Oberhausen. Um Familien in der Ukraine zu helfen, hat der RWO-Stadionwirt Glühwein verkauft. In der Bernardus-Kapelle sammelte auch ein Zauber-Abend Spenden.

Manchmal entwickelt sich der Tag einer Charity-Aktion so unberechenbar wie ein Fußball-Spiel. Am frühen Samstagmittag sieht es am Stadion Niederrhein noch verhalten aus. Einzelne Radfahrer stellen ihren Drahtesel am Zaun kurz vor der Stadionkneipe an der Lindnerstraße ab. Im Biergarten gibt es noch etliche freie Plätze.

Keine zwei Stunden später ist jeder Tisch im urigen Biergarten neben dem grünen Rasen besetzt. Ausflügler warten sogar am Gemäuer auf freie Plätze. Der Charity-Verkauf von 300 Litern Glühwein zugunsten von Familien in der vom Krieg zerrütteten Ukraine kommt an - nicht nur bei Fußball-Fans. Selbst RWO-Präsident Hajo Sommers rollt vorsorglich mit dem Fahrrad an.

RWO gegen RWE: Winzerglühwein in Rot und Weiß stammt aus Eckelsheim

Stadionwirt Sebastian Vogt hatte den Winzerglühwein im vergangenen Jahr aus dem kleinen Örtchen Eckelsheim im Naherholungsgebiet Rheinhessische Schweiz abgeholt. Doch den edlen Tropfen in Rot und Weiß drohte der Guss in den Abfluss. „Leider sind die Verkaufswege beim Weihnachtsmarkt in Osterfeld, beim Feierabendmarkt im Zentrum Altenberg und hier am Stadionkiosk durch die Corona-Lage weggebrochen“, sagt Vogt. 

Der Gastronom fasste den Entschluss: Warum nicht den Glühwein am Samstag zugunsten der Ukraine-Aktion von „Oberhausen hilft“ und der RWO-Jugendarbeit verkaufen? Da das Derby zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen wegen vielen Corona-Fällen von Samstag ausfiel und auf Dienstag, 5. April, verlegt wurde, bot sich der Ausschank am eigentlich Derby-Tag förmlich an.

RWO-Fan Stefan Karbach hatte von der Aktion aus der Zeitung erfahren und nach dem Besuch beim Wochenmarkt in Sterkrade extra einen Halt eingeplant. „Es ist eine tolle Aktion, den Glühwein für den guten Zweck zu verkaufen statt ihn wegzuschütten. Die Situation in der Ukraine ist für alle sehr bedrückend. Umso wichtiger ist es zu helfen.“

RWO gegen RWE: Ausweichtermin fürs Derby schmerzt den Stadionwirt

Einige Biergarten-Besucher erscheinen in Pullovern und Shirts mit dem RWO-Kleeblatt. Klar, jeder hätte hier zusätzlich gerne das Regionalliga-Spitzenspiel gegen Essen gesehen. Auch der Stadionwirt selbst. Schließlich steckt die Gastronomie durch die Corona-Krise weiterhin in der Klemme.

„Bei einem Derby rechnen wir mit zwei Getränken pro Stadionbesucher. Wenn 7000 bis 8000 kommen, kann sich jeder ausrechnen, welche Summe in der Kasse fehlt.“ Das Problem: Der Nachhol-Termin fällt auf einen Dienstag - kein Vergleich zum Wochenendtermin. „Viele müssen am nächsten Tag arbeiten - das beeinflusst auch das Trinkverhalten.“

Die Hilfe für Ukraine und RWO-Jugendabteilung ist für ihn trotzdem Ehrensache. Und so stehen plötzlich Mitte März putzige Tassen mit Weihnachtsmotiven auf den Tischen, während die Sonne scheint und Vögel zwitschern. Aber: "Für die gute Sache schmeckt's!"

Auch Ernst und Marion Roth haben im Biergarten Platz genommen. Den Glühwein sparen sie sich aber für das heimische Wohnzimmer auf. „Wir haben eine Thermoskanne mitgebracht. Den Glühwein trinken wir heute Abend zur Sportschau.“

Ukraine-Hilfe: Küchenmeister und Zauberer sammeln 6000 Euro Spenden

Szenenwechsel: Bernarduskapelle. Hier werkelte bereits am Freitag ein weiterer Akteur an einer eigenen Ukraine-Aktion. Küchenmeister Tobias Fleckner zückte dafür sogar ukrainische Kochbücher.

Nationalgerichte wie Fastenborschtsch mit roter Beete landeten auf den Tellern. "Die Speisen sind meist deftig, sollten nun aber auch westeuropäischen Mägen munden und auf den Tellern ansprechend hergerichtet werden". Die Besucher staunten über Schinken-Souffle oder Kalbsroulade auf Gemüsekaviar - der kalt serviert wird.

80 Besucher verfolgten zum Essen eine Zauber-Show mit dem Duisburger Magier Tom Duval. Gelbe Tulpen und blaue Traubenhyazinthen standen auf den Tischen. Selbst die Menükarte wurde in den Nationalfarben der Ukraine gestaltet.

„Die Resonanz war exzellent. Die Karten waren binnen 36 Stunden verkauft“, resümiert Fleckner. "Auch die Teller sind alle leer in die Küche zurückgetragen worden. Viele Gäste haben nach Rezepten gefragt."

Ursprünglich wollte Fleckner gezielt einer geflüchteten Familie in Oberhausen helfen. Nun gehen die Einnahmen an die zentrale Ukraine-Aktion des Vereins "Oberhausen hilft", der die benötigte Hilfe für die Oberhausener Partnerstadt Saporishja bündelt. 

Das Ergebnis des Abends in der Bernardus-Kapelle kann sich sehen lassen: 6000 Euro kamen an Spenden zusammen. "Hoffentlich animiert unsere Aktion auch andere, etwas auf die Beine zu stellen."   

>>> Spendenkonto für Partnerstadt von Oberhausen

Der Verein „Oberhausen hilft e.V.“ bündelt die Spendenaktivitäten der Oberhausener Träger, Verbände und Vereine. Spendenbescheinigungen stellt der Verein aus. Der Verwendungszweck „Hilfe für Saporishja“ und die eigene Adresse müssen in diesem Fall angegeben werden. 

Die Kontoverbindung lautet: Stadtsparkasse Oberhausen
IBAN: DE06 3655 0000 0053 2241 43 BIC: WELADED1OBH