Langenberg. . Sogar der „tolle Bomberg“ soll an der Hauptstraße 62 früher regelmäßig eingekehrt sein. Jetzt erlebt das Haus eine Renaissance – und soll wieder werden, was es früher schon einmal war: das Gasthaus „Zum Hirsch“.
Es ist eines von Langenbergs ältesten Baudenkmälern – und eines der geschichtsträchtigsten: das Haus Hauptstraße 62. Und weil ja – worauf die vornehmen Langenberger stets beharrten – Gefängniszellen Nummern haben, Häuser hingegen Namen, so ist auch das Haus in unmittelbarer Nähe zum Bürgerhaus besser unter einem anderen Namen bekannt: „Im Hirschen“.
Ein Name, der über viele Jahrzehnte auch für Gastlichkeit stand. Und das weit über Langenbergs Grenzen hinaus. „Zum Hirschen“ hieß das Gasthaus, das in dem ehemaligen Wohnhaus der Familie „Arnold Diergardt im Hirsch“ untergebracht war. Urkundlich das erste Mal 1725 erwähnt, erfuhr das Haus mehrere Umbauten – den letzten größere im Jahr 1905. Da wurde an dem „zweigeschossigen, verschieferten Giebelhaus die linke Doppelachse im Schweizer Landhausstil verändert“, wie das Rheinische Amt für Denkmalpflege beschreibt.
Und: Ein Umbau steht dem Haus auch in diesen Tagen bevor. Ein rigoroser, aber dennoch behutsamer, vor allem aber wohl wiederum ein sehr geschichtsträchtiger. Soll doch in dem Haus, das zuletzt eine Videothek beherbergte, demnächst wieder ein Restaurant zum Essen einladen.
Das planen zumindest die neuen Eigentümer: Gerd Rocholz und Claudia Schlotterbeck. Der Nevigeser Unternehmer, der seit 30 Jahren in Langenberg wohnt, möchte sich nach langjähriger Unternehmertätigkeit einen lang gehegten Wunsch erfüllen: „Wir möchten ein altes Haus restaurieren und mit neuem Leben erfüllen“.
Und genau das passende Objekt dafür glaubt Rocholz in dem Gebäude aus dem bergischen Barock gefunden zu haben. „Als kompetente Architektin für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes habe ich Barbara Brombeis gewinnen können“, berichtet der Langenberger.
Langenbergs historische Altstadt für Bewohner und Besucher noch attraktiver, noch lebenswerter zu machen: „Das ist das Ziel, das wir mit diesem Projekt verfolgen“, erklären die neuen Besitzer des „Hirschen“. Inspiriert auch von der Bücherstadt-Idee, von den weit über Langenberg hinaus bekannt gewordenen Kunstprojekten Tuchfühlung I und II, von Kletterpark und Nizzabad, von Kunstgalerien und Kulturveranstaltungen wolle man nun selbst etwas zur Belebung der Stadt beitragen. Denn, so betont Rocholz: „Es beeindruckt mich sehr, was bisher in Langenberg von den Bürgern, Vereinen und Institutionen geleistet wurde.“
Dass sie es nicht dabei belassen wollten, das denkmalgeschützte Haus im alten Stil zu restaurieren, stand für das Paar schnell fest. „Wir haben beschlossen, dass es der Tradition entsprechend wieder Gaststätte werden sollte, ein gutes Restaurant, von einem erfahrenen Gastronom aus der Region geführt“, so Rocholz. Wer das sein könnte – das stehe derzeit noch nicht fest. „Wir haben natürlich schon das eine oder andere Gespräch geführt – aber entschieden ist noch nichts“, so der Langenberger. Wobei Eile auch nicht geboten scheint. Schließlich rechne man damit, dass die Restaurierung des Hauses bestimmt ein Jahr in Anspruch nehmen werde.
Sollte die aber abgeschlossen sein, haben die neuen Besitzer große Pläne. Während im Obergeschoss Räume für altersgerechtes Wohnen vorgesehen sind, soll das Erdgeschoss ein Raum der Begegnung für Jung und alt werden – ein Restaurant, in dem auch Kunst und Kultur gepflegt werden. „Zum Beispiel mit Livemusik, Lesungen, Ausstellungen regionaler Künstler und vieles mehr“, überlegt Gerd Rocholz. Und noch einen Traum hat das Paar: „Es wäre großartig, wenn wir für den Restaurantbetrieb auch die Bürgerhaus-Terrasse pachten könnten“, sagt Claudia Schlotterbeck.
Dann wäre der „Hirsch“, in dem einst sogar regelmäßig der tolle Bomberg auf seinen Reisen aus dem Münsterland nach Köln eingekehrt sein soll, wieder das, was er Jahrzehntelang ohnehin war: die Gastronomie des Bürgerhauses.