Mülheim. Eltern ausländischer Herkunft haben es oft schwer, Deutsch zu lernen. Mit den Kaffeetreffs und anderen Angeboten des MUT-Programms („Mitmachen und trauen“), einer Initiative des Bildungsnetzwerks Eppinghofen, finden sie einen leichten Einstieg – auch in die Integration.

Zehn Frauen sitzen an den niedrigen i-Männchen-Tischen in einem Klassenzimmer der Grundschule am Dichterviertel in munterer Runde zusammen, trinken Kaffee und Wasser, einige haben selbst gebackene Süßigkeiten mitgebracht. Sie kommen aus der Türkei, aus dem Irak, aus dem Libanon. Hier sprechen sie einfach nur miteinander. Über ihre Kinder, die Schule, ihren Alltag. Sie sprechen Deutsch und das ist der Witz dabei. Aus der Mittwochsrunde ist in zwei Jahren ein umfassendes Konzept mit vielen Bausteinen entstanden, das vor allem Eltern anspricht und den Einstieg in eine gelungene Integration leicht machen soll.

Monika Wietz, Mitarbeiterin im Ganztagsbetrieb der Grundschule, hat die Kaffee- und Plauderrunde damals initiiert. Als ihr auffiel, dass Kinder für ihre Mütter dolmetschen müssen. Halime Cakir-Nurdogan, Stadtteilkoordinatorin im Bildungsnetzwerk Eppinghofen, entwickelte den Treff weiter zum Programm „Mitmachen und trauen“, kurz MUT. Mittlerweile gibt’s in der Stadtteilarbeit in Eppinghofen und Styrum ganz viele mutige Ansätze: Ein weiteres Café in der Styrumer Lindgren-Schule, Näh- und Kochkurse. Und als Frauen selbst vorschlugen, sie würden gern Radfahren lernen, gab’s auch dafür ein Kursangebot.

Gespräche über Alltag, Schule, Politik

Träger des MUT-Cafés an der Bruchstraße ist seit einem Jahr das Familienbildungswerk der AWO. Leiterin Monika Donisch: „Ziel aller dieser Angebote ist, dass Eltern aller Kulturen die deutsche Sprache erlernen. Da schauen wir immer, wo können wir ansetzen und fördern.“ Daneben gebe es viele kleinere Ziele: Die Frauen sollen sich gegenseitig stärken, sollen Infos austauschen über ihren Alltag, über Familie, Schule und Politik. Und: „Wir wollen bewusst machen, wie wichtig Sprache auch bei der Begleitung der Kinder ist.“ Wichtig sei zudem, dass die Frauen sich gegenseitig stützen und hier ein Angebot finden, Isolation zu durchbrechen, erklärt Hatice Genc, Leiterin des Cafés. Es klingt einfach, funktioniert aber trotzdem (oder gerade deswegen). Eine Libanesin aus der Runde erzählt, ihr sei es wichtig, „Deutsch zu hören“. Eine junge Irakerin, erst seit zwei Jahren im Land, kann sich bereits prächtig verständigen. Das MUT-Café habe ihr dabei „wirklich geholfen“, sagt sie.

Ausweitung auf andere Standorte ist gewünscht

Die Stadt unterstützt das MUT-Konzept für Eppinghofen und Styrum. Angebote für Migranten, Deutsch zu lernen, müssten vor Ort leicht erreichbar sein, urteilt Mülheims Sozialdezernent Ulrich Ernst. „Wir müssen möglichst nah ‘ran an die Menschen.“ Auch wenn die Stadt hier überwiegend Fremdmittel einsetzt (von Stiftungen oder Förderungen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) ist ihr das Angebot wichtig. Ernst: „Es geht hier um sehr überschaubare Beträge. Darum ist es wertvoll, dass wir mit wenig Geld viel erreichen.“

Vom MUT-Konzept profitieren auch die Gastgeber, in Eppinghofen etwa die Grundschule. „Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist bei uns ganz zentral. Ich würde die Schule gerne noch weiter öffnen“, sagt Rektorin Nicola Küppers.

Eine Ausweitung des MUT-Programms auf andere Standorte in beiden Stadtteilen ist gewollt. Infos dazu bei Halime Cakir-Nurdogan, 455 51 89.

Im besten Falle sind die Angebote aus dem Programm MUT „die Aufwärmphase“, urteilt Gilberte Raymonde-Driesen. Anschließen könne sich daran ein (Eltern-)Integrationskurs mit 900 Stunden Sprachunterricht und 60 Stunden Gesellschaftslehre, so die Mitarbeiterin der Schulungsgesellschaft sfs. Raymonde-Driesen: „Aber mit MUT lernen Eltern, die Schwelle zu überschreiten.“