Langenberg. Dass es das Restaurant „Hirsch“ heute in Langenberg gibt, ist nicht selbstverständlich. Vor zehn Jahren gab es für das Haus nämlich andere Pläne.
Einen „Sechser im Lotto“ nannte Volker Münchow die Tatsache, dass vor nunmehr zwölf Jahren Gerd Rocholz und Claudia Schlotterbeck das Haus im Hirsch in der Altstadt gekauft haben. Denn die ursprünglichen Pläne für das fast 300 Jahre alte Gebäude hätten damals die Lokalpolitiker gar nicht gut gefunden – sollte doch hier, direkt neben dem Bürgerhaus, eine Spielhalle eingerichtet werden.
„Das hat auch uns entsetzt“, sagt der so Gelobte, „deswegen haben wir das Haus auch gekauft.“ Eine Spielhölle direkt neben der „guten Stube“ des Stadtbezirks, „nein, das wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen“, sagt Gerd Rocholz heute.
Vor genau zehn Jahren hat der „Hirsch“ in Velbert-Langenberg eröffnet
Stattdessen ging es an Sanierung und Umbau – dazu später mehr – und ein Restaurant zog ins Erdgeschoss. Vor genau zehn Jahren feierte der „Hirsch“ Eröffnung, Grund genug, dieses Ereignis mit einer kleinen gemütlichen Feier zu begehen.
Zu entspannter Musik von Knut Kornatz und Andreas Brunk – beide keine Unbekannten in dem Restaurant an der Hauptstraße – hatte sich das Who is Who des Langenberger (Vereins)Lebens versammelt: Vertreterinnen und Vertreter vom Kunsthaus oder vom Bürgerbus, von der Bücherstadt oder der Soko, von der Werbevereinigung, aus Politik und Verwaltung waren der Einladung der Eigentümer gefolgt. Und natürlich Architektin Barbara Brombeis, die die Sanierung damals begleitet hat.
Altes Gemäuer hielt einige Überraschungen parat
Und sie alle bekamen zu Beginn der Feier einen kleinen Rückblick auf die bewegte Geschichte des „Hirsch“: „Rechtzeitig im Sommer 2011 haben wir das Gebäude gekauft“, blickte Gerd Rocholz zurück, „und die Verantwortlichen waren damals von unserem Konzept hellauf begeistert.“
Gastronomie im Erdgeschoss – wie schon in alten Zeiten, dazu seniorengerechtes Wohnen mitten in der Altstadt, das war die Idee von Claudia Schlotterbeck und Gerd Rocholz. So weit so gut. Doch wie das mit alten Gemäuern nun mal so ist, „man ist vor Überraschungen nicht sicher.“
Denkmalbehörde hat Einwände gegen Umbaupläne
Das fing damit an, dass die Obere Denkmalbehörde den Außenaufzug für die altengerechten Wohnungen nicht genehmigen wollte. „Das hat uns einen Baustopp von einem halben Jahr eingebrockt.“ Unterstützung gab es von Velberts oberster Denkmalschützerin, Hella Naumann. „Sie hat hier ein Pilotprojekt für Senioren gesehen und sich daher sehr intensiv um unser Anliegen bemüht.“
Dann entdeckten Arbeiter beim Abschleifen einiger Bereiche Asbest, „da musste eine Spezialfirma anrücken“, erinnert sich Gerd Rocholz. „Alles in allem ein etwas holpriger Start.“ Gut zwei Jahre dauerte die Sanierung, dann aber konnte es endlich losgehen.
Generalprobe mit Handwerkern
Sowohl für die Eigentümer als auch für den ersten Pächter Sebastian Sprungmann war das Restaurant damals Neuland, „deswegen gab es vor der Eröffnung zwei Generalproben“, erzählt Gerd Rocholz. „Eine für die Handwerker und eine für die genervten Nachbarn, die ja zu der Zeit gleich zwei Baustellen vor ihrer Tür ertragen mussten.“ Schließlich sei zu der Zeit auch das Bürgerhaus saniert worden.
Die Feuerprobe im November 2013 gelang, der „Hirsch“ entwickelte sich gut – und plötzlich, im fünften Jahr, sei der Pächter weg gewesen. „Über Nacht“, erinnert sich Eigentümer Gerd Rocholz. „Ich habe im Urlaub davon erfahren.“
Duo folgt auf ersten Pächter
Lange blieb es allerdings nicht still um das Restaurant – relativ schnell fand er ein Duo, „dass den Hirsch wieder zum Röhren bringen wollte“: Alex Cusati und Patrick Hülsen. Für die beiden eine echte Herausforderung, betrieben sie zunächst auch noch die Villa Au.
„Wir waren auch erst nervös, ist ja klar, wenn man was Neues probiert“, sagt Patrick Hülsen, der hauptsächlich in der Küche zu finden ist. „Aber wir fühlen uns sehr wohl hier, das steht außer Frage.“ Nur: So ganz unproblematisch lief es auch für die Neuen nicht. Nicht einmal zwei Jahre nach der Wiedereröffnung war gleich wieder Schicht im Schacht – wegen Corona.
Dezernent hat eine „ganz besondere Beziehung“ zum „Hirsch“
Aber: Die beiden haben durchgehalten, auch Dank der Unterstützung der Eigentümer. Und so gab es nun zum Zehnjährigen jede Menge Lob und warme Worte von allen Seiten. Auch eine gar nicht so unbedeutende Entscheidung sei im „Hirsch“ gefallen: So erzählte es der städtische Dezernent Jörg Ostermann in seinem Grußwort.
Denn bevor er seinen Job in Velbert angetreten habe, habe er sich die Stadt einmal angeschaut, sei dann in Langenberg im „Hirsch“ eingekehrt, „und hier ist dann meine Entscheidung gefallen, mich in Velbert zu bewerben.“ Daher habe er eine ganz persönliche Beziehung zu dem Restaurant.
Und wie geht es nun weiter? „Wir wollen mal wieder eine Weinverkostung in unserem historischen Gewölbekeller anbieten“, sagt Pächter Alex Cusati, „und auch das Gänseessen mit Live-Musik ist letztes Jahr gut angekommen.“
Alle weiteren Informationen zum „Hirsch“ gibt es im Internet auf www.hirsch-langenberg.de.