Mülheim. . Seit langem sorgen sich Anwohner der Weseler Straße um erhöhte Schwermetall-Belastung durch die dortige Schrottverarbeitung. Die zuständige Bezirksregierung steht inzwischen unter Handlungsdruck - und will die Unternehmen in die Pflicht nehmen.

Der Staubniederschlag an der Weseler Straße beinhaltet nach wie vor viel zu viele Schwermetalle. Die jüngsten Daten weisen bei Nickel einen bis zu 36fach erhöhten Wert auf, Blei ist 1,5 fach, Cadmium zum Teil 4,5fach erhöht.

Eine der Messstationen befindet sich am Werksgelände der Paul Jost GmbH, wo Metallschrott verarbeitet wird. Für die Anwohner, so Horst Buchmüller, bleibt die Situation nicht nur ärgerlich, sondern auch bedrohlich und besorgniserregend.

Buchmüller, der seit fünf Jahrzehnten in der Gegend lebt, kämpft seit vielen Jahren gegen die Belastung der Luft mit Schwermetallen, die von der Schrottverarbeitung herrührt. „Obwohl die Schrottschere der Firma Jost viele Monate im vergangenen Jahr still gestanden hat, sind die Werte so hoch“, beklagt Buchmüller und warnt davor, einen 36fach erhöhten Wert schon als Erfolg zu sehen im Vergleich zu den noch höheren Werten vergangener Zeiten.

Grenzwert um das 60-fache überschritten

Der durchschnittlich gemessene Wert lag lange bei 900 Mikrogramm Nickel pro Quadratmeter und Tag, bei 15 liegt der Grenzwert. Jetzt wurden an einer Stelle 553,5 Mikrogramm gemessen, und das in einem Meter Höhe. Beim Blei wurden als Jahresmittelwert 154,5 Mikrogramm pro Quadratmeter und Tag festgestellt, bei 100 Mikrogramm liegt die tolerable Grenze.

Das städtische Umweltamt, die Bezirksvertretungen und die Ratsgremien, aber auch die Bezirksregierung sind längst eingeschaltet worden. Die Firma Jost, die Wert auf die Feststellung legt, einen korrekt genehmigten Betrieb an der Stelle zu betreiben, kennt die Sorgen der Anwohner, ist aber auch seit langem schon auf der Suche nach einem neuen Grundstück, das eben nicht so nahe an einer Wohnbebauung liegt.

Grundstückstausch mit dem Baustoffzentrum Harbecke

In dem Fallwerk an der Weseler Straße werden täglich größere Mengen Metallschrott entladen, umgelagert, sortiert, zerkleinert und gestapelt. Auch die Erschütterungen und der Lärm sind nach wie vor für ein Wohngebiet unerträglich, so Buchmüller. Die Suche nach einem neuen Grundstück dauert an.

Ein Grundstückstausch mit dem Baustoffzentrum Harbecke ist weiterhin in der Diskussion, hat jedoch auch einige Hürden, wie Hartmut Buhren, Chef des Baustoffzentrums, erklärt. Das Baustoffzentrum an der Timmerhellstraße will sich ausweiten, um die Großkunden noch besser bedienen zu können. Der Standort des Fallwerkes böte den erforderlichen Platz, doch umgekehrt sieht es nicht danach aus.

Tausch-Idee mit Interesse verfolgt

In der Anwohnerschaft wird die Tausch-Idee mit Interesse verfolgt, doch man gibt sich skeptisch. Am jetzigen Standort des Baustoffzentrums läge das Unternehmen Jost jedenfalls weit ab von einer Wohnbebauung.

Die zuständige Bezirksregierung steht inzwischen unter Handlungsdruck und will die stark erhöhten Werte nicht länger tolerieren. Die Bezirksregierung hat drei Unternehmen im Auge, die im Hafengebiet für die erhöhten Schwermetalle in der Luft verantwortlich gemacht werden. „Wir wollen noch im Laufe der Sommermonate mit allen drei Unternehmen im Hafengebiet einen öffentlich-rechtlichen Vertrag abschließen, der eindeutige Gegenmaßnahmen beinhaltet“, so Stefanie Paul, Sprecherin der Bezirksregierung.

Mit Hilfe der Maßnahmen sollen die Belastungen der Luft spürbar herabgesetzt werden. Wie diese konkret aussehen, wollte die Bezirksregierung noch nicht sagen. Möglich sei, dass die Beregnungsanlage intensiviert werde oder auch, dass bestimmte Materialien nur noch in geschlossenen Räumen und nicht mehr im Freien behandelt werden dürfen. In beiden Fällen ließe sich die Belastung der Luft mit Schwermetallen minimieren.

„Wir wollen dies über einen Vertrag und nicht über eine Anordnung regeln“, so Stefanie Paul. Die Bezirksregierung lege Wert darauf, mit den Unternehmen „auf gleicher Augenhöhe zu verhandeln“.