Witten. Lange hat man nichts mehr vom Kornmarkt in Witten gehört. Nun gibt es neue Überlegungen, wie sich die zentrale City-Fläche besser nutzen ließe.
Es kommt wieder Bewegung in die Kornmarkt-Planung. Nachdem in den letzten fünf Jahren – 2018 und 2021 – gleich zwei Investoren abgesprungen waren, hatte man lange nichts mehr von der als Parkplatz genutzten zentralen Freifläche gehört. Nun wollen sich Politik und Verwaltung dem innerstädtischen Sorgenkind wieder widmen. Die Überlegungen gehen in eine Richtung: mehr Grün, weniger Bebauung.
Massive Bebauung am Kornmarkt in Witten endgültig vom Tisch
Noch ist nichts konkret, aber zeitnah sollen erste Vorentwürfe gezeigt werden. Klar ist, dass eine massive Bebauung, wie sie 2019 noch der letzte Investor List präsentiert hatte, nicht mehr gewünscht ist. „Wir wollen einen grünen Kornmarkt“, bezieht CDU-Fraktionschef Volker Pompetzki nach einer interfraktionellen Runde als Erster öffentlich Stellung.
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Zwei statt vier Baukörper an der Johannisstraße, Bäume, vielleicht eine Blumenwiese und weiteres Grün in der Platzmitte, zur Kirche und zum „Old House“ hin, natürlich auch Wasser gegen die heißen Sommer, vielleicht ein Spielplatz – Stadt und Politik wollen dem Ruf nach mehr Klimaschutz und der von der Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“ geforderten Freiluftschneise diesmal stärker Rechnung tragen. „Klimaschutz kriegt man nicht durch mehr Bebauung“, sagt Pompetzki.
Bezahlbarer Wohnraum in der Innenstadt gewünscht
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Gleichzeitig möchte seine Fraktion den „sozialen Aspekt berücksichtigt sehen“, sprich bezahlbaren Wohnraum für Menschen, die in der Innenstadt leben wollen. „20 bis 30 Wohneinheiten“ könne man sich hier vorstellen. Und wer soll die Häuser bauen? Nachdem Witten mit auswärtigen Investoren kein Glück hatte, könnte sich das Augenmerk verstärkt auf heimische Bauträger richten. Da kämen etwa die Wohnungsgenossenschaften oder auch die Siedlungsgesellschaft als städtische Tochter in Frage.
„Wichtig ist auf jeden Fall die Aufenthaltsqualität“, sagt Volker Pompetzki. Er schließt auch eine „Belebung durch kleinteiliges Gewerbe nicht aus, „zum Beispiel ein kleines Café, ein Atelier oder einen Frisör im Erdgeschoss. Denn Belebung bedeutet Sicherheit“, sagt der 57-Jährige.
Wittener Stadtbaurat kündigt Vorentwurf für Juni an
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger will im Juni öffentlich „eine Art Vorentwurf“ zeigen, der auf die Wünsche und Kritik aus den Reihen der Bürgerschaft und Politik eingeht. „Ich möchte einen Grundsatzbeschluss“, sagt der Technische Beigeordnete. Er bestätigt, dass man das „Bauen deutlich abgespeckt“ habe. „Es wird einen deutlich grüneren Kornmarkt geben“, versichert der Dezernent, der die Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“ ebenfalls einbinden will. Auch Rommelfanger betont: „Es geht um Klimafolgenanpassung.“
Volker Pompetzki von der CDU sieht dringenden Handlungsbedarf. Ob Kornmarkt, Rathausplatz oder die Bahnhofstraße – „all diese Flächen heizen sich im Sommer enorm auf“, sagt der Christdemokrat. „Jede Grünfläche verbessert die Situation. Ich wäre froh, wenn endlich was umgesetzt würde.“
Auch die beiden anderen großen Fraktionen im Rat, SPD und Grüne, unterstützen einen höheren Grünanteil. „Diesem Ziel folgt der aktuelle Entwurf der Verwaltung, der zudem einen interessanten Nutzungsmix und flexible Grundrisse verwirklichen möchte“, so Grünen-Ratsherr Ralph Schulz. „Durch die Zusammenarbeit mit einer Wohnungsgenossenschaft könnte zudem ein Investor ins Spiel kommen, dem auch das Gemeinwohl und nicht nur Profitinteressen am Herzen liegen.“
SPD-Fraktionschef Uwe Rath hebt ein „ausgewogenes Verhältnis von städtebaulicher Rahmenplanung und Freiraumplanung“ hervor. Auch er sagt: „Der Umfang der ursprünglich angedachten Bebauung muss ab- und der Grünanteil zunehmen.“ Rath plädiert unter anderem für Dach- und Fassadenbegrünung, Entsiegelung, grüne Platzräume, Baumpflanzungen und Photovoltaik. Im Idealfall würden lokale Architekten, Freiraumplaner und Investoren das Projekt übernehmen. Was „identitätsstiftend“ wäre.
Verwaltung lädt Bürgerinitiative „Grüner Kornmarkt“ zu Gespräch ein
Die Bürgerinitiative verspürt trotz des politischen Rückenwinds keinerlei Genugtuung, dass ihre Forderungen nun offenbar Gehör finden. Der Rat hatte ein Bürgerbegehren trotz 5000 Unterschriften abgelehnt. Im Mai hat die Verwaltung die Gruppe nun zu einem Gespräch eingeladen. Dabei dürfte es auch um den Bürgerantrag gehen, den die Initiative zuletzt gestellt hat – mit der nach wie vor gleichen Zielsetzung: „Eine grüne Insel mit Wasser, Café, Bühne und zwei Sozialwohnungen zur sozialen Kontrolle des Platzes“, so Mitstreiterin Kirsten Irle.
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