Oberhausen. Keine Fans im Stadion. Doch zum Derby RWO gegen RWE werden tausende Zuschauer im Live-Stream erwartet. Möglich macht dies der Anbieter “Leagues“.
### Update, 11. Mai: Auch das Niederrheinpokal-Viertelfinale am Mittwoch, 12. Mai, zwischen RWO und RWE überträgt der Anbieter "Leagues" ab 19 Uhr im Internet-Stream. Im Gegensatz zum Derby in der Regionalliga (6 Euro) kostet das Pokal-Spiel 10 Euro, da es sich um eine Koproduktion handelt. Dafür können Fans vorab zwischen einer RWO-Tonspur oder einem RWE-Kommentar auswählen. ###
Zu Derbys muss man Markus Kleber nicht viel erklären. Im Schatten der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena besitzt der Streaming-Anbieter „Leagues“ seine Büros. „Spiele gegen den KSC und Bayern München sind echte Süd-Derbys, bei denen hier die Luft brennt“, sagt der Gründer des Dienstleisters für Fußball-Übertragungen im Internet.
Wenn am Samstag, 27. März, in der Regionalliga-West Rot-Weiß Oberhausen ab 14 Uhr den Erzrivalen Rot-Weiss Essen zum ewigen Derby im Stadion Niederrhein empfängt, werden die Kameras von „Leagues“ jede Bewegung der Spieler in die Wohnungen der Fans übertragen.
RWO gegen RWE: „Schöner Zoom auf den Torwart ist viel wert“
„Derbys muss man spüren“, sagt Kleber. Aber eben auch sehen können. Durch die Corona-Pandemie dürfen am Samstag keine Zuschauer im Stadion Niederrhein jubeln. Aber mit wenigen Klicks, wie Kleber erläutert, sollen auch Fans, die bisher noch keine Internet-Übertragungen angeschaut haben, Derby-Atmosphäre schnuppern.
Live-Streams abseits der Bundesligen. Das klingt nach Wackelkamera. Nicht rechtzeitig eingefangenen Elfmetern. Verwirrten Automatik-Kameras und dröhnendem Betreuer-Gezeter an der Seitenlinie. Doch die holprigen Stream-Anfangstage hat „Leagues“ erstaunlich verfeinert - ohne einer Schicki-Micki-Perfektion hinterher hecheln zu wollen.
Es ist eine Addition von Kleinigkeiten. „Ein schöner Zoom auf den Torwart ist schon viel wert. Das sorgt dann fast für ein Fernsehgefühl.“ Sechs Personen ackern dafür bei den RWO-Heimspielen im Stadion. Drei Kameras werden nicht von Computer-Robotern, sondern tatsächlich echten Menschen gesteuert. Kommentator und Co-Kommentator eifern am Mikrofon. Und dazu soll noch jede Menge Vereinsliebe den Mix der Marke „Selbstgemacht“ würzen.
RWO gegen RWE: Live-Stream als emotionale Unterstützung
„Wir sind keine Plattform, sondern eher ein Ökosystem für die Vereine“, sagt Markus Kleber. „Leagues“ biete den Clubs das Grundgerüst, um den Fans digitale Angebote machen zu können. Und in der Corona-Krise so etwas Kohle zu verdienen. „Viele Vereine mussten die Frage lösen: Was kann ich meinen Dauerkartenbesitzern in der Zeit ohne Spiele vor Publikum anbieten?“
Jeder Verein gestalte seine Bezahl-Übertragung so wie er kann. Es zähle Solidarität und Wir-Gefühl. „Beim Vereinsfest beschwert sich auch niemand darüber, dass man für den gespendeten Kuchen bezahlen muss. Man kauft ihn, um den Verein zu unterstützen. Gerade in schlechten Zeiten.“
Für die RWO-Übertragungen erhalten die Macher bislang sehr viel Lob - und zwar vereinsübergreifend. Nah dran, dazu Zeitlupen, Wiederholungen und Interviews.
RWO gegen RWE: Sommers rechnet mit 10.000 Zuschauern
Eine geschlossene Gesellschaft ist dies nicht. Auch viele Gästefans aus Essen sollen sich am Samstag einloggen. Zwar stehen RWO-Experten für Live-Analysen bereit. Die Spiel-Kommentatoren sollen aber mit einem „klaren Blick“ recht unabhängig arbeiten. Eine reine Jubelübertragung für die Heimmannschaft soll es nicht sein.
Wenn RWO und RWE aufeinandertreffen, erwarten die Macher von „Leagues“ nicht weniger als einen Allzeit-Rekord. 5500 Zuschauer verzeichnete RWO bereits beim Stream gegen Preußen Münster. Diese Zahl ergibt sich, wenn im Schnitt zweieinhalb Personen vor dem Bildschirm sitzen. RWO-Präsident Hajo Sommers wünscht sich diesmal sogar mehr als 10.000 Stream-Anhänger.
Droht bei so vielen Zugriffen nicht eine ähnlich flatternde Internet-Seite wie bei der Corona-Impf-Registrierung? Kleber: „Wir arbeiten mit unterschiedlichen Cloud-Diensten, die angeben, keine Limits zu kennen. Wir sind sehr guter Dinge, jedem Ansturm standhalten zu können.“
RWO gegen RWE: Web-TV mindestens bis zum Juni
Bis mindestens Ende Juni dürfen die Regionalliga-Vereine ihre Spiele selbst übertragen. Wie es danach weitergeht, wird derzeit mit dem Verband besprochen. RWO würde den Live-Stream gerne weiterführen.
Schon 2008 haben die Leagues-Macher übrigens angefangen, mit Fußball-Übertragungen zu experimentieren: Beim heutigen Südwest-Regionalligisten Bahlinger SC. Und mit einem frühzeitlichen Nokia-Handy als erste Kamera. „Wir haben damals geschafft, gefühlte fünf Pixel zu übertragen“, scherzt Kleber. Wie sich Zeiten ändern.
>>> RWO gegen RWE: Tagesticket fürs Web-TV
Das Tagesticket gibt es auf www.rwo-live.tv mit einem Klick auf den Button „Jetzt kaufen“. Dafür benötigen die Nutzer eine gültige E-Mail-Adresse, gezahlt wird per Kreditkarte, Lastschrift oder Paypal. Danach können die Zuschauer über einen aktuellen Web-Browser zuschauen. Es wird empfohlen, sich frühzeitig vor dem Anpfiff einzuloggen. Dies ist bereits jetzt möglich. Bei Problemen gibt es einen E-Mail-Support.