Mülheim/Essen. Viktor Schacht wird 2024 der Pilot des Zeppelins am Flughafen Essen-Mülheim sein. Für ihn wird es ein Heimspiel. Das ist der Mann aus Saarn.
In den vergangenen Tagen war er erst mal „nur“ als Flugbegleiter an Bord, ab Mai 2024 wird es für Viktor Schacht ernst: Dann wird der 36-Jährige der Pilot sein, wenn der Zeppelin NT in seine erste Saison mit Rundflügen am Flughafen Essen-Mülheim starten wird. Für Schacht ein Heimspiel.
Luftschiff-Pilot – ein wahrhaft exotischer Beruf, weltweit. Dass Viktor Schacht nun ab kommendem Jahr im Cockpit des Goodyear-Zeppelin NT Platz nehmen und Passagiere auf die Touren über das Ruhrgebiet und Düsseldorf/Neuss mitnehmen wird, hatte der gebürtige Russe vor wenigen Jahren selbst nicht im Ansatz im Kopf.
Mülheimer Zeppelin-Pilot steuerte 13 Jahre lang einen Airbus durch die Lüfte
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Denn Schacht hat viele Jahre ganz andere Kaliber gesteuert. Auf Mittelstrecken quer durch Europa, „viel nach Skandinavien, auch Russland“, war er im Airbus unterwegs, insbesondere im 320er. Erst aber ging Air Berlin in die Pleite, das neue Durchstarten bei einer anderen europäischen Fluglinie wurde jäh durch Corona ausgebremst. Kurz vor dem Ziel geriet das aufwändige Assessment-Verfahren zur Kapitänswerdung ins Stocken. „Ich bin fast zwei Jahre nicht geflogen“, sagt Schacht.
„Zeit zum Reflektieren“ habe das gegeben, so der 36-Jährige, der in der Eiffel aufgewachsen, aber in Mülheim heimisch geworden ist, seit er bei der hiesigen Flugschule TFC Käufer 2007 seine Ausbildung zum Airbus-Piloten absolviert hat. Wie nun sollte es für ihn beruflich weitergehen? „Da habe ich gemerkt, dass ich es spannend finde, tiefer zu fliegen und mehr zu sehen“, so Schacht. Passend dazu suchte Zeppelin NT neue Piloten.
Zeppelin NT schwebt in 300 Metern Höhe über Mülheim und das Ruhrgebiet
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Im Zeppelin NT, so sagt der 36-Jährige, sei mehr fliegerisches Handwerk gefragt, etwa das Navigieren auf Sicht. „Das reizt mich.“ So hat Schacht 13 Jahre Airbus-Fliegerei hinter sich gelassen, um sich zum Luftschiff-Piloten ausbilden zu lassen.
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Ab Mai 2024 wird Schacht über seiner neuen Heimat unterwegs sein. 10.000 Passagiere will die Deutsche Zeppelin-Reederei Jahr für Jahr vom Flughafen Essen-Mülheim aus auf eine von vier angebotenen Rundreisen schicken. In nur 300 Metern Höhe über der Erde zu schweben, seinen Ort, seine Stadt aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen, durch „gigantische Scheiben“ in der Passagierkabine – das sei etwas Besonderes, freut sich Schacht auf seine Einsätze. Es werde sicher auch abwechslungsreich werden, seien die Zeppeline doch oft auch auf Auslandreise.
Ein Zeppelin-Flug: Etwas Erhabenes, „ein bisschen entschleunigt“
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Mit dem Zeppelin zu fliegen, sei eine ruhige Angelegenheit, etwas Erhabenes, „ein bisschen entschleunigt“, so der Pilot, der einst mit dem 0,8-fachen der Schallgeschwindigkeit mit dem Airbus weit mehr als zehn Kilometer hoch durch den Himmel gedüst ist. Mit dem Zeppelin zu starten oder zu landen, mache besonders Spaß. „Er steuert sich ein bisschen wie ein Flugzeug, ein bisschen wie ein Hubschrauber, ein bisschen wie ein Schiff.“
Nach erst einigen eigenen Flügen als Luftschiff-Pilot ist Schacht, der in Saarn wohnt, „sehr begeistert“. Seine Begeisterung für die Fliegerei entwickelte der 36-Jährige im Übrigen schon als Kleinkind. Da lebte Schacht noch in Ust-Kamtschatsk, einer nicht mal 5000 Einwohner zählenden Plattenbbau-Siedlung auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, am Pazifik gelegen und etwa 8300 Kilometer Luftlinie von Mülheim entfernt.
Wahl-Mülheimer war schon mit drei Jahren klar: Ich werde Pilot
Die Familie lebte dort Anfang der 1990er-Jahre 300 Meter entfernt von einem kleinen Flugplatz. Der Großvater wartete Flugzeuge, die Großmutter arbeitete in einem Hubschrauber-Werk. Die Eltern waren Meteorologen am Flugplatz „Da wusste ich schon mit 3, dass ich Pilot werden will.“ Tausende Kilometer entfernt, will Schacht nun im Mai 2024 neu durchstarten: als Pilot im Mülheimer Zeppelin NT.
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