Langenberg. Seit 200 Jahren gibt’s den „Hirsch“ in Langenberg – mit Unterbrechungen. Aktuell betreiben ihn zwei junge Männer mit Hilfe eines Alteingesessenen

Ein diesiger Freitagmorgen. Gerd Rocholz und Patrick Hülsen sitzen im spärlich beleuchteten „Hirsch“. „Seit fast drei Jahren betreiben wir das Restaurant“, sagt Hülsen. „Wir“, das meint ihn selbst als Küchen- und Alex Cusati als Restaurantchef.

Gerd Rocholz indes gehört das Haus, in dem der „Hirsch“ sich befindet. Er ist die Eminenz im Hintergrund, auch wenn er sagt: „Wir sind hier eigentlich eine große Familie, das geht hier alles Hand in Hand.“

„Waren uns sofort sympathisch“

Der Gewölbekeller mit dem 500 Jahre alten Brunnen ist ein echter Hingucker im „Hirsch“.
Der Gewölbekeller mit dem 500 Jahre alten Brunnen ist ein echter Hingucker im „Hirsch“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Fragt man Hülsen, wie er zum „Hirsch“ gekommen ist, denkt er kurz nach. Dann sagt er: „Herr Rocholz hat einen Pächter gesucht, wir haben uns beworben und waren uns nach dem ersten Treffen sympathisch.“ Schon kurze Zeit später machte das Restaurant in seiner heutigen Form auf. „Parallel hatten wir am Anfang auch noch die Villa Au, aber da gab es einen riesigen Reparaturstau – hier ist es genau das Gegenteil.“

Und tatsächlich: Der „Hirsch“ ist kernsaniert – man könnte sagen: Das Geweih glänzt. Fein konzipierte Räume, edles Ambiente und sogar ein Weinkeller, neben einem kürzlich entdeckten 500 Jahre alten Brunnen. Optisch gibt es hier nichts zu beanstanden.

„Vor zehn Jahren habe ich das Haus gekauft“, sagt Rocholz, „vorher war da eine Videothek“. Erst seit acht Jahren gibt es hier also wieder ein Restaurant, seit drei Jahren betreiben es Hülsen und sein Kollege Cusati.

Erstmals 1725 erwähnt

Und stehen damit in guter Tradition: Erstmals erwähnt wurde das „Haus im Hirsch“ 1725, knapp 100 Jahre später wurde daraus ein Gasthaus. Noch heute ist das an manchen Stellen zu sehen: Mit Blick auf den Bach können Gäste in einem Erker speisen – über sich finden sie dann einen kleinen restaurierten Giebel mit alten Trinksprüchen.

Zwischen der Eröffnung des ersten Restaurants und dem heutigen Tag vergingen ziemlich genau 200 Jahre. Und ausgerechnet zu diesem 200. Jubiläum wurde das Restaurant – wie die ganze weite Welt – von der Pandemie erschüttert.

Corona irgendwie überstanden

Mehr Live-Musik will die Crew des „Hirsch“ bieten – so wie hier eine Woche nach dem Hochwasser ein Benefiz-Konzert zugunsten der Flutopfer. Mit dabei auch Bürgermeister Dirk Lukrafka (stehend, blaues Hemd).
Mehr Live-Musik will die Crew des „Hirsch“ bieten – so wie hier eine Woche nach dem Hochwasser ein Benefiz-Konzert zugunsten der Flutopfer. Mit dabei auch Bürgermeister Dirk Lukrafka (stehend, blaues Hemd). © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Während Corona ist es eher schlecht als recht gelaufen“, sagt Hülsen. „Wir haben Take-Away angeboten, aber es hat sich nie rentiert. Ohne Herrn Rocholz, der auf die Pacht verzichtet hat, hätten wir diese Zeit nicht überstanden.“

Jetzt aber geht es weiter, ohne Blick zurück. „Wir haben coronagerecht umgebaut, etwa Zwischenwände installiert. Außerdem machen wir jetzt viel mehr Veranstaltungen, zum Beispiel Live-Musik, und haben neue Öffnungszeiten“, erzählt Hülsen. „Die Gäste nehmen das alles sehr gut an.“

„Hirsch“ als Anziehungspunkt

Um das Restaurant weiter zu modernisieren, wurde eine ausfahrbare Bühne in die Sitzgelegenheiten eingebaut. „Außerdem“, sagt Rocholz, „werden wir unsere Terrasse optimieren: Es wird einen Windschutz geben und einen großen, einbetonierten Schirm, an dem große Heizstrahler hängen – damit es in der Übergangszeit gemütlich bleibt.“ Der Hirsch solle schließlich ein Anziehungspunkt in der oberen Altstadt sein – und bleiben.

Als das Gespräch beinahe beendet ist, sagt Gerd Rocholz: „Wir sollten noch unsere Nachbarin Elisabeth Surres erwähnen. Sie kümmert sich liebevoll um die Terrasse und die Blumen.“ Es scheint wahr zu sein: „Hier geht alles Hand in Hand.“