Die alten Langenberger Häuser sind oft über historischen Kellern errichtet worden. Der im Hirschen ist sogar über 500 Jahre alt.
Langenberg ist ein Ort mit Geschichte, die sich an jeder Ecke des historischen Stadtkerns zeigt. Ob man durch Gassen und Durchgänge geht, die schon seit vielen Jahrhunderten bestehen, oder alte Fachwerkhäuser bewundert, die oft noch aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Über alten Kellern gebaut
Doch was verbirgt sich hinter den denkmalgeschützten Fassaden? Meist sind die Innenräume nur den Bewohnern bekannt, in manchen Fällen kann man die Geschäftsräume im Erdgeschoss eines Hauses betreten. Doch selten hat man die Möglichkeit, einmal in die Keller der alten Häuser zu steigen, die oft das restliche Haus an Alter noch überragen. „Neubauten wurden teilweise auf den schon vorhandenen Kellern der Vorgängerbauten errichtet“, erklärt Architektin Barbara Brombeis.
90 Zentimeter dicke Wände
Sie selbst besitzt mit dem Menkeshaus ein Geschäfts- und Wohnhaus an der Hauptstraße, das auf einen der älteste Keller erbaut ist. Davon zeugt neben dem Boden aus Naturstein auch der sechs Meter tiefe Brunnen aus Ziegel- und Natursteinen. In dem großzügigen Gewölbekeller, gemauert aus Ruhrsandstein, lassen sich noch heute viele historische Funktionen ablesen: Die Eisenhaken an der Decke weisen auf das Lagern von großen Fleischstücken hin. Und auch wo der Pökeltrog zum Einlegen des Fleisches in Salzlake stand, lässt sich heute noch erkennen.
Schwarze Flecken durch die Kohle
In einer Ecke des Kellers ist die Wand dunkel geschwärzt: „Hier rutschten die Kohlen durch eine Öffnung direkt in den Keller. Die Jahrhunderte haben die Wand dunkel gefärbt“, bemerkt die Architektin. Eine besondere geschichtliche Rolle nahm der Kellerraum in den 1940er Jahren ein, erklärt Brombeis: „Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Luftschutzbunker genutzt, da die Decke sehr stabil ist, an der dünnsten Stelle ist sie 90 cm dick.“
Aufwändige Arbeiten
Der Wunsch von Brombeis ist es, den Keller wieder herzurichten, doch dazu sind aufwändige Arbeiten erforderlich. Solche, wie sie im Haus im Hirsch, nur ein paar Häuser weiter, schon erfolgt sind. Die Architektin ist für die Sanierung des 500 Jahre alten Gewölbekellers verantwortlich, die sie gemeinsam mit den Besitzern Claudia Schlotterbeck und Gerd Rochholz aufwendig durchführte. „Uns war es wichtig, auch den Keller des Hirschen schön herzurichten, nachdem wir das restliche Haus nach dem Kauf 2011 kernsaniert hatten“, sagt Rochholz.
Die historischen Brunnen
Die meisten der großen alten Häuser im Kern von Langenberg hatten . In einigen Gebäuden der Altstadt sind die Brunnen noch erhalten, doch oft wurden sie einfach abgedeckt, als sie nicht mehr gebraucht wurden.
Die Bewohner von Häusern ohne eigenen Brunnen holten ihr Wasser aus oder direkt aus dem. Oft kam es wegen Zugängen zum Wasser zu Rechtsstreitigkeiten, wenn etwa Neubauten etablierte Durchgänge blockierten.
Steingewölbe unter Kalk
Auffällig ist das freigelegte Steingewölbe. „Die große Herausforderung dabei war der alte, weiche Kalkputz, der bis zu 8 cm dick sein kann. Er ließ sich nur durch aufwendige Bearbeitung mit Sandstrahlern entfernen.“ Doch es hat sich gelohnt: die ursprüngliche Anmutung des Kellers kommt mit neuem Glanz zur Geltung. Die Ergänzung durch moderne Elemente macht den Keller funktional und mit dem atmosphärisch beleuchteten Weinkeller sogar zu einem angenehmen Aufenthaltsort.
Der Brunnen war ein Zufallsfund
Doch ganz im Zentrum steht der alte Brunnen aus Naturstein, in dessen Tiefen man heute durch eine Glasplatte blicken kann. Bei der Sanierung war der Brunnen ein willkommener Zufallsfund: „Vermutet haben Frau Brombeis und wir hier schon seit dem Hauskauf einen Brunnen, doch gefunden haben wir ihn erst bei der Verlegung von Rohren“, erklären die Besitzer.