Mülheim. Der größte Gegner des Flughafens Essen-Mülheim wird nicht mehr in dessen Aufsichtsrat sitzen. Wie das Ausscheiden Waldemar Nowaks zu sehen ist.

Unermüdlich, mit großer Vehemenz hat Waldemar Nowak vom „Netzwerk Mülheimer Bürger gegen Fluglärm“ den Fortbestand des Flughafens Essen-Mülheims bekämpft. Lange Zeit schien Nowak ein Sieg sicher, jetzt wackelt der Flughafen-Ausstieg – und Nowak ist auch seinen Sitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft los.

Ohne Vorankündigung, ohne jegliches politisches Tamtam ging die bemerkenswerte Personalie einstimmig durch die vergangene Ratssitzung: Nach fast zehn Jahren im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft räumt Nowak seinen Sitz im Gremium „mit sofortiger Wirkung“, wie es hieß. Die grüne Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken wird Nowak folgen.

Mülheims Grünen-Fraktionschef: Wechsel im Aufsichtsrat schon lange ausgemacht

Auch interessant

Grünen-Fraktionschef Tim Giesbert sagte auf Nachfrage zur Begründung, dass der Personalwechsel im Aufsichtsrat schon zu Beginn der Ratsperiode mit Nowak abgesprochen worden sei. Nach dem Erfolg bei der Kommunalwahl sei seine Partei personell deutlich stärker im Stadtrat vertreten, da sei es folgerichtig, mit Stalleicken eine Vertreterin aus Reihen der Fraktion zu entsenden. Zumal Stalleicken durch ihr Wirken einst in der Initiative gegen üppige Baupläne an Oppspring und Tilsiter Straße mit Themen wie der Frischluftentstehung, die auch in der Debatte um die Flughafen-Zukunft eine Rolle spielten, bestens vertraut sei.

Auch Nowak gibt sich aufgeräumt mit der Entscheidung. Am Sonntag sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion, das Rotieren im Aufsichtsrat sei besprochen, „okay“ und werde ihm den weiteren Kampf gegen Fluglärm nun „fast angenehmer“ machen, sei er doch befreit von jenem Balanceakt, das Wirken in Aufsichtsrat und Netzwerk fein voneinander zu trennen.

Netzwerk startet Flugblatt-Aktion: Bürger sollen Lärmbeschwerden einreichen

Auch interessant

Als Zeichen für eine Wende der Grünen in der Frage, ob der Flughafen entgegen der weiterhin gültigen Beschlusslage über 2034 hinaus in Betrieb sein soll, wollen weder Giesbert noch Nowak den Personalwechsel im Aufsichtsrat verstanden wissen. „Es ist kein Signal für den Masterplan, kein Vorgriff auf ein Resultat des Prozesses“, so Giesbert mit Blick darauf, dass noch in diesem Jahr zwei Varianten für die Flughafen-Entwicklung im Stadtrat debattiert werden sollen – eine davon mit einem Fortbestehen des Flughafens. Auch sei der Wechsel im Aufsichtsrat nicht als Misstrauensvotum der Grünen gegen Nowak zu sehen. Dass der Wechsel jetzt vollzogen werde, sei darin begründet, dass sich Stalleicken nach der Wahl erst in Ruhe in die Flughafen-Themen habe einarbeiten sollen.

Nowak selbst wird sich jetzt auf die Netzwerk-Arbeit konzentrieren. Aktuell beklagt er, dass es rund zehn Prozent mehr als die zulässigen Flugbewegungen am Flughafen gebe, hauptsächlich verursacht von den dort ansässigen Flugschulen. Das Netzwerk habe eine Aktion gestartet, bei der Bürgerinnen und Bürger aufgerufen seien, ihre Beschwerden zum Fluglärm an das Netzwerk zu richten. 1500 von 5000 Flugblättern seien bereits verteilt, das Netzwerk registriere schon mehr als 50 Beschwerden.