Mülheim. Mülheim hat bereits acht Familiengrundschulzentren und es sollen noch mehr werden. Warum die Stadt darauf setzt – und was es den Familien bringt.

Wie schafft man es, dass Schulen Wohlfühlorte werden, die man nach dem letzten Klingelton nicht fluchtartig verlassen will? In denen man sich vielleicht sogar gern außerhalb des Unterrichts aufhalten mag? Und wo auch Eltern richtig gute Begegnungen haben können? In Mülheim hat man auf diese Fragen neuerdings eine klare Antwort: Man schafft Familiengrundschulzentren (FGZ) mit spannenden Angeboten. Acht dieser Treffpunkte gibt es in der Stadt – und es sollen deutlich mehr werden.

Das Konzept kommt an, sagt Brita Russack, Leiterin des städtischen Bildungsbüros. Man erreiche zusehends mehr Familien, die man sonst eher selten in Schulen antrifft. Und genau darum geht es: Vor allem in sozial eher schwierigen Stadtteilen soll es gelingen, mit Familien in Kontakt zu treten und zuverlässige Beziehungen aufzubauen. „Die Schulen wollen mit den Eltern nicht nur sprechen, wenn’s schwierig wird“, sagt Russack. „Wenn man schon schöne Sachen zusammen erlebt hat, dann klappt es auch miteinander, wenn es mal Probleme gibt.“ Die Erfahrung zeige: „Wenn Schulen nicht nur als Lern-, sondern als Lebensräume wahrgenommen werden, funktioniert das mit dem Unterricht besser.“

Acht Schulen sind bis dato zu Familiengrundschulzentren ernannt worden

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Acht Schulen sind bis dato zu Familiengrundschulzentren ernannt worden und das bedeutet auch, dass dort eine zusätzliche Kraft mit mindestens einer halbe Stelle eingestellt werden konnte, die eng mit Schulleitung und Lehrkräften zusammenarbeitet. Von diesem Modell profitieren bisher die GGS Styrum und die Brüder-Grimm-Schule in Styrum, die Erich Kästner-Schule und die Astrid-Lindgren-Schule in Dümpten, die Martin-von-Tours-Schule und die GGS Zunftmeisterstraße in der Innenstadt, die Schule am Dichterviertel in Eppinghofen sowie die GGS Filchnerstraße in Heißen.

Vier dieser Standorte werden laut Russack aus Mitteln des Landesschulministeriums finanziert und die anderen vier aus Mitteln der Mülheimer Leonhard-Stinnes-Stiftung, die das Budget aller acht Orte insgesamt noch aufstockt – und für den Zeitraum von drei Jahren insgesamt 1.641.600 Euro zur Verfügung stellt. Und was passierte danach? „Ich bin zuversichtlich, dass wir die acht bestehenden FGZ weiter finanziert bekommen“, so Russack, „und ich hoffe, dass wir noch neue dazubekommen.“ Im Koalitionsvertrag stehe ja schließlich, dass man das Programm landesweit ausbauen will.

Das FGZ-Personal orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen

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Beziehungsarbeit ist Aufgabe von Lehrkräfte, keine Frage – „doch sie haben dafür nicht unbegrenzt Zeit“, sagt Russack. Deshalb sei es eine große Hilfe, dass die zusätzlichen Kräfte sie unterstützen und für die Familien im Stadtteil tolle Sachen auf die Beine stellen können. Das FGZ-Personal orientiert sich an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort, veranstaltet Eltern-Cafés, Koch- oder Lese-AGs, lädt zum Fahrrad-Training ein oder zum Sprachkurs.

Partner aus dem Quartier werden eingebunden, etwa Familienzentren der Kitas oder Stadtteilbüchereien, der Sportpark Styrum, das Aquarius Wassermuseum oder das Jugendzentrum Stadtmitte. Und auch das Kommunale Integrationszentrum mit dem Mut-Café macht mit. Über offene Sprechstunden oder besondere Infoveranstaltungen nähern sich Schulen und Familien weiter an.

Eltern zeigen vermehrt Interesse daran, aktiv am Schulleben teilzunehmen

Zuletzt haben rund 15 Mütter der Zunftmeisterschule und aus dem Stadtteil an einem Eltern-Café des dortigen FGZ teilgenommen. Die Leitung fungiere immer häufiger als Sprachrohr zur Schule, stelle Kontakte her, von denen alle profitieren. Man könne schon jetzt sagen, dass „die Eltern vermehrt Interesse zeigen, am Schulleben teilzunehmen“, so Russack. Immer mehr brächten sich aktiv ein, äußerten Wünsche.

Das FGZ Filchnerstraße hat jüngst im Rahmen der Interkulturellen Woche am Stadtteilfest Eppinghofen International teilgenommen. Eltern haben den Stand mitorganisiert, landestypische Gerichte vorbereitet. Der Erlös ging an den Förderverein der Schule, der wiederum die Kinder unterstützt. Auch auf diesem Wege also nutzt den Kleinen die neue Kooperation.