Witten. Nun hat die Wittener Politik das Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels diskutiert. Die Fraktionen drängen auf schnelle Umsetzung.
Anderthalb Wochen ist es her, dass die Stadt Witten vor nahezu gähnend leeren Rängen in der Erlöserkirche in Annen ihr neues Konzept zur Anpassung an den Klimawandel vorgestellt hat. Nur wenige Bürger kamen – und exakt eine Politikerin. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima war das Konzept nun erneut Thema. Und es herrschte weitgehend Einigkeit.
Ob CDU, Grüne, WBG oder Stadtklima: Fast alle Fraktionen begrüßten die neue Strategie, mit der Witten sich für heiße und trockene Sommer, Starkregen, Stürme und andere Folgen des Klimawandels wappnen will. „Das größte Projekt der Stadt ist nicht die Pferdebachstraße oder die Rathaussanierung, sondern die Klimaneutralität bis 2040 und die Anpassung an das sich wandelnde Klima“, sagte Ralf Schulz von den Grünen.
Wittener „Handlungskarte“ als Filter für künftige Vorhaben
Wichtigstes Instrument soll künftig wie berichtet eine „Handlungskarte“ sein, die das beauftragte Büro K.Plan ausgearbeitet hat. In ihr sind die Schwachstellen der Stadt verzeichnet, etwa Hitzeinseln, die sich im Sommer vor allem in der Innenstadt bilden. Auch mögliche Überschwemmungsgebiete sind berücksichtigt. Und Zonen, die bei starkem Wind besonders in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch schützenswerte Grünflächen und wichtige Luftschneisen für Kaltluft gehören zur Handlungskarte. Ein interessantes Detail dabei: Auch der viel diskutierte Vöckenberg in Stockum ist als schützenswerter Grünbereich eingezeichnet.
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Die Handlungskarte solle nun wie ein Filter für künftige Vorhaben funktionieren, erklärte Monika Steinrücke von K.Plan im Ausschuss. Ein Blick auf die Karte könne zeigen, ob dem Projekt aus klimatischer Sicht etwas entgegenstehe, etwa ob sich dort eine Kaltluftschneise befinde.
Frage nach der Verbindlichkeit des Klimafolgenanpassungskonzepts
Wie schon in der Erlöserkirche kam auch im Ausschuss die Frage nach der Verbindlichkeit des neuen Konzeptes auf. Oliver Kalusch von den Linken drängte darauf, verbindliches Recht zu schaffen. Auch Ralf Schulz von den Grünen appellierte an die Verwaltung, das Konzept „nicht in den Schrank zu stellen“. „Es ist toll, dass wir Konzepte haben, aber jetzt müssen wir die auch anfassen, umsetzen und engmaschig begleiten“, so der Ratsherr.
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger konnte dahingehend beruhigen. Sobald das Konzept vom Rat verabschiedet sei, müsse es künftig in der Bauleitplanung berücksichtigt werden. Bereits jetzt nutze man die erarbeitete Karte als „Trichter“ für Vorhaben. So seien etwa für den Umbau der Sprockhöveler Straße (geplant für 2024) keine normalen Abläufe für Regenwasser geplant. Stattdessen sollen dort Baumrigolen entstehen – also unterirdische Wasserspeicher –, die in den Wannenbach ablaufen.
Stadtbaurat verspricht Startpaket mit Maßnahmen
Auch CDU-Mann Tobias Grunwald betonte die Wichtigkeit des Vorhabens. „Damit können wir tatsächlich vor Ort aktiv werden, Menschenleben schützen.“ Durch die umfangreichen Daten, die K.Plan geliefert hat, habe man nun eine belastbare Bewertungsgrundlage. „Die Frage nach der Verkehrswende ist bislang ausgeklammert“, bemängelte hingegen Henning Jaeger, Sachkundiger Bürger für die SPD. Schließlich wirke sich die Verkehrsplanung auch auf den Städtebau aus.
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„Das A und O ist jetzt, Tempo aufzunehmen. Daran müssen wir die Verwaltung messen“, sagte Ausschussvorsitzender Uwe Rath (SPD) – und nahm damit die Forderung der meisten Sprecher an diesem Abend auf. Die Verwaltungsspitze habe sich bereits darauf verständigt, direkt nach der Verabschiedung des neuen Konzeptes Maßnahmen zu konkretisieren, erklärte Stefan Rommelfanger. „Wir werden ein Startpaket an Maßnahmen definieren“, versprach der Stadtbaurat.
Beschlossen ist das Konzept noch nicht. Der Ausschuss hat seine Abstimmung darüber in seine nächste Sitzung am 2. Februar geschoben. Dementsprechend wird es wohl auch der Rat in diesem Jahr nicht mehr absegnen. Ganz so sehr drängt die Zeit dann wohl doch nicht.