Velbert. Hirsch und Alt-Langenberg in Velbert spüren die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise. Existenzbedrohend ist das aber (noch) nicht.

Privathaushalte spüren, spüren Gastronomen umso mehr: Die Energiepreise steigen unaufhaltsam. „Vom Gas sind wir hier wenig betroffen, bei uns läuft alles elektrisch. Aber beim Strom haben wir fünfzig Prozent mehr Ausgaben – eigentlich“, sagt Patrick Hülsen, Küchenchef beim Hirsch. „Weil wir aber mit den Stadtwerken gesprochen und die uns einen anderen Tarif angeboten haben, konnten wir das auf fünfundzwanzig Prozent drücken.“ Für einen Moment denkt Hülsen nach, dann sagt er: „Das sind aber immer noch 17 000 Euro im Jahr (1417 Euro im Monat) mehr als zuvor.“

Velberter Gastronomen sparen Strom

Um Energieverschwendung vorzubeugen und die enormen Preise doch irgendwie drücken zu können, achten die Gastronomen sehr auf ihren Verbrauch. „Wir sparen aktuell Strom, indem wir in den Räumen, die wir nicht nutzen, das Licht ausschalten. Außerdem haben wir das Getränkekühlhaus ausgeschaltet“, sagt Hülsen und erzählt weiter: „Vor einiger Zeit – schon vor der Krise – haben wir alle Lampen ausgewechselt, wir haben LEDs. Und das Glück, dass wir die Heizung hier drinnen kaum benutzen müssen, weil alles so gut isoliert ist. Wenn der Laden voll ist, ist es sogar fast zu warm – auch ohne Heizung.“

Küchenchef Patrick Hülsen (l.) und Alex Cusati (Serviceleiter) haben den Energieverbrauch im Hirschen gesenkt.
Küchenchef Patrick Hülsen (l.) und Alex Cusati (Serviceleiter) haben den Energieverbrauch im Hirschen gesenkt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Auch die Lebensmittel werden teurer

Derartiges Einsparpotenzial gibt es im Alt-Langenberg nicht. „Ich kann die Kühlung und die Fritteuse leider nicht ausmachen“, sagt Arndt Schiller, Geschäftsführer des Alt-Langenberg. Doch nicht nur die Energie, auch die Produkte, aus denen die Gastronomen ihre Kreationen zaubern, sind deutlich teurer geworden. „Fette und Öle merken wir, Pommes auch – all das ist zwischen achtzig oder hundert Prozent teurer als zuvor“, sagt Schiller. Und Hülsen ergänzt: „Auch wir spüren die Preiserhöhungen bei vielen Produkten. Gänse etwa sind doppelt so teuer wie vorher – und in der Zubereitung auch noch sehr energieaufwendig. Wir bieten sie zwar an, aber haben kaum Gewinn. Auch Molkereiprodukte sind extrem im Preis gestiegen: Gouda von 1,50 Euro auf 3,79 Euro, Sahne von 2,80 Euro auf 4,44 Euro.“

„Fleisch ist weiter recht günstig“

Wenigstens einen kleinen Trost gibt es, sagt Hülsen: „Das Fleisch ist weiter recht günstig. Wir schauen jede Woche: Was ist regional gerade nicht so teuer oder im Angebot. Das kaufen wir dann und machen anhand dessen unsere Wochenkarte.“

Ist die Situation existenzbedrohend? Noch nicht, sagt Hülsen. „Zum Glück ist das Restaurant sehr gut besucht – aber für uns bleibt am Ende trotzdem wenig Geld. Und aktuell läuft das Weihnachtsgeschäft an. Aber die richtig harten Zeiten kommen erst noch: im Januar, Februar und März.“

Das Alt-Langenberg hat neues Personal gefunden und ist jetzt „safe“.
Das Alt-Langenberg hat neues Personal gefunden und ist jetzt „safe“. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Neues Personal für den Service gefunden

Auch im Alt-Langenberg ist die Situation noch zu stemmen. „Für den normalen Tagesbetrieb sind wir gut aufgestellt“, sagt Schiller. „Wir haben zwei neue junge Leute im Service, die wir gerade einarbeiten.“ Er sei auch froh, dass die Küche gut besetzt sei, „da sind wir safe.“ Und auch für die Spülküche gebe es Aushilfen. Schiller bedauert indes, dass sie im „Werner“, wie die Kneipe im Volksmund genannt wird, ihre Preise hätten erhöhen müssen. Dreimal mussten sie das in den letzten sechs Monaten bereits tun. Das aber sei die einzige Möglichkeit. „Denn wenn wir die Preise beibehalten würden, ginge das auf Kosten der Qualität. Die Leute verstehen das“, sagt Schiller. Er resümiert: „Die Gaststätte läuft – mehr aber auch nicht.“

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>>>Die Preise steigen

Nach dem ersten Halbjahr 2022 stellten Statistiker fest: Für Unternehmen und Behörden waren die Strom- und Gaspreise im Vergleich zum vorherigen Halbjahr deutlich gestiegen: Gas um 38,9 Prozent und Strom um 19,3 Prozent.

Für private Haushalte um 17,7 Prozent beziehungsweise 1,9 Prozent.