Oberhausen. In Oberhausen regiert mit einem Schnitt von 22,8 Jahren das jüngste Dreigestirn der Geschichte – weil Oberhausener Vereine zusammenarbeiten.
Kette, Zepter – Prinz! Spielend einfach klingt der zeremonielle Akt der Inthronisierung von Chris I. (Höppner) zum neuen Regenten im Dreigestirn der Karnevalsgemeinschaft „Dampf drauf“ – doch an den taufrischen Erfahrungen hat er noch zu knabbern. Jubel, Applaus, Helau! „Alles ist noch so nah, du stehst da oben und hast einen Tunnelblick. Wir werden wohl erst in den Wochen danach alles richtig begreifen!“
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Nein, die oft Jahrzehnte lange Erfahrung auf närrischen Bühnen, wie bei den meisten seiner Vorgänger, hat er nicht. Chris Höppner, 23 Jahre jung – im Karnevalsgeschäft ist das noch ein Benjamin-Alter. Vielerorts plagen Nachwuchssorgen.
Gute Freunde überredeten Höppner erst vor vier Jahren, sich dem Brauchtum anzuschließen. Trotzdem sichert er sich in Oberhausen in der Session 2019/2020 auf Anhieb einen Eintrag in die karnevalistischen Geschichtsbücher.
Nie stand ein jüngeres Dreigestirn auf der Bühne
Der Jungbrunnen ist schuld. Mit Jungfrau Robin Ferschen und Bauer Sebastian Eisenhut hat er sich gleichaltrige Narren an seine Seite geholt. Auch die Paginnen Kaddi Kleinebrink, 25, und Isabell Lück, 20, verbreiten Jung-Schwung.
Seit 1957 stellt „Dampf drauf“ parallel zum Stadtprinzen ein Dreigestirn – doch niemals war es jünger. Durchschnittsalter: 22,8 Jahre!
Dabei hat der Karnevalsverein, als ehemalige Narrengemeinschaft der Firma Babcock, nach dem Ende des Oberhausener Industrieunternehmens (und dessen finanzieller Unterstützung) arg zu kämpfen. Aus eigenen Reihen könnte die fast 63 Jahre alte Tradition nicht fortgeführt werden. Sie gelingt aber weiterhin, weil Oberhausener Vereine zusammenarbeiten.
Selbstbewusstes Motto und kindliche Flausen
Mit der II. KG Zomkhosi, den Styrumer Löwen, der Ehrengarde und der LKG „Die Müllschlucker“ tummeln sich gleich vier Gesellschaften im Team des Dreigestirns. Ein Karnevalskollektiv, das im Dickicht von fast 20 Oberhausener Gruppen und Vereinen – und manchmal recht närrisch anmutenden Befindlichkeiten untereinander – nicht unbedingt selbstverständlich ist.
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Traditionalisten und junge Wilde werden auch in dieser Session aufeinanderprallen. Mit „Der Puls er kocht, der Herzschlag steigt, das jüngste Dreigestirn es allen zeigt“ hat sich Prinz Chris jedenfalls ein selbstbewusstes Motto ausgesucht. Über einige „kindliche Flausen“ haben sie mit dem Verein bei der Sessionsvorbereitung im Scherze schon gesprochen. Es zählt der Kompromiss.
Keine Konfetti-Revolution – aber junge Impulse
Auch Fahrer gehören zum Team
Auf der Straße vertraut das junge Dreigestirn der KG „Dampf drauf“ auf ein etwas erfahreneres Doppel. Sandra Laimann (35) und Marvin Mysliwietz (28) bringen die Tollitäten von Termin zu Termin.
Im Dreigestirn wirken Narren aus verschiedenen Oberhausener Karnevalsgesellschaften mit. Ähnlich ist es auch bei Stadtprinz Dirk I. (Loege). Dort sind neben den „Echten Fründen“ weitere Vereine wie die „Blauen Funken“ und „Alstadener Bären“ vertreten.
Eine Konfetti-Revolution möchte Prinz Chris I. aber auch gar nicht entfachen: „Wir wollen, dass das Brauchtum erhalten bleibt. Doch ohne Nachwuchs fehlt dem Karneval das Fundament.“ Neue Impulse möchte das junge Dreigestirn darum geben. Sie wollen den Mut haben, Dinge manchmal auch einfach anders zu machen – um mehr jüngere Leute in den Karneval zu bringen.
Mehr als 500 Zuschauer, darunter auch einige jüngere Semester, klatschten bei der Inthronisierung in der Atrium-Eventhalle bereits mit. Was bleibt hängen? „Der unglaubliche Einmarsch und die tolle Leistung des gesamten Teams.“ Der Anfang ist gemacht.