Witten. Michael Vucinaj hat erneut die Leitung des DRK in Witten übernommen. Sein Herz schlägt für den Kita-Bereich. Die erste wird in Stockum eröffnet.
Vor zweieinhalb Jahren hat Michael Vucinaj den Kreisverband des DRK in Witten verlassen - um jetzt erneut die Geschäftsführung zu übernehmen. Der 55-Jährige ist gebürtig aus Iserlohn, hat lange in München gearbeitet, lebt mit Mann und Hund in Düsseldorf - und wollte eigentlich mal was ganz anderes machen. Doch nun hat der 55-Jährige in der Ruhrstadt Großes vor. Ein Gespräch über seine Pläne, die EM und den rheinischen Karneval.
Herr Vucinaj, was verbinden die Menschen mit dem DRK?
Michael Vucinaj: Viele denken zuerst daran, dass wir Blutspenden organisieren. Sie wissen, dass man bei uns Altkleider vorbeibringen kann. Und dass wir ein bisschen Katastrophenschutz machen. Aber wir sind natürlich viel mehr. Wir sind eine Hilfsorganisation, die - auch überörtlich - für Sicherheit sorgt, und decken gleichzeitig Bereiche der Wohlfahrtspflege ab. Wir unterstützen die Menschen von der Wiege bis zur Bahre. Und wir helfen der Kommune. Wenn zum Beispiel Flüchtlinge nach Witten kommen, bauen wir sofort eine Unterkunft auf - wie 2015 in der Jahnhalle. Das geht nur mit vielen Ehrenamtlichen.
Worin unterscheidet sich der Wittener Kreisverband von anderen?
Unser Schwerpunkt ist die Kinder- und Jugendarbeit. Das ist ganz besonders, denn viele andere kümmern sich vor allem um Senioren. OGS-Betreuung, Inklusionsassistenten in Schulen, ein Autismus-Zentrum - das gibt es DRK-weit nur in Witten.
Apropos OGS. Ab 2026 haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ihre Kinder. Schafft es Witten, das umzusetzen?
Ich weiß nicht, wie wir bis dahin landesweit den Rechtsanspruch durchsetzen könnten. Das ist fachlich und räumlich kaum möglich. Wir müssen da in Abstimmung mit den anderen OGS-Trägern Tempo reinbringen. Es ist noch Luft nach oben. Witten ist zwar eine sehr soziale Stadt, aber schon jetzt fehlen Fachkräfte in den Kitas. Und auch in der OGS brauchen wir pädagogische Begleitung.
Was dem DRK hier fehlt, ist eine eigene Kita. Welche Pläne gibt es?
Seit acht Jahren haben wir die Kita Rasselbande. Doch das ist nur ein Brückenprojekt. Ich wollte schon vor drei Jahren, dass das DRK eine Regel-Kita übernimmt. Das wird demnächst im Neubaugebiet Stockumer Bruch Wirklichkeit. Wir wollen dort ein generationenübergreifendes Modell schaffen. So etwas habe ich schon woanders aufgebaut. Ich stelle mir in der Etage über der Kita einen Bereich mit betreutem Wohnen unter unserer Leitung vor - damit hilfsbedürftige Senioren, die in Stockum leben, weiterhin in ihrem Viertel bleiben können. Wir machen zwar keine Pflege, bieten aber etwa einen Hausnotruf, Essen auf Rädern oder Sozialprogramme gegen Vereinsamung an. Ich habe da schon Investoren im Blick. Und es wird auch nicht bei der einen Kita bleiben.
Sondern?
Mein Ziel: In den nächsten fünf bis sechs Jahren soll das DRK acht bis zehn Kitas in Witten betreiben. Die müssen nicht alle neu sein, es kann auch Übernahmen geben. Aber das liegt mir sehr am Herzen. Denn ich bin Diplom-Theologe mit dem Schwerpunkt Pädagogik.
Das DRK hat seinen Sitz in Annen. Wie profitiert das Quartier davon?
Annen ist unser Viertel. Wir bieten hier etwa die Nachbarschaftstreffs Café Kersche und Café Schelle an. Wir hören uns die Nöte der Bürger an und planen entsprechende Angebote. Wir unterstützen auch viele Feste.
Klingt alles gut. Keine Probleme in Sicht?
Alle Beratungsangebote sind wegen fehlender Mittel mit einem großen Fragezeichen versehen. Die Finanzierung wird im Bund gerade neu aufgestellt. Wir müssen jedes Jahr darum kämpfen. Und ich will nicht verhehlen, dass auch wir natürlich von Personalmangel sowie steigenden Kosten bei Sach- und Energieleistungen betroffen sind. Dabei muss klar sein: Wenn wir bestimmte Dinge nicht mehr machen können, leidet die Stadt. Auch deshalb wollen wir das Ehrenamt ausbauen.
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Im Juni startet die Fußball-EM in Deutschland. Ist das DRK Witten involviert?
Wir halten uns bei Großereignissen immer bereit, um den Katastrophenschutz sicherzustellen. Wir werden an den Stadien in Düsseldorf, Gelsenkirchen und Dortmund stehen, um dort - auch bei einem Massenanfall von Verletzten - viele Menschen gleichzeitig behandeln zu können.
Langeweile ist beim neuen DRK-Chef offenbar nicht in Sicht?
Ich habe noch viel mehr Energie. Ich weiß, dass ich schwierige Situationen überstehen kann. Ich sehe immer eine Chance. Nicht zuletzt, da ich viele Netzwerke mitbringe.
Also Ihr Traum-Job?
Eigentlich wollte ich in Wien Musik studieren. Das wäre auch schön gewesen. Ich spiele Klavier und Akkordeon und habe sogar einen Dirigentenschein gemacht.
Ihr strahlendes Lächeln fällt auf. Sind Sie ein fröhlicher Mensch?
Ich bin begeisterter Karnevalsfan und Mitglied im Düsseldorfer Verein KG Regenbogen. Ich liebe so etwas.
Vom Kleidershop bis zum Rettungsdienst
Der Kreisverband des DRK in Witten deckt vielfältige Bereiche ab - von der Altersgymnastik bis zur Wasserwacht. Rund 250 Mitarbeiter und etwa 300 Ehrenamtliche sind im Einsatz.
Das DRK Witten bietet den Kleidershop „Jacke wie Hose“ an der Ruhrstraße, Essen auf Rädern, einen Hausnotruf und Seniorentreffs an, aber auch unterschiedliche Beratungen, etwa zu Themen wie Pflege und Migration. Außerdem kümmert sich der Verband um die OGS-Betreuung in den Grundschulen in Herbede, Vormholz und Buchholz sowie um die Über-Mittag-Betreuung am Ruhr-Gymnasium. Dort soll das pädagogische Konzept verbessert, dafür demnächst aber auch ein (geringer) Elternbeitrag erhoben werden.
Rettungsdienst und Krankentransport sowie Blutspenden zählen ebenfalls zum Angebot. Zudem bildet das Jugendrotkreuz einen eigenen Bereich im DRK Witten. Diverse Kurse - von der Ersten Hilfe bis zum Schwimmen - komplettieren das Angebot.
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