Velbert. 2022 war für Gastronomen in Velbert kein einfaches Jahr. Einige neue Restaurants sind gut gestartet, andere haben schnell wieder geschlossen.
Die meisten Gastronomen werden das Jahr 2022 wohl am liebsten möglichst schnell abhaken. Erst die 2G-Plus-Regelungen, dann gestiegene Energiekosten, höhere Einkaufspreise für viele Lebensmittel und Personalknappheit machten vielen das Leben schwer. Die Folge vielerorts: höhere Preise auf der Speisenkarte. Und dann verzichtete auch manch ein Gast ob der aktuell hohen Lebenshaltungskosten auf Restaurantbesuche.
Aber dennoch gab es auch in diesem verrückten Jahr 2022 einige positive Entwicklungen in der Velberter Gastronomie. Wir blicken zurück.
In der Stadtgalerie Velbert hat „Bella Bella Mozzarella“ eröffnet
Anfang Dezember hat in der Stadtgalerie das Restaurant „Bella Bella Mozzarella“ eröffnet. Es befindet sich dort, wo zuletzt im „L’Italiano“ die Gäste bekocht wurden – bevor das Restaurant im Zuge der 2G-Plus-Reglungen schloss.
Die Besonderheit im „Bella Bella Mozzarella“: Es handelt sich um ein italienisches All-you-can-eat-Konzept. Heißt: Die Gäste können für einen festen Preis (mittags 9,90 Euro inkl. ein Softgetränk, abends 19,90 Euro) so viel essen, wie sie wollen und können. Während sich auf Google manch ein Gast über zu lange warmgehaltenes Essen oder das „Mensa-Ambiente“ beschweren, finden die meisten Gäste das neue Restaurant mit dem Konzept, das es in Velbert und Umgebung bisher nicht gab, offenbar gut. Nach den ersten Wochen hat sich die Google-Bewertung auf 4,2 von fünf möglichen Sternen eingependelt.
Maria Bronzetti erfüllt sich Traum mit Pastamanufaktur in Velbert
Apropos Nudeln: Diese gibt es seit einigen Wochen auch an der Friedrichstraße 139. Dort hat Maria Bronzetti, die ihre Wurzeln in der italienischen Provinz Messina auf Sizilien hat, im November ihre Pastamanufaktur eröffnet.
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Die Familie war einst als Gastarbeiter von Sizilien nach Velbert gekommen ist. „Mein Papa wollte eigentlich nur Geld für ein Auto verdienen und dann zurück nach Sizilien“, erzählt sie im Gespräch mit der WAZ. Die Bronzettis sind geblieben – und nun hat sich Maria ihren mit der Pastamanufaktur im früheren Telefonladen ihren langgehegten Traum erfüllt.
Die Nudeln werden mit einer großen Pastamaschine selbst hergestellt: Ehrensache für Maria Bronzetti, die viele von ihrer Tätigkeit bei der SSVg Velbert kennen. Dazu gibt es Füllungen und Soßen nach gut gehüteten Familienrezepten der Nonna (Großmutter).
Auch diese Gastro-Neueröffnung kommt bei den Velberterinnen und Velbertern gut an: Gerade in der Mittagszeit sind viele Tische der Pastamanufaktur besetzt – und natürlich gibt es die Pastagerichte auch zum Mitnehmen in Pfand-Mehrwegverpackungen.
Aus dem „Bistro da Omero“ im Medicum Velbert ist das „Hana“ geworden
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Verbindungen nach Italien hat auch Jian Wu. Der gebürtige Chinese ist in Italien aufgewachsen, lebt aber nun schon seit 24 Jahren in Deutschland,. Die Eltern hatten ein chinesisches Restaurant, er selbst war unter anderem Geschäftsführer der „Tokio Lounge“ in Düsseldorf und hat große asiatische Restaurants im Ruhrgebiet geleitet. „Ich liebe Gastronomie“, sagt Jian Wu, „es macht mir Spaß, zu kochen und die Gäste zu bewirten“.
In Velbert hat er im September gemeinsam mit seiner Partnerin Lu Zheng das frühere „Bistro da Omero“ an der Blumenstraße (Medicum-Komplex) übernommen. Im „Hana“ (japanisch: Blume) bietet die Familie moderne asiatische Bistro-Küche und Sushi an. „Eine kleine Perle, die Velbert gebraucht hat“, wird unter anderem auf Google geschwärmt.
