopolitische Herausforderung sieht sie in China. Es wolle ein für sich vorteilhaftes globales Umfeld schaffen und militärische Aktionen verschleiern. Und wann kommt der Frieden, Frau Major?
Nun, auch die renommierte Gastrednerin hatte darauf keine schlüssige Antwort. Klar ist für sie: Die Ukraine dürfe sich keinem russischen Diktatfrieden beugen. „Der politische Konflikt ist erst dann gelöst, wenn Russland die Ukraine als souveränen Staat anerkennt.“ Applaus im Saalbau.