Langenberg. . Bis zu 500 Jahre alt sind die Keller unter den denkmalgeschützten Häusern in der Altstadt. Sie bieten einen Blick in die Geschichte – und teilweise fließend Wasser.

  • Blick in die Keller unter den denkmalgeschützten Häusern der Langenberger Altstadt
  • Hinweise auf die ursprüngliche Nutzung der meist 500 Jahre alten Gewölbe
  • Brunnen waren damals Standard, teilweise wurden wasserführende Schichten abgeschnitten

Ein wenig gruselig sieht es hier aus. Rund ein Dutzend schätzungsweise 30 Zentimeter lange, verrostete Eisenhaken hängen an der gewölbten Decke. Sie zeigen anschaulich, wozu dieser Raum früher einmal genutzt wurde: „In den alten Kellern findet man fast überall diese Haken für Fleisch, Schinken oder auch Rinder- und Schweinehälften“, sagt Barbara Brombeis vom Arbeitskreis Alt-Langenberg. „Im Ortskern gab es früher bis zu 17 Metzgereien gleichzeitig.“ Auch im Gewölbekeller der Familie Pütz sieht man noch die Überreste der Geschichte des Hauses: die alten gemauerten Tröge für die Salzlake, in denen Pökelschinken hergestellt wurde. Vor dem ebenerdigen Eingang in das Gewölbe stand früher eine Remise, ein offener Unterstand für die Schweine.

Unter vielen der alten Häuser in der Altstadt, aber auch abseits davon, liegen diese über 500 Jahre alten Keller. „Sie stammen zum Großteil aus dem 15. Jahrhundert“, sagt Brombeis. Die Tonnengewölbe aus Ruhrsandstein und Grauwacke seien klassisch für diese Zeit. „Ganz schlicht und sehr stabil.“ Eine konstant kühle Temperatur von um die zehn Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit sorgten für gute Lagerbedingungen für Äpfel, Kartoffeln – und eben Fleisch. „Die Keller sind teilweise direkt in den Fels gehauen“, sagt Brombeis. Daher die Feuchtigkeit. Besonders auf der Seite der Hauptstraße mit den ungeraden Hausnummern seien die wasserführenden Schichten des Felsens angeschnitten worden. „Die haben teilweise fließendes Wasser im Keller.“

In privaten Kellern wie dem von Barbara Brombeis und der Familie Pütz sind die Kellerdecken verputzt, von der ursprünglichen Struktur ist daher wenig zu sehen. Welche Schmuckstücke aber eigentlich unter den Langenberger Häusern verborgen liegen, sieht man, wenn man die Keller der Gaststätten „Hirsch“ und „Rosenkeller“ betritt. Dort wurde der Putz entfernt und die Natursteine frei gelegt – das sorgt für eine ganz eigene Atmosphäre. „Der Keller ist für unsere Gäste immer das Highlight“, sagt Sebastian Sprungmann vom „Hirsch“.

Auch der rund sechs Meter tiefe, gemauerte Brunnen im Keller des Restaurants zieht alle Blicke auf sich. „Alle besseren Häuser hatten einen Brunnen im Keller“, sagt Architektin Brombeis, die das Haus saniert hat. Die ärmeren Einwohner benutzten hingegen die öffentlichen Wasserstellen. „Wir haben den Brunnen aber erst gar nicht gefunden“, erinnert sich Besitzer Gerd Rocholz. „An diese Stelle sollten eigentlich die Herrentoiletten kommen.“ Als dann Leitungen verlegt werden sollten, kam der 500 Jahre alte Schacht zum Vorschein. „Da haben wir unsere Planung vollständig über den Haufen geworfen“, sagt Rocholz.

Heute können die Gäste durch eine Panzerglasscheibe einen Blick hinunter in den Brunnen und gleichzeitig in ein Stück Langenberger Geschichte werfen. Und wer genau hinschaut, kann auch an einigen Stellen in der Gewölbedecke noch die Überreste der Fleischerhaken sehen, die auch hier aus der Decke ragten: Kleine Rechtecke aus Eisen, die sich zwischen den Steinen verstecken. Die Haken selbst wurden abgesägt.