Oberhausen. Die Karnevalssession in Oberhausen ist beendet. Nach 29 Jahren fiel der große Karnevalszug erstmals aus. Wir blicken auf Höhepunkte und Aufreger.
Am Veilchendienstag und Aschermittwoch haben die Karnevalsvereine und der Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval als Dachverband ihre närrische Kultfigur Hoppeditz wehmütig beerdigt. Mit etwas Abstand beginnt nun die Zeit der Bilanzen. Wir haben die Tops und Flops aus Oberhausen gesammelt – und blicken voraus.
Die Tollitäten
25 Jahre nach seinem verstorbenen Vater Josef nimmt Dirk I. (Loege) das Zepter an sich. Der Stadtprinz setzt Zeichen, fährt beim Kinderkarnevalszug in Osterfeld mit dem Banner „Bunt statt Braun“ durch die Straßen und stellt sich klar gegen rechtsextreme Tendenzen in der Gesellschaft. An seiner Seite steht ein hervorragendes Prinzenteam samt Garde, das improvisieren kann und den Kneipenkarneval zwischendurch mit Spontanbesuchen beehrt.
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Als Sympathieträger bleibt auch das Stadtkinderprinzenpaar, bestehend aus Kai II. und Talina I., hängen.
Chris I. (Höppner) schafft das Kunststück, sein Team mit einem Durchschnittsalter von 22,8 Jahren aufzustellen – das jüngste Dreigestirn der Stadtgeschichte. Ihre Bühnenshow kann Modernes und Tradition authentisch verbinden. Ein spürbares Signal: Der oft den älteren Semestern zugeschriebene Karneval wird in Oberhausen jünger!
Die Sitzungen
Es geht aufwärts. Trotz der Fülle von 19 Vereinen, kann sich die Besucherzahlen sehen lassen. Die Ebertbad-Sitzungen melden fast ausnahmslos: ausverkauft.
Mehr Veranstaltungen werden wieder in der Stadthalle gefeiert. Die Bärensitzung der Alstadener Bären funktioniert als Party-Reigen sogar mit 900 Jecken. Auch Hoag, Eulenorden, Lebenshilfe und Prinzenkürung bleiben erhalten. Eine Besonderheit: Herrenfrühschoppen und Kindersitzung schunkeln nach langer Pause erstmals wieder in der guten Stube.
Stars wie Mickie Krause und Flippers-Sänger Olaf Malolepski stehen auf der Bühne – doch viele Höhepunkte im Programm sind selbst gemacht. Wehmütige Abschiede gibt es auch: Ronald Kram und Wilfried Beyer leiten ihre letzten Sitzungen.
Die Karnevalszüge
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Kinder, was habt ihr ein Glück! Der Karnevalszug am Nelkensamstag kann trocken durch Osterfeld ziehen. Wohl auch die desaströsen Aussichten für den Folgetag, den Tulpensonntag, sorgen für regen Zuspruch. 65.000 Besucher melden Polizei und Zugleitung – so viele wie lange nicht mehr.
Traurige Gesichter folgen dafür einen Tag später. Erstmals seit dem Golfkrieg vor 29 Jahren können die Jeckenwagen nicht durch die Innenstadt ziehen. Es ist einfach zu windig. Die Entscheidung am späten Sonntagmorgen ist richtig und alternativlos. Zwar nieselt am Rosenmontag feiner Regen, aber der Pöstertreck in Alstaden und der Umzug in Vondern können starten. Es gibt so viel Kamelle wie lange nicht. Klar: Die Reserven von Sonntag fliegen mit.
Der Aufreger
Über kaum ein anderes Thema wird intensiver gesprochen: Bei der Hoag-Sitzung in der Stadthalle dreht Zeremonienmeister Uwe Dehne dem Dreigestirns-Prinzen Chris I. (Höppner) während des Auftritts den Saft ab. Bühnenzeit überschritten? Die Meinungen darüber gehen bei den Kontrahenten auseinander. Der Prinz nennt den Vorfall „unter aller Sau!“ Mögliche Aussprache – nach Aschermittwoch.
Die Baustellen
Die Aussichten
Bei der Suche nach Stadtprinzen, früher eine der großen Sorgen, sieht es rosig aus. Mindestens für die kommenden drei Karnevalssessionen gibt es aussichtsreiche Interessenten. Jörg Becker von der Ehrengarde hat als Regent der Session 2020/2121 seine Vorbereitung schon abgeschlossen und wird sich bei den Sommerfesten zum ersten Mal in Zivil zeigen.
Dass der ausgefallene Karnevalszug vom Tulpensonntag nach der Session in Oberhausen nachgeholt wird, gilt als ausgeschlossen. Die wohl vielversprechendste Neuigkeit der letzen Tage ist, dass an der Rückkehr der KaKaJu-Sitzung in der Luise-Albertz-Halle nach neun Jahren Pause momentan eifrig geschraubt wird.
Und ewig grüßt das närrische Murmeltier: Doppelte Termine, mit zwei und mehr Sitzungen an einem Tag, lassen sich gerade in kurzen Sessionen nie ganz vermeiden, weil Künstler und Hallen nicht beliebig buchbar sind. Trotzdem sollten sich die Planer zwingend absprechen. Wer nur den eigenen Kopf durchsetzet, verprellt am Ende das Publikum.
Während sich das Hoppeditz-Erwachen als zentrale Fete im Festzelt auf dem Friedensplatz etabliert, könnte die Hoppeditz-Beerdigung neue Impulse gebrauchen. Am Veilchendienstag erfolgt der traditionsreiche Schlussakt bei Veranstaltungen der Vereine und am Aschermittwoch noch einmal für alle beim Hauptausschuss in der Stadthalle. Das wirkt doppelt gemoppelt. Vielleicht hat der ein oder andere ja schon eine Idee, wie es besser geht.
Karneval 2020 in Oberhausen
In Oberhausen feiern 19 Vereine den Karneval. In unseren Artikeln finden Sie Tipps, Termine und Reportagen der Session 2020.
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