Mülheim.

Sonderlich wortreich gibt sich Gustav Schreiber im WAZ-Gespräch am Montag nicht. Der Geschäftsführer der Rohstoff Recycling Dortmund (RRD) GmbH ist hörbar angesäuert ob des Ärgers, dem ihm der Betrieb zweier Fallwerke auf dem Jost-Areal an der Weseler Straße schon lange Zeit beschert hat. Schreiber ließ am Montag die Katze aus dem Sack: Sein Unternehmen werde Mülheim definitiv den Rücken kehren. „Wir sind ganz froh, dass wir weg sein werden. Wir wurden hier ständig behindert.“

Die RRD betreibt auf dem Gelände der Schrottverarbeitung der Unternehmung Paul Jost im Pachtverhältnis zwei Falltürme zur Zerkleinerung von Schrott. Bei Anwohnern sind die Anlagen wegen der von ihnen ausgehenden Erschütterungen und des Lärms höchst umstritten. Zuletzt hatte die Bezirksregierung Düsseldorf als Aufsichtsbehörde nach langem Drängen der Bürgerinitiative sich vertraglich von Jost und RRD zusichern lassen, dass die Fallwerke zum 30. September zumindest vorübergehend stillgelegt werden, bis eine mittlerweile von Jost beantragte Umstrukturierung der gesamten Schrottverarbeitung das Genehmigungsverfahren durchlaufen hat.

Ende September ist Schluss

RRD wird aber gar nicht mehr auf irgendwelche Eventualitäten setzen. Geschäftsführer Schreiber sagte zur WAZ, sein Unternehmen werde die Möglichkeit, in unbestimmter Zeit weiter am Standort Weseler Straße zu wirken, in den Wind schreiben. Seine Gesellschaft, die unter dem Dach der Georgsmarienhütte organisiert ist, setze künftig auf ein neues Fallwerk am Dortmunder Hardenberg-Hafen, dazu habe sich eine andere Option für ein weiteres Fallwerk aufgetan. „Die Fallwerke an der Weseler Straße werden wir Ende September, spätestens Ende Oktober schließen.“

Wie berichtet, verhandelt Jost derweil mit dem Mülheimer Unternehmer Hartmut Buhren über den Kauf eines Grundstücks mit Anschluss an die Wasserstraße an der Timmerhellstraße im Hafen. Buhren will das Areal, auf dem aktuell sein Baustoff-Großhandel beheimatet ist, Anfang 2014 räumen, um sich an anderer Stelle im Hafen zu vergrößern. Jost könnte dort dem Vernehmen nach die Anlieferung und den Abtransport des Schrotts unterbringen, ebenso die umstrittene große Schrottschere.

Jost legt Genehmigungsantrag zur Umstrukturierung der Schrottverarbeitung vor

Alles klingt so einfach, doch ist eine Lösung des vielschichtigen Konfliktes auch nach den neuesten Nachrichten noch nicht in sichere Bahnen gelenkt. Denn parallel hat Jost bei der Bezirksregierung einen umfangreichen Genehmigungsantrag zur Umstrukturierung seiner Schrottverarbeitung an der Weseler Straße vorgelegt.

Offensichtlich plant das Unternehmen weiter mit dem Grundstück dort. Die Bezirksregierung benannte gestern auf Nachfrage wesentliche Antragsgegenstände. Dazu zählt nicht nur eine Betriebserweiterung für die Schrottschere auf das doppelte Volumen (150 Tonnen /Tag), sondern auch der Bau einer neuen Halle zur Bearbeitung, wie es die Bezirksregierung vermerkt, „bereits zugelassener Stoffe“ mit höherer Feinstaubimmission. Ebenso ist ein neuer Spänelagerplatz mit Emulsionsspaltanlage beantragt.

Immerhin: Jost hat auch den Rückbau beziehungsweise den Abriss der Fallwerke beantragt, ohne einen Antrag für eine neue Anlage nach modernen Standards zu stellen. Auch geht die Firma geforderte Verbesserungen zum Schutz der Nachbarschaft an: etwa die ausstehende Versiegelung von Restflächen, eine Investition in eine dem Stand der Technik entsprechende Befeuchtungsanlage und eine Optimierung beziehungsweise einen Neubau von Lärmschutzwänden.