Oberhausen. Im vergangenen Jahr sind Weihnachtsfeiern ausgefallen. Auch jetzt klingeln die Telefone bei Oberhausener Wirten. Einkäufe werden unberechenbar.

Im Frühjahr konnte Emile Moawad von der Weinlounge Le Baron seine Gefühle nicht verbergen. Als „überwältigend“ beschrieb der Gastronom von der Oberen Marktstraße in Oberhausen sein Seelenleben.

Gerade erst waren die brutzelnden Töpfe aus dem neuerlichen Lockdown zurückgekehrt. Viele treue Stammkunden waren wieder da. Ein halbes Jahr später ist die Euphorie verflogen. Weihnachtsfeiern werden reihenweise abgesagt.

„Ja, wir spüren das deutlich“, sagt der Gastronom, der für seltene Weine und italienische Spezialitäten bekannt ist. Die Weihnachtsessen sind in dem kleineren Lokal in der Oberhausener Innenstadt beliebt. Doch die Gäste sind aufgrund der hohen Corona-Inzidenz verunsichert. „Mehr als 50 Prozent der Gäste fehlen.“

Gastronomie: Kurzfristige Absage - schwierige Kalkulation

Besonders bitter wird es, wenn Gäste kurz vor knapp absagen. „Das ist leider so“, sagt der Gastronom. „Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie zuhause gekocht haben und die eingeladenen Personen kommen nicht, obwohl sie schon fertig sind.“

Was bleibt: Hoffen - auf eine abflauende Corona-Pandemie. Emile Moawad wünscht sich, seine Stammkunden bald wieder in größerer Zahl bewirten zu können. Über einen Außer-Haus-Verkauf denkt er nach.

Doch nicht nur die Zubereitung bereitet Probleme. Auch Einkäufe werden für Köche schwieriger. Mitunter ist die Vorratskammer für eine größere Gesellschaft gefüllt, die dann nicht erscheint. Bei Frischwaren ist dies besonders für kleinere Häuser ein gewaltiges Problem.

Im Restaurant Frintrop an der Stadtgrenze zu Essen und Mülheim setzen die Besitzer auf kurzfristige Einkäufe. Deutlich weniger Frequenz als in den Jahren vor der Corona-Pandemie erkennen sie trotzdem. „Wir müssen von Tag zu Tag neu planen.“ Keine Einzelfälle.

„Die vierte Corona-Welle schlägt voll durch. Dazu kommt die Corona-Variante Omikron. Das sorgt für weniger Weihnachtsfeiern, für immer weniger Gäste in Restaurants, für leere Hotelbetten. Und das bedeutet mehr Kurzarbeit“, mahnt Martin Mura von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Kaum eine andere Branche in Oberhausen bekomme die Wucht der Welle wirtschaftlich so zu spüren wie das Hotel- und Gaststättengewerbe.

Gastronomie: Vor allem Firmen meiden Weihnachtsfeiern

Aus zwei Blickwinkeln betrachtet Marcel Habendorf die schwierige Phase. Der Gastronom aus dem Sparkassen-Restaurant „Zu Tisch“ ist zugleich selbständiger Gastronomie-Berater und resümiert mit deutlichen Worten.

„Katastrophal“, fasst Habendorf ungeschminkt die Buchungssituation bei Weihnachtsfeiern zusammen. „Im Privatbereich gehen die Zahlen stark zurück. Bei Firmenfeiern sieht es noch deutlicher aus. Sie liegt dort oftmals bei mehr als 90 Prozent.“ Events gebe es so gut wie gar nicht.

„Wir haben alles getan, um für die Gäste einen sicheren Besuch zu schaffen“, sagt Küchenmeister Tobias Fleckner. Dies sei in seiner Bernardus-Kapelle schon weit vor den Entscheidung der Politik geschehen. Trotzdem werde sie quasi dicht gemacht.

Die Gastronomie an der Dorstener Straße wird fast ausnahmslos von Gesellschaften gebucht. „Wir haben teure UV-C-Luftfilter installiert, in Schulen und Kindergärten fehlen sie immer noch“, sagt Fleckner. „Wir spülen jedes Glas mit der heißen Maschine durch. Unsere Hygiene-Maßnahmen greifen.“

Gastronomie: Viele Wirte investierten vor der Verordnung

Auch bei den G-Regeln habe der Wirt vor jeder Corona-Verordnung reagiert und früh auf "2G" und danach "2G plus" umgestellt. Trotzdem fehlen Fleckner im wichtigen Weihnachtsgeschäft die Buchungen.

Die Kosten rattern indes weiter. Ein Beispiel: Die Kapelle müsse mit ihrer hohen Decke auch bei den wenigen verbliebenen Termine durchgehend geheizt werden. Man dürfe zwar öffnen, die Corona-Hilfen aus dem Vorjahr fehlen aber. „Da kann man schon resignieren.“

>>> Beschäftigte in Hotels und Gaststätten - 22 Prozent weniger

Im Dezember 2019 haben in Oberhausen noch 4.420 Menschen im Hotel- und Gaststättengewerbe gearbeitet, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Mittlerweile sei die Zahl der Beschäftigten um 22 Prozent zurückgegangen.

Viele Gastronomie-Beschäftigte seien in andere Branchen abgewandert. „Servicekräfte aus der Gastronomie sind taff, eloquent, flexibel und sie können zupacken. Mit diesen Qualitäten müssen sie nicht lange suchen“, sagt NGG-Geschäftsführer Martin Mura. Für die Branche sei das ein großes Problem.