Mülheim. Hoffnung für die Bürger im Umfeld der Schrottverarbeitung Jost. Anscheinend sucht der Betrieb ein neues Grundstück an der Timmerhellstraße. Mit einer Verlagerung von Jost hätten die Anwohner dann nach mehr als 40 Jahren den Kampf gegen die gefährlichen Schwermetalle in der Luft endlich gewonnen.
Was lange währt, könnte nun endlich doch gut – oder zumindest besser – werden: Weit mehr als ein Jahrzehnt nach einem entsprechenden Ratsbeschluss deutet sich eine von Bürgern im Speldorfer Umfeld lang ersehnte Verlagerung der Schrottverarbeitung des Unternehmens Jost an, mindestens schon einmal in Teilen.
Wie die WAZ erfuhr, verhandelt die Firma um ein neues Grundstück an der Timmerhellstraße. Ob nun, nach mehr als 40 Jahren Kampf der Anwohner rund um die Speldorfer Hofackerstraße, der Durchbruch im Kampf gegen gefährliche Schwermetalle in der Luft, Lärm und Erschütterungen nah ist?
Arbeit am Nachbarschaftskonflikt
Jedenfalls arbeitet die Paul Jost GmbH offensichtlich intensiv an einer Auflösung des Nachbarschaftskonfliktes. Endlich scheint ein Grundstück für eine teilweise Betriebsverlagerung gefunden: Es ist der rund 15.000 m2 große Grund an der Timmerhellstraße 23, auf dem aktuell noch das Baustoffzentrum Harbecke von Unternehmer Hartmut Buhren beheimatet ist.
Buhren machte nun im WAZ-Gespräch aus einem kursierenden Gerücht eine handfeste Nachricht, die die Bürgerinitiativler rund um die benachbarte Hofackerstraße aufhorchen lässt. Der Händler macht besagtes Grundstück am Hafen, das an seiner rückwärtigen Seite über Wasseranschluss verfügt, in absehbarer Zeit frei. „Wir haben ein Ersatzgrundstück im Hafengebiet gefunden und werden uns auf rund 25 000 m2 erweitern“, so Buhren, ohne zum jetzigen Zeitpunkt den neuen Standort genau verorten zu wollen. „Wir planen Anfang 2014 umzuziehen.“
Laufende Verhandlungen
Ferner bestätigte er laufende Verhandlungen mit der Firma Paul Jost über den Verkauf des Areals an der Timmerhellstraße. „Nach den Ferien schickt Jost einen Gutachter, der das Grundstück bewerten soll“, so Buhren zur WAZ. Die Altlasten-Untersuchung sei sinnvoll, da am Hafen nach dem Zweiten Weltkrieg Trümmerschutt aus der Innenstadt verbracht worden sei. 1976, als das Baustoffzentrum sich dort angesiedelt habe, sei eine solche Untersuchung aufgrund des seinerzeit unterentwickelten Umweltbewusstseins in Deutschland noch kein Thema gewesen.
Jost an die Timmerhellstraße? Die Lösung hat auch abseits des Konfliktes um Luftimmissionen, Lärm und Erschütterungen Charme für den schrottaufbereitenden Betrieb. Eine Verlagerung mindestens der Verladetätigkeiten dorthin würde dem Unternehmer nachhaltig eine wohl beachtliche Kostenersparnis bringen, weil er die Anlieferung und den Abtransport des Metalls dann direkt über den Wasserweg organisieren könnte und nicht mehr auf Schienentransporte angewiesen wäre.
Streit mit den Anwohnern könnte sich auflösen
Dem Vernehmen nach liefert Jost das aufbereitete Material zu weit überwiegenden Teilen nach Skandinavien. Zusätzlich attraktiv wird der Wasseranschluss, wenn Kunde Thyssen-Krupp wie angekündigt die Flüssigphasen an seinen Werksstandorten Krefeld und Bochum schließt. Dann erhöht sich der Anteil der weiten Transportwege, die am besten sofort übers Wasser anzugehen sind, noch einmal.
Kommt es zum Grundstückshandel zwischen Buhren und Jost, könnte sich möglicherweise auch der Streit mit Anwohnern um die Schrottschere am bisherigen Jost-Standort an der Weseler Straße auflösen. Für das monströse Gerät, das Jost lange Zeit ohne Genehmigung und Bemerken der Bezirksregierung betrieben hat und für das nun ein Verfahren zwecks erheblicher Erweiterung der Betriebsgenehmigung angelaufen ist, wäre laut Buhren auch Platz an der Timmerhellstraße. Dort könne die Schere womöglich auch eingehaust werden, um Staub- und Lärmbelastungen für das Umfeld zu minimieren. Lediglich für die Fallwerke an der Weseler Straße, die im Betrieb von Unterpächtern stehen, wäre wohl (noch) keine Lösung gefunden.
"Es sind noch viele Dinge zu klären"
„Es sind noch viele Dinge zu klären, bevor die Sache in trockenen Tüchern ist“, so die Reaktion von Chef-Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, als die WAZ ihn mit ihren Informationen konfrontierte. Er gibt sich vorsichtig zurückhaltend, doch seien beteiligte Bestandsunternehmen „auf einem guten Weg“ zu einer Lösung. Die sei „vor Augen“. Gleichwohl seien noch viele Fragen zu klären.
So auch die alles entscheidende: Um dauerhaft eine für klagende Anwohner akzeptable Lösung zu haben, müsste Jost, wenn er eine Betriebsgenehmigung am Hafen bekäme, zur Voraussetzung gemacht werden, dass seine Betriebsgenehmigung an der Weseler Straße erlischt. Hubert Niehoff (Grüne), Vorsitzender im Umweltausschuss, bringt es auf den Punkt: „Nur, wenn hier Wirtschaftsförderung, Politik und Verwaltung mitmachen, kann beiden geholfen werden.“ Sowohl der umzugswilligen Firma Jost als auch den Speldorfer Anwohnern.