„Hüftgold“ am Platz am Offers: Nach nicht mal fünf Monaten wieder dicht
Nicht so gut gelaufen ist es am Offersplatz: Dort hatten zwei Freunde im Frühjahr die leerstehende „Neue Herrlichkeit“ übernommen – und hatten unter dem neuen Namen „Hüftgold“ große Pläne. So sollte es gehobene Küche mit edlen Fisch- und Fleischgerichten geben. Doch nach nicht einmal fünf Monaten schlossen sich die Türen auch schon wieder – wovon auch Vermieter Rüdiger Gilles nur durch Zufall erfuhr.
Dass er mittlerweile die „Schnauze ziemlich voll“ hat – daraus macht Gilles keinen Hehl. Er hat das 1981 gebaute Haus im Jahr 2013 gekauft, nachdem es mehrere Jahre lang leergestanden hatte. Zuvor hatte Manfred Schroth dort bis 2009 erfolgreich die „Alte Herrlichkeit“ betrieben. Dann habe er einfach viel Pech mit den Pächtern gehabt, sagte Gilles in einem früheren Gespräch mit der WAZ. Christian Steinke und Juan-Manuel Jimenez-Sanchez mit dem „La Granada“ hielten beide nicht lange durch, so dass sich Gilles 2019 dann entschied, das Restaurant, in dem er früher Stammgast war, selbst zu betreiben. Das klappte zumindest bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie auch gut. Wenn er einen Käufer findet, will er die Immobilie nun wieder abgeben – wenn sich kein Käufer finden sollte, dann will Gilles das Gebäude für Büros oder eine Kanzlei umbauen.
Gastro-Neuigkeiten auch aus Velbert-Neviges
Kalte Schnauze und Pillekuchen adé: Die Inhaber-Familie Jesert hat ihr Nostalgie-Café endgültig geschlossen, nachdem dieses im Februar 2020 aus dem Bergischen Hof ins frühere Café Paaß an der Klosterstraße gezogen war. Die Pandemie habe dem beliebten Treffpunkt das Genick gebrochen, hieß es zu den Gründen. Bis Ende Februar wurden dann viele der Sammlerstücke aus dem Café verkauft.
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Lange stand das traditionsreiche frühere Café Paaß dann aber nicht leer: Bianca Thomalsky und Jaso Sopala haben dort das „Wohnzimmer Neviges“ eröffnet – in dem es, daher der Name, so gemütlich zugehen soll wie in Großmutters guter Stube. Neben süßen Leckereien gibt es im Wohnzimmer auch Deftiges.
Dabei haben die neuen Betreiber auch schon zwei Schreckmomente erlebt: Erst hat ein Wasserschaden für eine zum Glück nur kurze Zwangspause während der bayrischen Wochen gesorgt, im Dezember suchten dann auch noch Einbrecher das Wohnzimmer heim. Davon lassen sich die Wohnzimmer-Betreiber allerdings nicht unterkriegen.
Das „Café de Paris“ in Velbert-Neviges ist geschlossen
Aufgegeben hat indes ein anderer Gastronom: Im „Café de Paris“ sind die Lichter ausgegangen. Gerade einmal eineinhalb Jahre führte Pächter Abdelouahab Afkir das nette Eck-Café, in das die WAZ auch donnerstags alle 14 Tage zum Lesercafé einlud. „Es ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Im Juli 2023 hätte der Vertrag mit der Stadt sowieso geendet. Die Miete, die dann kommt, ist mir zu teuer, das hätte ich nicht gedacht. Ich muss ja auch kalkulieren, ich gehe eher raus“, sagt der Pächter, der das Café im Rahmen des „Sofortprogramms NRW“ im Juli 2022 zu günstigen Konditionen angemietet hatte.
Haus Stemberg verteidigt Stern und Hauben
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Im Rückblick darf das Haus Stemberg nicht fehlen – auch wenn es natürlich nicht neu in Neviges ist. Denn es gehört auch 2022 zu den 65 besten Restaurants Deutschlands. Der renommierte Gastro-Führer „Gault & Millau“ hat das Traditionslokal, das seit mehr als 150 Jahren in Familienhand ist, wieder mit drei von fünf möglichen Hauben ausgezeichnet. „Das ist eine tolle Bestätigung für unser ganzes Team“, sagt Sternekoch Sascha Stemberg. Ein solcher Erfolg könne nur mit einer engagierten Mannschaft erlangt werden, will sich Sascha Stemberg nicht hervorheben. Nach 40 Jahren hat „Gault & Millau“ zum ersten Mal auf sein Punktesystem verzichtet, stattdessen nur Hauben vergeben. Und auch den Michelin-Stern haben Sascha Stemberg, sein Vater Walter und das Küchenteam 2022 verteidigen können.