Velbert. Wer ein Restaurant besuchen will, muss künftig wohl „geboostert“ oder 2G und getestet sein. Einige Velberter Wirte rechnen mit weiteren Einbußen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die Gastronomie jüngst in einem RTL-Interview als „Problembereich“ bezeichnet. Und so war die Tendenz schon vor der Schaltkonferenz von Bundeskanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) mit den Ministerpräsidenten klar: Für die Gastronomie wird eine 2G-plus-Regelung eingeführt, von der Besucher, die bereits dreimal geimpft sind, jedoch ausgenommen sein sollen. Wer hingegen nur zweimal geimpft ist, benötigt für den Restaurant- oder Kneipenbesuch dann zusätzlich einen tagesaktuellen Test.
Bürgerstube: Abwarten und dann entscheiden
„Das finde ich nicht gut“, sagt Blazenka Biester, Inhaberin der Bürgerstube an der Kolpingstraße. „Die meisten unserer Gäste sind über 80. Wie soll ich denen denn erklären, dass sie sich jetzt auch noch testen lassen müssen, bevor sie zu uns kommen dürfen?“, fragt sich die Gastronomin.
„Ich bin mir nicht sicher, ob sich das alles dann noch lohnt“, sagt sie. „Vielleicht ist es sinnvoller, wenn wir dann zumachen und nur noch Essen zur Abholung anbieten.“ Sie will die kommende Woche abwarten und dann entscheiden.
„Landhaus Stolberg“ rechnet mit keinen großen Einbußen
Kai Uwe Stachelhaus vom Landhaus Stolberg schätzt die Auswirkungen anders ein: „Ein Großteil unserer Gäste ist bereits dreimal geimpft“, rechnet er nicht mit allzu großen Einbußen. Auch wenn er privat kein Freund einer 2G-plus-Reglung für die Gastronomie sei, „bin ich geschäftlich froh, wenn wir weitermachen und unser Haus geöffnet lassen dürfen.“ Die vergangenen zwei Jahre seien mit viel hin und her bei den Vorschriften extrem schwierig gewesen, sagt Stachelhaus. Ein Lieferdienst sei ob der Lage seines Betriebs extrem personalaufwändig und somit nur schwer wirtschaftlich zu realisieren.
Ratlosigkeit im „Haus Sondermann“
Mit deutlichen Umsatzeinbußen rechnet hingegen Katja Lippe vom Haus Sondermann in Neviges. Schon jetzt sei ein Gästerückgang zu verzeichnen. Zwar gebe es in der Nähe ein Testzentrum, „dort stehen die Leute aber jetzt schon Schlange“, sagt die Gastronomin. „Es stellt sich doch niemand da an, nur um danach zu uns kommen zu dürfen. Ob sich das dann noch rechnet? Ich weiß es nicht!“
Lepota Antic vom „El Dorado“ im Wiedenhof bringt das, was er denkt, mit einem Wort auf den Punkt: „Katastrophe!“. Schon jetzt habe er einen Gästerückgang um 50 Prozent. „Wenn es noch weniger werden, müssen wir darüber nachdenken, zumindest unter der Woche zu schließen.“
Corona-Verdacht: „Zur Losenburg“ ist geschlossen
Hermann und Erika Paulus hätten ihre Gaststätte zur Losenburg nach einer kurzen Auszeit über den Jahreswechsel eigentlich am 5. Januar wieder öffnen wollen, doch daraus wurde nichts: Erika Paulus wurde positiv getestet und wartet nun auf das Ergebnis des PCR-Tests. „Dabei war ich immer die Vorsichtige“, sagt die Gastronomin, die hofft, bald wieder öffnen zu können. Da geschätzt 80 Prozent ihrer Gäste bereits „geboostert“ seien, rechnet sie nicht mit drastischen Auswirkungen, wenn die neue Regel kommt, zumal der Januar eh immer recht ruhig sei. „Nur der ohnehin schon enorme Kontroll-Aufwand wird dann noch einmal mehr. Aber was will man machen?!“
Immer wieder neue Regeln für die Gastronomie
Für Gastronomiebetriebe gab es in den vergangenen Monaten immer wieder neue Auflagen und Vorschriften. So mussten Abstände zwischen Tischen vergrößert, Gästezahlen reduziert und Daten der Gäste gespeichert werden.Aktuell gilt in der Gastronomie die so genannte 2G-Regelung. Heißt: Der Zugang (innen wie außen) ist nur für geimpfte oder genesene Gäste erlaubt. Nur die Abholung von Speisen ist sonst erlaubt. Mit der 2G-Plus-Regel müssten auch geimpfte Gäste einen tagesaktuellen Test vorweisen, wenn sie nicht „geboostert“ sind.