Mülheim. Im Digital-Talk hat Mülheims SPD-Bundestagskandidat Fiedler die Zukunft des Fliegens mit Flugtaxis und Co. aufzeigen lassen. Auch dabei: Airbus.
Das hat es in Mülheim, wo die Zukunft des Flughafens Essen-Mülheim weiter offen diskutiert wird, noch nicht gegeben: In seinem digitalen Wahlkampf-Format „Fiedler will’s wissen“ hat SPD-Bundestagskandidat Sebastian Fiedler eine ausgewiesene Expertenrunde ihre Vision vom Fliegen der Zukunft aufzeigen lassen. Bis zum autonom fliegenden Lufttaxi ist der Weg zwar noch weit, doch die ersten Prototypen sind in der Luft.
Nicht nur Dr. Markus May, Geschäftsführer der Airbus Urban Air Mobility GmbH, zeigte bei der Hybrid-Veranstaltung, die am Montagabend live aus der WDL-Luftschiffhalle übertragen wurde, Bilder erster Testflüge von Fluggeräten, die künftig nicht nur etwa von Bahn- oder Flugrouten abgelegenere Start- und Zielorte möglichst emissionsfrei erreichen sollen und gar im Senkrecht-Flug in der Lage sein sollen, innerstädtisch zu landen.
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Lilium will sein Luft-Shuttle schon 2024 verkehren lassen
Eindrucksvoll auch die Präsentation vom Testflughafen im bayrischen Oberpfaffenhofen. Dort tüftelt das mittlerweile auf 600 Mitarbeiter angewachsene Start-Up Lilium an einem Flugtaxi mit sieben Sitzen, das laut Sprecherin Saskia Horsch schon 2024 erste Strecken in Deutschland bedienen soll. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h planen die Entwickler. Ein Ticket im Shuttle Service, der nach einem Flugplan organisiert sein soll, solle in einer ersten Etappe nicht mehr kosten als ein Bahnticket erster Klasse. Ziel sei es aber, in Zukunft zum Preis einer Taxifahrt zu fliegen, so Horsch.
Auch wenn sie von einem Prototypen noch weit entfernt seien, so Prof. Peter Jeschke als Leiter des Instituts für Strahlantriebe und Turbomaschinen an der RWTH Aachen, so sieht er doch an den Universitäten und in der freien Wirtschaft viel Agilität, um das moderne Fliegen als mögliche neue Schlüsseltechnologie der Zukunft in Deutschland zu verankern. Airbus-Manager May brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, die moderne Luftfahrt als Schlüsseltechnologie stärker in Deutschland zu verankern als seinerzeit die Technologie des Metrorapid.
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Aachener Forschungsprojekt kooperiert mit dem Flughafen Essen-Mülheim
Jeschke ist Teil des Aachener Projektes e-Sat, das bekanntlich mit dem Flughafen Essen-Mülheim kooperieren will, um sein innovatives Flugtaxi, das in der Vision für schadstoff- und lärmarmen, auch erschwinglichen Verkehr zwischen 350 deutschen Flugplätzen sorgen soll, im Flugschulbetrieb zu testen.
Die Mini-Flugzeuge von e-Sat sollen mit elektrischem Antrieb fliegen – und perspektivisch mit Wasserstoff betankt werden. Er würde sich sehr freuen, wenn die erste Teststrecke einmal die Metropolen an Rhein und Ruhr verbindet, sagte Jeschke mit Blick auf die Bedeutung, die er dem Flughafen Essen-Mülheim bei der Etablierung der neuen Flugtechnik beimisst.
Arno Klare (SPD): Mit Photovoltaik am Flughafen Voraussetzungen schaffen
Der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Arno Klare, bis zur Wahl im September noch luftfahrtpolitischer Sprecher seiner Berliner Fraktion, verwies in diesem Zuge auf die Initiative seiner Mülheimer Genossen für ein Photovoltaik-Feld am hiesigen Flughafen-Areal. Denn: Sollte das regionale Fliegen der Zukunft kommen, braucht es am Boden die Infrastruktur für das Aufladen von Batterien, aber perspektivisch auch für die Befüllen mit oder gar Herstellen von klimaneutralem Treibstoff.
Ein großes Thema der Entwickler ist neben einer zuverlässigen Innovationsförderung (etwa auch mit steuerlicher Entlastung für klimagerechten Flugverkehr) und dem Entschlacken bürokratischer Hürden die Akzeptanz für ein neues Fliegen, kam bei der Experten-Runde als Quintessenz heraus. Eine Umfrage der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) habe zuletzt gezeigt, dass nur 17 Prozent der Europäer jenem innovativen Flugverkehr ablehnend gegenüberstünden, so Michael Garvens vom Verband unbemannte Luftfahrt.
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Die größte Herausforderung: Gesellschaftliche Akzeptanz schaffen
Um die Akzeptanz bei fortschreitender Entwicklung zu stabilisieren, forderte Airbus-Manager May auch die Unterstützung der Politik ein. Sie sei gefordert, Testgebiete möglich zu machen oder etwa auch Starts und Landungen im Umfeld eines innerstädtischen Hauptbahnhofes. „Letztlich müssen wir in die Nähe der Menschen kommen.“ Gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen, sei „mit Abstand die größte Herausforderung“, so Garvens. Die werde man aber nicht generieren, wenn sich das moderne Fliegen allein die oberen Zehntausend der Gesellschaft leisten könnten. Am Ende müsse ein Angebot für jedermann stehen.
Weltweit arbeiteten rund 300 Entwickler-Teams am Thema, referierte Airbus-Manager May. Die Luftfahrtindustrie sei „am Rande der Revolution“, auch wenn die Zertifizierung von entsprechenden Fluggeräten, die technologische Präzisierung ebenso eine Herausforderung blieben wie die Akzeptanz in der Bevölkerung, die es zu erlangen gelte. Doch er ist sich sicher: „Definitiv in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts werden wir Demonstrationsflüge zugelassener Fluggeräte hier in Deutschland sehen.“