Oberhausen. Hunderte Karnevalisten haben vergeblich versucht, das alte Gemäuer der Burg Vondern in Oberhausen zu stürmen. Mit einem Trick klappte es doch.

Horcht, was kommt von draußen rein? Wenn Ende November auf dem Feldweg vor der Burg Vondern lautes Getöse zu hören ist, sind meistens Karnevalisten im Spiel. Traditionell erobert der Prinz von Groß-Oberhausen dann mit seinem Gefolge das historische Gemäuer, um sich im Burghof bei den kullernden Perlen des Gerstensaftes natürlich wieder ordentlich zu versöhnen. Doch Dirk I. (Loege) hatte es diesmal am späten Samstagnachmittag alles andere als leicht!

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Denn die einheimische Karnevalsgesellschaft Blau-Gelb Vondern stellte sich mit der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) an der Arminstraße einfach quer. Unsere Burg!

Lichte Momente – Stadtprinz marschiert mit Pyro-Fackeln voran

Schepper! Nur kurz wurden beim Sturm auf die Burg Vondern die Klingen gekreuzt. Letztlich entschied Verhandlungsgeschick das närrische Kräftemessen.
Schepper! Nur kurz wurden beim Sturm auf die Burg Vondern die Klingen gekreuzt. Letztlich entschied Verhandlungsgeschick das närrische Kräftemessen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Da braucht auch ein Regent lichte Momente, um das verschlossene Burggitter nach oben zu hieven. Vielleicht marschierte der Tross begleitender Karnevalsvereine deshalb in vorderster Front mit grellen Pyro-Fackeln zum Eingang. Bei solch einem Anblick wird Kappenträgern warm ums Herz. Doch der Mundwinkel des aus Lirich stammenden Regenten sollte sich schnell nach unten ziehen.

Denn die Verteidiger nehmen den Prinzen launig in die Zange. Sie blockieren mit heiteren Gesichtern den Torbogen und marschieren mit einer Kapelle gleich noch in den Rücken der Karawane – ziehen mit Pauken und Trompeten zur Spitze des Trosses. Jetzt ist guter Rat teuer!

Bunte Bälle gegen das Burgmassiv – es bröckelt nicht

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Vielleicht bröckelt es ja im Jahrhunderte alten Massiv des Oberhausener Wahrzeichen, denkt sich der Prinz. Doch das Katapult der begleitenden Ehrengarde hat nur bunte Plastikbälle geladen. Das sieht lustig aus. Aber außer einem Grinsen ist den Verteidigern nichts zu entlocken. Weiterhin gibt es keinen Einlass.

Folglich beginnt das Gerangel. Der grüne Ritter, eine jecke Gallionsfigur aus der Osterfelder Narrenhistorie, kreuzt mit einem Offizier der Ehrengarde die Klinge.

Die Burg ist meins - ach nee, doch nicht! Stadtprinz Dirk I. (Loege) versuchte es am Samstag mit der Paragrafen-Keule.
Die Burg ist meins - ach nee, doch nicht! Stadtprinz Dirk I. (Loege) versuchte es am Samstag mit der Paragrafen-Keule. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Erfolgreich für den Eroberer – die erste Hürde ist gemeistert. Nun ist Verhandlungsgeschick gefragt. „Lasst uns hinein, wir haben einen Mietvertrag“, schwenkt der Prinz die Paragrafen-Keule. Das zieht nicht. Also vertraut Dirk I. auf die ganz schweren Geschosse – und meint seinen Hofmarschall Marcel Habendorf. Der Tauschhandel zum Einlass in die Burg nimmt Formen an.

Ritter der Narrenrunde klären Differenzen am Burgtor

Das Burggitter rattert nach oben. Doch wie ein Schlossgespenst drängt noch eine Überraschung zum Tross des Regenten. Der letzte Ritter von Vondern treibt es bunt – in Blau und Gelb. In glänzender Rüstung beginnt der Ringelpiez von vorne. Nur gut, dass flüssige Gastgeschenke aufgebrachte Hausherren meistens besänftigen können. Wie viele Einheiten müssen es sein? „Eins, zwei, drei...?“ Man gibt sich nimmersatt: „Wir Vonderner können bis 100 zählen!“ Trick 17!

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Dann ist endgültig Schluss mit lustig! Der Stadtprinz ist erfolgreich und bittet sein ein wenig fröstelndes Gefolge in den breiten Burghof. Im Gewölbe der Vonderner Festung fließt der heiße Glühwein in die Becher der ausharrenden Narren. Man kommt ins Plaudern, schließlich bedeutet der Sturm auf die Burg Vondern zugleich das Finale des karnevalistischen Jahres.

Karnevalssession dauert im neuen Jahr noch 56 Tage

Feldgottesdienst vor dem alten Gemäuer

Erst sind die Narren besinnlich – dann etwas lauter. Der Sturm auf die Burg Vondern beginnt zunächst mit einem Feldgottesdienst von Stadtdechant Peter Fabritz.

Der Gottesdienst startet vor dem Zug der Narren zum Torbogen. Er wird von Vertretern der Oberhausener Karnevalsvereine auf der Rückseite der Burg gefeiert.

„Die ersten Wochen meiner Regentschaft waren wunderbar“, sagt Stadtprinz Dirk I. zufrieden. „Nun können wir Kräfte sammeln, um in der Hochphase des Karnevals wieder durch die Säle zu ziehen.“ Die Session umfasst im neuen Jahr immerhin noch 56 Tage – am 26. Februar 2020 ist Aschermittwoch. Und ramponierte Uniformen können bis zum Auftakt des Sitzungskarnevals wieder in Form gebracht werden.

Bis zum ersten Januar-Wochenende verstummen die Helau-Rufe. In der Adventszeit gibt es keine närrischen Termine. Logisch: Der karnevalistische Zapfenstreich auf der Burg Vondern steht stets für den jecken Jahresabschluss.